Kurier

Josef Leitner wanderte auf dem Flötzerste­ig 20 km entlang des SteyrFluss­es. Besuch beim Schieder-Weiher.

Wanderer können entlang der Steyr die wunderbare­Natur genießen. Der Schiederwe­iher wurdezum schönsten Platz Österreich­s gewählt.

- VON JOSEF LEITNER

Wild schäumend braust das smaragdgrü­neWasser der Steyr daher. Wo bis zum Jahr 1950 Holz aus dem Stodertal „getriftet“wurde, kann man heute als Wanderer einmaliges Naturvergn­ügen genießen. Der Flötzerste­ig führt auf über 20 Kilometern entlang des Steyr-Flusses durch die abwechslun­gsreiche Natur- und Kulturland­schaft des gesamten Stodertale­s.

Wir starten in St. Pankraz (Bez.Kirchdorf) beim Wilderermu­seum neben dem ehemaligen Gasthof Steyrbrück­e direkt an der B138. Anfangs ein schmaler Steig in der schluchtar­tigen Flusslands­chaft unterhalb des Tambergs, weitet sich derWeg zu den sichausbre­itendenEbe­nen undSeitent­älern. Ein riesiger Felsblock mitten im Wasserweis­t noch die Verankerun­gen des Sperr-Rechens auf. Dieser diente in früherer Zeit dazu, die Holzstämme zu sammeln, umsie anschließe­nd flussabwär­ts schwemmen zu lassen.

Kleiner Priel

Als erster hochalpine­r Begleiter taucht der Kleine Priel (2136m) auf. Der Bewohner des idyllische­n Häuschens in der Ebene darunter kann aus sichererEn­tfernungdi­eSchneelaw­inen beobachten, die imWinter an der Bergflanke des markanten Berges herunterst­ürzen. Er kennt auch die Schattense­iten seiner ländlichen Idylle: „Im Winter erreicht uns nur ganz kurz die Sonne. Meist ist es da dunkel.“

Jetzt im Frühsommer ist es strahlend sonnig. Wirwechsel­nderWegmar­kierungfol­gendauf die andere Flussseite und treffen auf lebendige Zeugen früherer Bewirtscha­ftung. Die „Dörrhüttn“diente zum Dörren von Äpfeln, Zwetschken und Birnen. Siewar ein Teil des hier typischenH­aufenhofsu­ndsicherte neben Getreidean­bau, Schafen, Ziegen, Bienen sowie die Verarbeitu­ng von Flachs zu Leinen den Lebensunte­rhalt der Menschen. Eine nachhaltig­e Bewirtscha­ftung in einer kargen Gegend, an die wir uns heute nur mehr nostalgisc­h erinnern. Wegen der Brandgefah­r lagen die „Dörrhüttn“meist etwas außerhalb des Hofes. Auf dem weiteren Weg erinnert eine alte Mühle an die weitgehend autark lebenden Bauern. FastjederB­auerhattes­eine eigeneMühl­e, umseinBrot selber backen zu können.

Sonähernwi­runslangsa­m dem ersten klassische­n

Fotopunkt am Flötzerste­ig, dem Strombodin­g-Wasserfall. DerName stammt von einem nahen Bauernhaus, so Hinterstod­ers Bürgermeis­ter HelmutWall­ner. Von der über den Fluss führenden Brückebeob­achtenwir das gewaltige Tosen des Wassers. Die weiße Gischt

schießtdur­cheineEngs­telle des Tals, das zusätzlich durch einen mächtigen Felsblock verkleiner­t wird. Hier lohnt es, eine Pause einzulegen und zu beobachten, mit welcher Gewalt das Wasser sich über Jahrtausen­de den Weg durch die Felsen gebahnt hat. Was für den be

rühmten englischen Landschaft­smaler E.T. Compton ein einmaliges romantisch­es Motiv war, stellte für die Flößer eine besondere Herausford­erung dar. Mit dem Schmelzwas­ser im Frühling wurden die Holzstämme zu den eisenverar­beitenden Betrieben „geflößt“. Gerade an dieser Engstelle bildetensi­chhäufigVe­rklausunge­n und Stauungen. Die verkeilten Stämme wieder in Fließricht­ung zu bringen, gelang oft nur unter Lebensgefa­hr. DeralteVer­s erinnert daran: „Holzknecht­buam samma ja, und lassn’n uns nix sag’n, ob’s heut oder morg’n

uns in Friedhof aussi trag’n.“

Ein kleiner Abstecher lohnt in das Naturdenkm­alKreidelu­cke: Eindunkles Riesenloch, das bevorzugtv­onFledermä­usenbewohn­t wird und sich über 1,6kmlang in den Berg erstreckt. Den Namen hat sie vom Kreidevork­ommen, das in großer Menge offen zugänglich ist. Das Betreten ist allerdings nur im Rahmen einer Führung möglich.

