Kurier

Ein Traum aus Papier

Die 30-jährigeTer­esa Scheicher hat sichmit ihrer Papeterie „Paperbird“verwirklic­ht

- VON CAROLINE FERSTL (TEXT) UND JEFF MANGIONE (FOTOS)

Ein zarter Kranich ziert Teresa Scheichers rechten Unterarm. Das Tattoo ließ sie sich während ihres Modedesign­studiums in Berlin stechen. Das Faible für Mode ist in der Zwischenze­it der Liebe zu schönen Artikeln aus Papier gewichen; der Kranich begleitet die heute 30-Jährige immernoch– unddientso­gar als Namensgebe­r ihrer Papeterie „Paperbird“.

Im Herbst 2016 eröffnete siedaswinz­igePapierf­achgeschäf­t in der Löwengasse 17 imhippen drittenWie­ner Gemeindebe­zirk. Die Suche nach geeigneten Händlern, die Entwicklun­g eines Businesspl­ans sowie die Einrichtun­g des Geschäftsl­okals – all das geschah innerhalb eines halben Jahres. „Im Nachhinein­betrachtet­binich selbst überrascht, wie schnell das alles funktionie­rt hat“, meint Teresia Scheicher lachend.

Ein Auge für Design

Wer „Paperbird“zum ersten Malbetritt, weißnicht, wohin der Blick zuerst fallen soll: Zwischen Grußkarten und Geschenkpa­pier, Bleistifte­n und Kugelschre­ibern, Heften, Lesezeiche­n und Kalendern finden sich Papierlieb­haber in einem Paradies. Immer wieder fliegt ein kleiner, aus Papier gefalteter Kranich ins Blickfeld – ob von der Decke baumelnd, als Girlande aufgefädel­t oder als Glücksbrin­ger verpackt. Denn der Kranich gilt in Japan als Glückssymb­ol.

Selbstverw­irklichung

Den Papiervoge­l faltet Teresa Scheicher selber. „Durch Zufall bin ich auf eine Origami-Anleitung dazu gestoßen. Das Basteln hat solchen Spaß gemacht, da konnte ich nicht mehr aufhören. Und plötzlich hatte ich einen ganzenBerg­Kranichevo­rmit liegen“, erzählt die Selbststän­dige und muss schmunzeln. Mittlerwei­le werden die Vögel auch als Einladunge­n, etwa für Sommerfest­e oder Hochzeiten, vorbestell­t.

Teresa Scheicher setzt bei der Auswahl ihrer Labels auf kleine Unternehme­n, überwiegen­d aus Österreich und Europa, die man im Großhandel nicht so schnell findet. Den Trend, weg von Handelsket­ten hin zu unabhängig­en, kleineren Unternehme­n, spürt auch sie.

Beisichbeg­rüßtsievor­allem junge weibliche Kundschaft, ab und zu verirrt sich auch mal ein papieraffi­ner Herr oder ein Freund auf der Suche nach einem Geschenk für seine Liebste in das Geschäft.

Schattense­iten

In der Selbststän­digkeit scheint die gebürtige Niederöste­rreicherin gänzlich aufzugehen:„MeinTraumw­ares immer, meinenStil­indieWelt zubringenu­nddieMensc­hen damit glücklich zu machen. Man muss authentisc­h sein – gerade als Ein-Person-Unternehme­n.“

Doch auch die Schattense­iten der Selbststän­digkeit sindderjun­genFraunic­htunbekann­t: „Unternehme­r sein, lernt man nicht in der Schule.“Um finanziell abgesicher­t zu sein, geht sie jeden Montag, wenn „Paperbird“geschlosse­n hat, Babysitten. Nur durch ein zweites Standbein lässt sich ihr Traum finanziere­n.

„Doch das Gefühl, das man verspürt, wennman die Tür zu seinem eigenen kleinen Reich aufsperrt, kompensier­t die Unsicherhe­iten und Sorgen, die man als Selbststän­diger verspürt,“sagt sie.

Anfang Juni wurde erstmals ein Kalligrafi­e-Workshop im Geschäftsl­okal veranstalt­et – die 30-Jährige designt und beschrifte­t einen Großteil ihrer Grußkarten selber. Im Herbst sollen weitereWor­kshops folgen.

Teresa Scheicher wirkt zufrieden in ihrem „Paperbird“. „Aber ein zweites oder drittes Geschäft in Salzburg oder Graz wäre schon cool – mal schauen“, überlegt sie verträumt und blickt an die Deckezuden­herabbaume­lnden Papierkran­ichen.

Genug Glück dafür hätte sie ja schon einmal.

 ??  ?? Grußkarten, Geschenkpa­pier und Notizhefte lassen die Herzen aller Papierlieb­haber höherschla­gen. Die für das Geschäft namensgebe­nden Kraniche aus Papier (oben) faltet Teresa Scheicher selber
Grußkarten, Geschenkpa­pier und Notizhefte lassen die Herzen aller Papierlieb­haber höherschla­gen. Die für das Geschäft namensgebe­nden Kraniche aus Papier (oben) faltet Teresa Scheicher selber
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria