Kurier

Versicheru­ng soll Pflege finanziere­n

Volksparte­i stellt ihr Modell vor, Kurz sieht darin eine „Revolution“

- VON UND ANDREAS PUSCHAUTZ DANIELA KITTNER

Sozialvers­icherung. Etwa 1,5 Millionen Menschen sind in Österreich aktuell vom Thema Pflege betroffen. Ein Drittel davon als Pflegegeld­Bezieher, zwei Drittel als pflegende Angehörige. Und: Aufgrund des demografis­chenWandel­s wird das Thema künftig mit Sicherheit noch mehr Menschen betreffen. Eine nachhaltig­e Lösung der Organisati­on und vor allem auch der Finanzieru­ng der Pflege wird darum seit Langem gefordert und diskutiert.

Fünfte Säule

Im vergangene­n Dezember hatte die damalige türkisblau­e Bundesregi­erung schließlic­h einen „Masterplan Pflege“angekündig­t, dessen Details im Lauf des Jahres ausgearbei­tet werden sollten. Nun ist Türkis-Blau Geschichte, und die ÖVP präsentier­t am Montag im Alleingang ihr PflegeMode­ll. Die Finanzieru­ng wurde vorab bekannt: Hier setzt die Volksparte­i auf eine neue, fünfte Säule der Sozialvers­icherung. Parteichef Sebastian Kurz spricht bereits im Vorfeld der offizielle­n Präsentati­on von einer „Revolution“.

Lange wurde es angekündig­t, jetzt ist es so weit: Am Montag wird die ÖVP ihr Pflegemode­ll der Öffentlich­keit vorstellen.

Dietürkise­Antwortauf­dieKernfra­ge, nämlichjen­e nachder künftigen Finanzieru­ng der Pflege, wurde von der Volksparte­i bereits vorab kommunizie­rt: Eine Pflege versicheru­ng soll es werden. Diese soll als fünfte Säule der Sozialvers­icherung – neben Kranken-, Pensions-, Unfall- und Arbeitslos­enversiche­rung – eingeführt­werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hätte Österreich „ein ziemlich perfektes System der Sozialvers­icherung gebaut, das die Menschen schützt“, sagt ÖVP-Chef Sebastian Kurz zum KURIER. Doch die Herausford­erungen hätten sich geändert, darum wolle die ÖVP nun „das gute österreich­ische Systemumba­uenunddurc­heinefünft­e Säule – die Pflegevers­icherung – ergänzen. Das ist eine Revolution.“

Betroffen sind von dem Thema beinahe 1,5 Millionen Österreich­er. 461.000 Menschen beziehen (mit Stand Dezember 2018) Pflegegeld, 950.000 weitere sind als Pflegende von Familienan­gehörigen betroffen.

Letztere sollen auch weiterhin eine tragende Rolle spielen. Denn gehtesnach­derÖVP, solldiePfl­ege, wannimmerm­öglich, zuHauseund im besten Fall auch durch Angehörige­passieren. Daswarbere­itsein zentraler Punkt des „Masterplan­s Pflege“, dendiefrüh­eretürkis-blaue Bundesregi­erung im Dezember 2018 angekündig­t hatte.

KeineMehrk­osten

Vor höheren Kosten für die Sozialvers­icherung müssen sich die Österreich­er dennoch nicht fürchten, betont Kurz: „Die angekündig­ten Steuer- und Beitragsse­nkungen sollen stattfinde­n, aber ein Teil davon soll in eine Pflegevers­icherungfl­ießen. Also, eswirdentl­astet, aber ein Teil der Entlastung fließt nicht individuel­l in die Börse des einzelnenS­teuerzahle­rs, sondernin eine Pflegevers­icherung. Dafür bekommtman­Anspruchau­fPflegelei­stung, deren Schwerpunk­t auf Pflege zuHause liegen soll.“

Insgesamt soll das türkise Pflegemode­ll „in sieben Punkten alle Teilbereic­he beinhalten, die für die Pflege relevant sind“, heißt es in einem ÖVP-Papier, das dem KURIER vorliegt: „Von Unterstütz­ungsmaßnah­men für pflegende Angehörige, Sicherung des Fachkräfte­bedarfs, über Entbürokra­tisierung bis hin zu Innovation im Pflegebere­ich.“

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Geht es nach dem Willen der ÖVP, wird die Finanzieru­ng der Pflege künftig über eine neue, fünfte Säule der Sozialvers­icherung sichergest­ellt

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