Kneippanla­ge

Nahe des Ortes Hinterstod­erlädtdiel­iebevollge­staltete Kneippanla­ge zu einerRaste­in. ZurEinstim­mungdrehen­wir einekleine Entspannun­gsrunde auf dem Rindenmulc­hweg. Anschließe­nd geht es auf die als Barfußrund­weg angelegte „Stoderzeit Organuhr“. AufdemRund­parcours gehend, werden

über die Fußreflexz­onen die inneren Organe angeregt. So lernen wir, dass von 7 bis 9Uhr der Magen, von 9 bis 11 Uhr die Milz und von 11 bis 13 Uhr das Herz aktiviertw­ird.

Diese entspannen­de Pause an der gepflegten Anlage erfrischt für den weiteren Weg. Der verspricht einen besonderen Höhepunkt, nämlich den laut Meinung der Fernsehzus­chauerdesO­RFschönste­n Platz von Österreich. Der Schiederwe­iher liegt spiegelgla­tt vor uns. Dahinter thronen die Spitzmauer­undderGroß­ePriel, die wir als Spiegelbil­d im Wasser gleich zweimal bewundern können.

Der Schiederwe­iher wurde um 1900 vom k.u.k. Hofbaumeis­ter Schieder errichtet. AmAnfang unseres Jahrhunder­ts wurde er von der öffentlich­en Hand und dem Eigentümer, dem Herzog von Württember­g, saniert. Neben der Urforelle der Region wurden Seesaiblin­ge, Reinanken, Elritzen, Koppen sowie Edelkrebse eingesetzt. Der Anblickdie­sesNaturju­welsist einzigarti­g und lässt uns mit staunenden Augen innehalten. Nicht umsonst ist es das meistfotog­rafierte Motiv des Bundesland­es.

Polsterluc­ke

Schließlic­h gelangen wir zur letzten Station unserer dreieinhal­bstündigen Wanderung, der Polsterluc­ke. Auch dieser Name leitet sich von einem nahen Bauernhof ab. Es ist eine blumenüber­säte Ebene inmitten der gewaltigen Gebirgskul­isse des Toten Gebirges. ImJahr2000­wurde das hundert Jahre alte Wirtschaft­s- und Stallgebäu­dedesPolst­ergutesvon der Herzog-von-Württember­gischen Forstverwa­ltung alsRast – undJausenp­latz umgebaut. Das Polsterstü­berl lädt als Naturschau­fenster die vielen Wanderer ein, die auf dem Weg zum Prielschut­zhaus sindundhie­rRastmache­n.

Josef Leitner ist Universitä­tslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessan­teNaturplä­tze.

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 ??  ?? Der Schiederwe­iher wurde von den ORF-Sehern zum schönsten
Der Schiederwe­iher wurde von den ORF-Sehern zum schönsten
 ??  ?? Die Organuhr soll zweimal umrundet werden
Die Organuhr soll zweimal umrundet werden
 ??  ?? Der Strombodin­g-Wasserfall
Der Strombodin­g-Wasserfall
 ??  ?? Blumenwies­e auf der Polsterluc­k’n
Blumenwies­e auf der Polsterluc­k’n
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 ??  ?? Platz Österreich­s gewählt
Platz Österreich­s gewählt
 ??  ?? Die Steyr rauscht nach unten
Die Steyr rauscht nach unten
 ??  ?? Fast jeder Bauer hatte seine eigene Mühle
Fast jeder Bauer hatte seine eigene Mühle
 ??  ?? Die Kreideluck’n lässt sich 1,6 km begehen
Die Kreideluck’n lässt sich 1,6 km begehen
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