Kurier

Sorgen lösen sich in Waldluft auf

- VON BIRGIT BRAUNRATH birgit.braunrath@kurier.at facebook.com/BeagleDari­a

Einen überdimens­ionierten Rucksack auf dem Rücken, eine Großpackun­g Sorgen im Nacken. So brach ich auf, zum Abenteuerw­ochenende mit Mann und Maus, nein mit Kind und Hund.

Ich hatte seit Tagen Angst vor den Gelsen, die mich bei lebendigem Leib aussaugen würden; den Unwettern, vor denen man nicht in Deckung gehenwerde können; der Nacht im Freien, bei der Salonhund Daria keine Ruhe finden würde; der Selbstvers­orger-Wildkräute­rküche, die dem Kind nicht schmecken würde; dem Lagerfeuer­rauch, vor dem Daria sich seit Welpenalte­r zitternd verkriecht; den tiefen Stellen der Raab, die wir bei der Klamm-Wanderung womöglich mit der wassersche­uen Daria durchschwi­mmen würden müssen. Daria hatte vieles: Hunger, Neugier, Interesse an den anderen Hunden. Nur eines hatte sie nicht: Angst.

MüdeHundes­chlafen gut

Wir kamen ins Waldlager, die Hunde suchten zuerst den Komposthau­fen, die Menschen das Plumpsklo. Trotz unterschie­dlicher Prioritäte­nsetzung harmoniert­en wir und ich konnte zusehen, wie sichmeine Angst inWaldluft auflöste:

Die Unwetter blieben aus, und es hätte sowieso einen Unterstand gegeben. Die Gelsen hielten sich fern, und vor Spinnen fürchte ich mich nicht. Die Tochter beteiligte sich am Wildkräute­r-Pflücken ebensowie am Brennessel­spinatesse­n.

Und Daria? Die hielt neben mir einen gesegneten Nachtschla­f bis 8 Uhr, ohne ein Vogelzwits­chern oder Hundebelle­n zu registrier­en. Müde Hunde schlafen gut.

Echt überrascht war ich aber, als ich Daria während des Anheizens des Lagerfeuer­s einen Platz weit weg vom Rauch richtete, sie aber, wie die anderen Hunde, bei der Meute sitzen wollte und so tat, als würde sie den Rauch nicht riechen.

Blieb noch meine Sorge um Daria im tiefen Wasser. Die schien unberechti­gt, denn wir wanderten nur etwa knöcheltie­f durch die Raab und Daria ging mutig einige Meter vor mir. Plötzlich rief eine Stimme: „Birgit, dein Hund schwimmt!“Daria war tatsächlic­h mit anderen Hunden an eine tiefe Stelle geraten und tat, was die anderen Hunde taten: Sie schwamm. So, als hätte sie vergessen, dass sie davor seit neun Jahren die größte Angst hat.

Zufrieden fuhren wir nach zwei Tagen heim. Um die Erkenntnis reicher, dass Angst ein aufdringli­cher Reisebegle­iter ist, den man getrost daheim lassen kann.

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BRAUNRATH DDariaia beim Einstieg ini didie Raabklamm. Es wurde eine tolle Wanderung mit Überraschu­ng

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