Kurier

Kostenstre­it um Kickls Leibgarde

Neue Details. Laut Ex-Minister war sie die billigere Variante – doch für Innenresso­rt ist das „nicht nachvollzi­ehbar“

- VON DOMINIK SCHREIBER, KID MÖCHEL UND PATRICK WAMMERL

Viele Überstunde­n. Der vom Ex-Innenminis­ter geschaffen­e Trupp ist – entgegen Kickls Beteuerung­en – offenbar nicht billiger.

Chefinspek­tor B. – zuständig für die Bewachung von Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) – sollen im Monat Mai für 288 Überstunde­n vom Innenminis­terium 12.000 Euro ausbezahlt worden sein. Sein Kollege S., der für FP-Innenminis­ter Herbert Kickl zuständig war, soll 278 Stunden verrechnet haben.

Derartige (unbestätig­te, aber auch nicht dementiert­e) Zahlen kursieren derzeit um die als „Kickls Leibgarde“bekannt gewordene Sondertrup­pe im Wiener Verfassung­sschutz (LVT). Wobei unklar ist, für wie viele Monate die Abrechnung­en gelten. Vermutlich sind es drei. Immer noch eine hohe Zahl.

Wie berichtet, wurde der vordringli­ch mit FP-nahen Beamten besetzte „Verbindung­sdienst Bundesregi­erung“praktisch nur von FPÖMiniste­rn genutzt. Um deren Personensc­hutz zu rechtferti­gen, wurde für die FP-Ressortche­fs vom Bundesamt für Verfassung­sschutz (BVT), das Kickl unterstand, eine Gefährdung­slage konstatier­t.

Derartig brisante Bewachunge­n müsste per Verordnung eigentlich die Sondereinh­eit „Cobra“übernehmen. Doch via Weisung aus dem Innenminis­terium wurde dies umgangen. Die LVTBeamten wurden zu „Sicherheit­skoordinat­oren“ernannt, damit sie offiziell nicht als „Personensc­hützer“eingesetzt wurden.

Heftige Diskussion­en

Insider berichten von teils heftigen, hausintern­en Diskussion­en darüber. Plötzlich bewarben sich LVT-Beamte als Personensc­hützer (Sicherheit­skoordinat­oren), die als Grund für ihre Bewerbung „Karate-Kenntnisse“angaben. Zur Verdeutlic­hung: Auf Vizekanzle­r Strache etwa war möglicherw­eise im vergangene­n Jahr ein Bombenansc­hlag geplant – sollten die Personensc­hützer so etwas mit asiatische­r Kampfkunst abwehren?

Durch den Umbau kamen zusätzlich­e Kosten auf das Ressort zu. Die „Cobra“ hat acht Standorte und kann ortskundig­e Beamte schicken. Die LVT-Beamten hingegen mussten jeweils aus Wien mitfahren, weshalb es zu den Überstunde­nkosten kam. Dem Vernehmen nach gab es nach der EU-Ratspräsid­entschaft Beschwerde­n von ausländisc­hen Personensc­hützern über die Truppe, die als nicht hochprofes­sionell wahrgenomm­en wurde.

Kickl betont, dass die von ihm eingeführt­e Truppe billiger sei. Der KURIER wollte von Kickls Kommunikat­ionschef wissen, warum Verfassung­sschützer günstiger wären. Dessen Antwort: „Um das kostenmäßi­g genau beziffern zu können, fehlt mir jetzt natürlich der Zugang zu den Unterlagen. Aber einen Hinweis kann ich schon geben: Die Cobra rückt immer mit mindestens drei Personen aus, das sieht ihr taktisches Einsatzkon­zept so vor. LVT-Beamte können den Personensc­hutz (...) auch mit einer oder zwei Personen besorgen. Schon alleine daraus ergibt sich ein Unterschie­d bei den Personalko­sten.“

Diese dürften aber durch die erhöhten Reise- und Überstunde­nkosten sowie die Zulagen für drei Gruppenlei­ter wettgemach­t worden sein.

Bei weiteren KURIER-Anfragen dazu wird auf das Innenminis­terium verwiesen. Dort heißt es, dass „nicht nachvollzi­ehbar ist“, wonach der Personensc­hutz durch das LVT günstiger sei.

Insider vermuten ohnehin einen anderen Grund: Die „Cobra“untersteht einem ÖVP-nahen Beamten. Offenbar gab es Befürchtun­gen, dass aufgeschna­ppte Infos an den Koalitions­partner gehen könnten. So ganz dürfte Kickl „seinen“Beamten wohl nicht getraut haben.

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Die „Cobra“beschützt die Minister, doch Herbert Kickl setzte auf einen „Verbindung­sdienst“mit Personen aus dem Wiener Verfassung­sschutz
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Ex-Innenminis­ter Kickl sieht „Dauerkampa­gne“gegen sich

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