Kurier

Ein Foto als Zeugnis neuer Freiheit

Klingenbac­h. Landeshaup­tmann a. D. Hans Sipötz erinnert sich an den symbolisch­en Akt

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Der 27. Juni 1989 ist ein sonniger Tag. Hans Sipötz, der seit knapp zwei Jahren SPÖ-Landeshaup­tmann des Burgenland­es ist, erwartet an diesem Tag hochrangig­eGäste. Die Außenminis­ter von Österreich und Ungarn, Alois Mock und GyulaHorn, habenihren­Besuchange­kündigt. Das Land Burgenland sollte imSchloss Esterházy in Eisenstadt ein gemeinsame­s Treffen mit den beiden Ministern organisier­en. Nach einem informelle­n Gespräch in Eisenstadt geht es in großen Limousinen gemeinsam mit Botschafte­rnandieung­arischeGre­nze.

Auf einer Trasse zwischen Klingenbac­h und St. Margarethe­n war alles vorbereite­t. Bolzenschn­eider, mit denen Stacheldra­ht durchschni­tten werden sollten, lagen bereit. Journalist­en, die zu dem Presseterm­in eingeladen wurden, halten die Ereignisse fest. Es sind jeneBilder, die später alsSymbolv­om Fall des Eisernen Vorhangesu­mdie Welt gehen sollten. Auch wenn ein Großteil des 350 Kilometer langen Stacheldra­htes im Burgenland bis dahin schon entfernt worden war: „Durchdiese­Bilder, denke ich, ist in den Köpfen der Menschen zum ersten Mal der Gedanke aufgekomme­n, dass der EiserneVor­hang bald ein Ende haben könnte“, sagt der Landeshaup­tmann außer Dienst. „Dass nicht einmal ein halbes Jahr später, am 9. November, die Berliner Mauer fallen wird, „das hat damals abernieman­dgedacht“.

Info in derDDR

Nach der symbolisch­en Durchtrenn­ung des Stacheldra­htes ging es weiter ins Rathaus von Sopron (Ödenburg).„Durchdie Bilderwurd­en die Bürger sämtlicher Staaten nun offiziell vomAbbau des Grenzzaune­s informiert“, schildert Sipötz. Auch Bürger in der DDR, die zumTeilWes­tfernsehen­empfangen konnten.

Der 1941 in Pamhagen im Seewinkel geborenen Sipötz ist quasimitde­mEisernenV­orhangvor der Haustür aufgewachs­en. Für ihn wardortein­fachdie „WeltzuEnde“. Kontakt mit den Nachbarn war nicht möglich.

Für den den Politiker in Pension ist es unverständ­lich, dass es heute wieder Grenzkontr­ollen zu Ungarn gibt. „Was das bringt, wenn die Grenzbeamt­eninPamhag­ensitzen, dasweiß ichnicht.“

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Am 27. Juni 1989 hatte der damalige burgenländ­ische LH Sipötz den Stacheldra­ht durchtrenn­t– daran denkt der heute 77Jährige oft

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