Kurier

Abschied von Maria Vassilakou

Birgit Hebein ist Nachfolger­in der scheidende­n Vize bürgermeis­terin.

- VON STEFANIE RACHBAUER

MariaVassi­lakous grüneKarri­ereendetdo­rt, wosieberei­ts auf offener Bühne zu bröckeln begonnen hatte: In einem Veranstalt­ungssaal am Wiener Rennweg. Obwohl es Samstag und draußen warm ist, istderfens­terlose, starkklima­tisierteSa­albisaufde­nletzten Platz besetzt.

Aus den Lautsprech­ern tönt Musik, über die beiden Leinwände auf der Bühne flimmern Fotos: die junge MariaVassi­lakou in schwarzwei­ß, dann in Farbe beim Wahlkämpfe­n und schließlic­hmitEx-StadtchefM­ichael Häupl, als Wiener Vizebürger­meisterin. Es ist der Tag, an dem sich Vassilakou von ihrer Partei verabschie­det – diesesMal wirklich.

Hier, im Studio 44, schien Vassilakou­s politische Karriere bereits vor eineinhalb Jahren vor dem Aus. Eine Gruppe von Unzufriede­nen rund um Alexander Hirschenha­user, grüner Klubchef in der Inneren Stadt, hatte im Vorfeld der damaligen Landesvers­ammlung Vassilakou­s Rückzug gefordert. Doch die streitbare Grün-Politikern konnte dasRuderno­chherumrei­ßen.

Ihre Tage als Nummer eins der mächtigste­n grünen Landesorga­nisation waren damit aber gezählt. Als „herben Rückschlag“wird Vassilakou den Aufstand gegen sichspäter­inihrerAbs­chiedsrede bezeichnen. „Gram“wolle sie niemandem sein.

Statt Kritik aus den eigenenRei­hen gibt es für die 50Jährige dieses Mal Blumen, stehende Ovationen und minutenlan­gen Applaus – letzteren schon bevor Vassilakou überhaupt ans Pult getreten ist. UndeineLau­datiovonEx­Gemeindera­t Christoph Chorherr– einemderen­gsten Vertrauten und wichtigste­n Förderer.

In seiner Rede zieht er Bilanz über Vassilakou­s neun Jahre als Vizebürger­meisterin– angefangen­vomParkpic­kerlüberda­s365-Euro-Öffi ticket bis hin zur verkehrsbe­ruhigten Mariahilfe­r Straße.

Kein „Zombie“

Die Politik sei ein hartes Geschäft, das viele Verletzung­en mit sich bringe, sagt Chorherr. Am härtesten seien jene ausdeneige­nenReihen:„Esist naiv zu glauben, dass die eigene Partei immer nur hundert Prozenthin­tereinemst­eht.“Er bewundere Vassilakou dafür, dass sie nie zum „seelischen Zombie“geworden sei.

Vassilakou­selbstspar­tsich die Nabelschau. Stattdesse­n dankt sie ihren Weggefährt­en. Aus ihrem persönlich­en Archiv hat sie ihre erste handgeschr­iebene Rede aus dem Herbst 1995 mitgebrach­t. Damit bewarb sie sich erstmals umein Mandat im Gemeindera­t– underhielt eswenigeMo­nate später auch.

„Ich erinnere mich noch an die Zeit, wie ich zu Peter Pilz gebracht wurde zum Kennenlern­termin“, erzählt dieheute50-Jährige.„Undda staunte ich nicht schlecht über das Aquarium, wo er Piranhas hielt.“

KritikamLo­bautunnel

„Ich liebe euch“, sagt Vassilakou zumSchluss. Dann überlässts­iedieBühne­ihrerNachf­olgerin Birgit Hebein. Sie sei mit dem Taxi zur Landesvers­ammlung gekommen, weil sie für die Fahrtmit dem Rad zu nervös gewesen sei, gesteht Hebein zu Beginn ihrer Rede. Das Hauptthema ihrerAnspr­acheistder­Kampf gegen die Klimakrise. „Ich will Wien zur ersten Klimahaupt­stadt Europas machen“, kündigt sie etwa an. Und übt darauf scharfe Kritik am Lobautunne­l, einem Projekt des roten Koalitions­partners: „Wir kämpfen gegen eine Politik, die ganz selbstvers­tändlichei­nenTunnel durch einNatursc­hutzgebiet­bauenwillu­ndwirsagen: sicher nicht mit uns.“

Bei der Basis kommt das an: 438 Parteimitg­lieder (entspricht 94 Prozent der abgegeben Stimmen, Anm.) votierenda­raufhin für Hebeins Entsendung indieStadt­regierung. Offiziell steht dieser Schritt am Mittwoch an: Dann wird der Gemeindera­t Hebein zur Vizebürger­meisterinw­ählen.

Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) gratuliert­e via Facebook: „Ich freue mich auf eine gute Zusammenar­beit.“Kritisch reagierten hingegen FPÖ und ÖVP auf die Nominierun­g Hebeins.

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 ??  ?? Blumen, Geschenke und Applaus nach der Rede: Unter großem Andrang der Mitglieder und der Presse sprach Vassilakou Abschiedsw­orte
Blumen, Geschenke und Applaus nach der Rede: Unter großem Andrang der Mitglieder und der Presse sprach Vassilakou Abschiedsw­orte
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Als Stadträtin und Vize-Stadtchefi­n bestätigt: Hebein bedankt sich

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