Abschied von Maria Vassilakou
Birgit Hebein ist Nachfolgerin der scheidenden Vize bürgermeisterin.
MariaVassilakous grüneKarriereendetdort, wosiebereits auf offener Bühne zu bröckeln begonnen hatte: In einem Veranstaltungssaal am Wiener Rennweg. Obwohl es Samstag und draußen warm ist, istderfensterlose, starkklimatisierteSaalbisaufdenletzten Platz besetzt.
Aus den Lautsprechern tönt Musik, über die beiden Leinwände auf der Bühne flimmern Fotos: die junge MariaVassilakou in schwarzweiß, dann in Farbe beim Wahlkämpfen und schließlichmitEx-StadtchefMichael Häupl, als Wiener Vizebürgermeisterin. Es ist der Tag, an dem sich Vassilakou von ihrer Partei verabschiedet – diesesMal wirklich.
Hier, im Studio 44, schien Vassilakous politische Karriere bereits vor eineinhalb Jahren vor dem Aus. Eine Gruppe von Unzufriedenen rund um Alexander Hirschenhauser, grüner Klubchef in der Inneren Stadt, hatte im Vorfeld der damaligen Landesversammlung Vassilakous Rückzug gefordert. Doch die streitbare Grün-Politikern konnte dasRudernochherumreißen.
Ihre Tage als Nummer eins der mächtigsten grünen Landesorganisation waren damit aber gezählt. Als „herben Rückschlag“wird Vassilakou den Aufstand gegen sichspäterinihrerAbschiedsrede bezeichnen. „Gram“wolle sie niemandem sein.
Statt Kritik aus den eigenenReihen gibt es für die 50Jährige dieses Mal Blumen, stehende Ovationen und minutenlangen Applaus – letzteren schon bevor Vassilakou überhaupt ans Pult getreten ist. UndeineLaudatiovonExGemeinderat Christoph Chorherr– einemderengsten Vertrauten und wichtigsten Förderer.
In seiner Rede zieht er Bilanz über Vassilakous neun Jahre als Vizebürgermeisterin– angefangenvomParkpickerlüberdas365-Euro-Öffi ticket bis hin zur verkehrsberuhigten Mariahilfer Straße.
Kein „Zombie“
Die Politik sei ein hartes Geschäft, das viele Verletzungen mit sich bringe, sagt Chorherr. Am härtesten seien jene ausdeneigenenReihen:„Esist naiv zu glauben, dass die eigene Partei immer nur hundert Prozenthintereinemsteht.“Er bewundere Vassilakou dafür, dass sie nie zum „seelischen Zombie“geworden sei.
Vassilakouselbstspartsich die Nabelschau. Stattdessen dankt sie ihren Weggefährten. Aus ihrem persönlichen Archiv hat sie ihre erste handgeschriebene Rede aus dem Herbst 1995 mitgebracht. Damit bewarb sie sich erstmals umein Mandat im Gemeinderat– underhielt eswenigeMonate später auch.
„Ich erinnere mich noch an die Zeit, wie ich zu Peter Pilz gebracht wurde zum Kennenlerntermin“, erzählt dieheute50-Jährige.„Undda staunte ich nicht schlecht über das Aquarium, wo er Piranhas hielt.“
KritikamLobautunnel
„Ich liebe euch“, sagt Vassilakou zumSchluss. Dann überlässtsiedieBühneihrerNachfolgerin Birgit Hebein. Sie sei mit dem Taxi zur Landesversammlung gekommen, weil sie für die Fahrtmit dem Rad zu nervös gewesen sei, gesteht Hebein zu Beginn ihrer Rede. Das Hauptthema ihrerAnspracheistderKampf gegen die Klimakrise. „Ich will Wien zur ersten Klimahauptstadt Europas machen“, kündigt sie etwa an. Und übt darauf scharfe Kritik am Lobautunnel, einem Projekt des roten Koalitionspartners: „Wir kämpfen gegen eine Politik, die ganz selbstverständlicheinenTunnel durch einNaturschutzgebietbauenwillundwirsagen: sicher nicht mit uns.“
Bei der Basis kommt das an: 438 Parteimitglieder (entspricht 94 Prozent der abgegeben Stimmen, Anm.) votierendaraufhin für Hebeins Entsendung indieStadtregierung. Offiziell steht dieser Schritt am Mittwoch an: Dann wird der Gemeinderat Hebein zur Vizebürgermeisterinwählen.
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gratulierte via Facebook: „Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.“Kritisch reagierten hingegen FPÖ und ÖVP auf die Nominierung Hebeins.