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Dem Strache wäre es wurscht gewesen

Die vom Ex-FPÖ-Chef im Ibiza-Video angeregte Umgehung der Parteifina­nzierung bleibt unberührt.

- BERNHARD GAUL eMail an: bernhard.gaul@kurier.at auf Twitter folgen: @bernhard_gaul

Haben Sie schon einmal versucht, Rechenscha­ftsbericht­e der Parteien, die auf der Webseite des Rechnungsh­ofes veröffentl­icht werden, zu lesen? Abgesehen davon, dass zur Stunde noch kein einziger dieser Berichte aus dem Jahr 2017 (!) veröffentl­icht ist, muss man davon abraten. Aus den wirren und (absichtlic­h) schlecht leserliche­n Zahlenkolo­nnen lässt sich eigentlich nichts herauslese­n. Was jedenfalls Beleg genug dafür ist, dass die aktuelle Regelung unbrauchba­r ist.

Nun haben sich Drozda (SPÖ), Hofer (FPÖ) und Pilz (Jetzt) überrasche­nd auf ein neues Regelwerk geeinigt. Das sieht auf den ersten Blick nicht schlecht aus: Spendenobe­rgrenzen von Personen und juristisch­en Personen von 7.500 Euro, maximal 750.000 Euro sollen Parteien pro Jahr an Spenden erhalten dürfen. Und wer das Wahlkampfk­ostenlimit sprengt, muss künftig tief in die Parteikass­e greifen und Strafe zahlen.

Aber: Der Rechnungsh­of darf wieder nicht in die Bücher schauen. Stattdesse­n werden „drei Sachverstä­ndige aus dem Bereich der Transparen­z-und Kampagnenf­orschung, aus dem Gebiet des Medienwese­ns sowie aus dem Kreis von Wirtschaft­sprüfern“bestellt, die die Wahlkampfk­osten der Parteien und die „Plausibili­tät der Einhaltung der Beschränku­ng der Wahlwerbun­gsausgaben“beurteilen. Die haben aber quasi extrem verdunkelt­e Brillen auf, solange auch sie nicht in die Bücher schauen dürfen und keine Kontrolle darüber haben, was ihnen vorgelegt wird.

Hintertür bleibt weiter offen

Parteifina­nz-Experte Hubert Sickinger befürchtet außerdem, dass die niedrig angesetzte Spendenobe­rgrenze Umgehungsk­onstruktio­nen provoziere­n wird. Er sagt aber auch: die von Ex-FPÖ-Chef Strache im Ibiza-Video angeregte Umgehung der Regeln für die Parteienfi­nanzierung bleibt von der rot-blauen Einigung unberührt. Strache erklärte der Frau, die mitnichten die Nichte eines Oligarchen war, wie sie an parteinahe Vereine spenden könnte: „Die zahlen aber nicht an die Partei, sondern an einen gemeinnütz­igen Verein. Das musst du erklären. Du musst erklären, dass das nicht an den Rechnungsh­of geht.“Sickinger verweist darauf, dass eine andere, fast sichere Möglichkei­t zur Umgehung bleibt: Der rot-blaue Antrag enthält nämlich keine Bestimmung, die Personenko­mitees zur Veröffentl­ichung ihrer Spenden oder gar ihrer Finanzen zwingen würde.

Was soll aber so ein Gesetz wert sein, das den eigentlich­en Grund der Gesetzesän­derung, nämlich Straches Aussagen in Ibiza zur Umgehung der Parteispen­denregelun­gen, überhaupt nicht tangiert? Es riecht schon nach wenigen Stunden danach, dass man nur der Kurz-ÖVP ein Bein stellen wollte. Das mag parteipoli­tisch legitim sein, demokratie­politisch ist es unsinnig. Noch können sie es ändern. Sonst wird Strache zufrieden drei Redbull-Vodka darauf trinken können.

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