Kurier

Charme-Offensiven

Die vielen Facetten der Eifersucht und die Frage: Wo ziehen wir die Grenzen? Womöglich geht es am Ende doch nur um zweierlei Selbstwahr­nehmungen

- VON GABRIELE KUHN & MICHAEL HUFNAGL

Sie Aus der Reihe „Große Beziehungs­themen“: die Eifersucht. „Nicht mein Thema“, sagt Mr. Superlässi­g von nebenan da beiläufig und garniert den Satz mit einer Extraporti­on Ich-steh’-voll-über-den-Dingen. Ja, offenbar ist es mir gelungen, ihm das Gefühl zu geben, er sei der einzig Wahre. Genauer betrachtet, vermittelt er sich dieses Gefühl aber eher selbst.

Applaus für den Traum-Mann

Ich kenne ihn gut, ich kenne ihn in- und auswendig, daher behaupte ich: AmMorgen, wenn er vorv dem Badezimmer­spiegel steht und sich die Zähne Z poliert, sieht er etwas, von dem er zutie efst überzeugt ist: sich selbst. Der Traum-Mann n, der Traum-Papa, der Traum-Schwiegers­ohn. - So einer braucht nicht eifersücht­ig auf irgendwas zu sein. So einer IST einfach. Applaus! An Selbstbewu­sstsein mangelt es Hufnagl, mein Name ist Hufnagl tatsächlic­h nicht. Ich will ehrlich sein: Darum beneide ich ihn manchmal ein bisschen. Denn, im Gegensatz zu ihm, bin ich nämlich sehr wohl eifersücht­ig. - Nicht oft, aber es kommt immer wiede er einmal vor. Wasmich von ihm unterschei­d det: Ich kommunizie­re das unmissvers­tändlich h und rate ihm dann dringend, seine Hui-wi ie-lustigmzud­efinievers­teht. Grenzöffnu­ngs-Phase wieder ein bisserl um ren. Nicht einfach. Weil er es nicht Seinem (Selbst-)Verständni­s nach muss ein Typ der Sorte Hufnagl, mein Name ist Hufnagl rein naturgemäß seinen Charme wie im Wind tanzende Löwenzahns­chirmchen verbreiten. Am besten global. Dann schaut er mich mit treuherzig­em Blick an und sagt: „Bitte nicht böse sein. Ich kann nix dafür. Ich bin so.“Da erwidere ich meist: Aja, stimmt, du bist im Grunde sehr arm und breche auf, um für ihn in einer kleinenWal­dkapelle ein Kerzlein zu entzünden. „Schatzi, geht’s noch?“: 14. 7., Summerstag­e; 30. 9., 26. 10., 11.11., Rabenhof; 3. 10. Bettfedern­fabrik; 11.10. Burg Perchtolds­dorf Er Selbstvers­tändlich bin ich im Grunde meines Herzens auch eifersücht­ig. Das verlangt doch schon der Respekt vor meiner Frau, im Sinne allergrößt­er Wertschätz­ung. Wer liebt, hat wohl immer auch ein bisserl Angst, dieses Gefühl zu verlieren. Aber ich gestehe, dass mich die Eifersucht nicht ständig begleitet, sondern nur in sehr seltenen Ausnahmesi­tuationen auf ein Hupferl vorbeischa­ut. Denn inWahrheit mag ich den Satz von Miguel de Cervan Cervantes, der als Lebensweis­heit den Blick aufs Wesentlich­e so wunderbar schärft: „Die Eifersucht lässt dem m Verstand niemals genügend Freiheit, um die e Dinge zu sehen, wie sie sind.“

Fr röhlichesG­emüt

Heißt, H ganz banal in den Alltag übersetzt: W Würde jede liebenswer­te Geste meiner Frau, jede intensive Zuwendung, jedes empathisch­e Lächeln, das nicht mir gilt, eine Sorge in mir auslösen, hätte ich bis zum Narrischwe­rden verdammt viel zu tun – sie kann das nämlich ziemlich gut, dieses d Charmantse­in. Die Liebste ist aber ei iner sonderbare­n Selbstwahr­nehmung fol lgend von der Überzeugun­g beseelt, gar kein ne bedenklich­en Sonnygirl-Attitüden zu besitze en. Während mein offenes, fröhliches, Gemüt mmitunter nicht mit jener Grenzziehu­ng, die sie sich wünscht, w harmoniert. Sie sagt dann als Beobachter­in gerngerne halbkrypti­sche Sätze wie: „Irgendwie interessan­te Frau, gell?“Oder: „Du schaust schon wieder so.“Oder: „Freut mich, dass dir offenbar nicht fad ist.“Oder (gar nicht kryptisch): „Wir sollten jetzt besser gehen.“Denn eines ist klar: Als Meisterin der unterdrück­ten Emotion wird gnä Kuhn eher nicht in die Geschichte der großen Liebe eingehen. Ihr Motto ist: Sagen, was ist. Und das sofort. Da kann es schon einmal vorkommen, dass wir uns auf einem Sommerfest zu einer fein formuliert­en Befindlich­keitsdebat­te hinter eine Thujenheck­e zurückzieh­en. Bis ich dann irgendwann frage: „Alles klar, was jetzt?“Und sie sagt: „Wie wär’smit küssen?“Weil: Gute Ideen entwickeln, das kann sie.

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