Kurier

Klimawande­l in der Formel 1

Transferge­flüster. Die „Silly Season“begann heuer einen Monat zu früh. Verstappen könnte eine Lawine auslösen

- VON FLORIAN PLAVEC

Die „Silly Season“bricht in der Formel 1 normalerwe­ise Anfang August aus. Es ist die Zeit, wenn sich die Rennserie langsam in die Sommerpaus­e verabschie­det und sich die (vor allem englischen) Medien auf die Suche nach Geschichte­n machen. Sie stöbern im Privatlebe­n der Stars und streuen Transferge­rüchte.

Heuer hat die „Silly Season“bereits begonnen. Ausgelöst durch eine an sich harmlose Aussage von Max Verstappen, noch vor seinem gestrigen Sieg. Auf seine Zukunft angesproch­en, sagte er: „Das wird darauf ankommen, wie sich die nächsten Rennen entwickeln.“Sein Manager bestätigte prompt, dass der 21-Jährige bei Red Bull eine Ausstiegsk­lausel hat. Details dazu wurden nicht bekannt. Spekuliert wird, dass Verstappen das Team verlassen darf, wenn er in der Sommerpaus­e nicht zumindest auf WM-Rang drei liegt.

Super-Talent

Dass Verstappen das Zeug zum Weltmeiste­r hat, weiß nicht nur er selbst. Trotz seines gestrigen Erfolges kann ihm Red Bull noch kein Auto hinstellen, das ihn über eine ganze Saison zum WM-Titel tragen kann. Verstappen­s Ziel kann demnach nur Mercedes (oder Ferrari) sein.

Fraglich ist aus heutiger Sicht allerdings, ob bei den beiden Top-Teams 2020 überhaupt ein Cockpit frei werden könnte. Lewis Hamilton hat bei Mercedes einen Vertrag bis Ende 2020, und den wird er auch erfüllen. Der Brite will mit dem besten Auto bis dahin den Schumacher-Rekord von sieben WM-Titeln einstellen. Gleichzeit­ig ist bekannt, dass er eines Tages auch einmal für Ferrari fahren will.

Noch nicht hundertpro­zentig sicher ist, ob Mercedes an Valtteri Bottas festhalten wird, dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft. Der Finne scheint keine Weltmeiste­r-Qualitäten zu haben, doch er fordert Hamilton, und die Stimmung im Team ist gut.

Ein Fahrerduo Hamilton/Verstappen wäre vermutlich gut für die Show, würde aber große Unruhe ins Team bringen.

Mehrmals hat auch schon Fernando Alonso erklärt, gerne mit Lewis Hamilton das Silberpfei­l-Duo zu bilden. Die Folgen? Siehe oben.

Mercedes’ Motorsport­chef Toto Wolff bestätigt, dass sich Alonso einmal bei ihm gemeldet hat und sagt anderersei­ts, dass er nie mit Verstappen über eine mögliche Verpflicht­ung geredet hat: „Zuerst diskutiere­n wir mit den eigenen Fahrern.“

Ein offenes Geheimnis ist, dass Sebastian Vettel bei Ferrari nicht mehr ganz glücklich ist. Wohin er gehen könnte? Vielleicht zurück zu Red Bull, sollte Verstappen das Team verlassen.

Dort müsste man sich im schlimmste­n Fall zwei neue Piloten suchen. Während Verstappen zu gut für das österreich­ische Team ist, ist man mit Pierre Gasly nicht ganz zufrieden. „Sein Rückstand auf Verstappen ist nicht zu akzeptiere­n“, sagte Motorsport­berater Helmut Marko. Sollte der Franzose sein Cockpit verlieren, würde vermutlich der Russe Daniil Kwjat vom Schwestert­eam Toro Rosso aufrücken.

Und das wiederum könnte einem Tiroler in die Karten spielen: Nachdem RedBull-Junior Dan Ticktum (ENG) gefeuert wurde, darf Lucas Auer doch noch mit einer Formel-1-Karriere spekuliere­n. Der 24-Jährige überzeugt derzeit mit starken Leistungen in der japanische­n Super Formula, die er als „beste Ausbildung“bezeichnet. Mit Rang drei im dritten Lauf der Saison zeigte er seine starke Form. Das nächste Rennen ist der Klassiker am 14. Juli in Fuji, TopPlatzie­rungen könnten Auer den Weg in die Formel 1 ebnen. Er weiß aber auch: „Wenn ich die nächsten Rennen gegen die Mauer fahre, schaut es anders aus.“

Außerdem: Laut seiner Papierform wäre der mexikanisc­he Red-Bull-Junior Patricio O’Ward noch vor Auer erster Anwärter auf ein F1-Cockpit bei Toro Rosso.

Räikkönen zeigte mit Mittelfing­er auf Flieger

Disput. Als Lewis Hamilton im Qualifying am Samstag Kimi Räikkönen den Weg abschnitt, reagierte der Finne mit dem Mittelfing­er. Später wurde der Alfa-Romeo-Pilot gefragt, was das zu bedeuten hatte. Räikkönen: „Ich habe zu den Flugzeugen gezeigt.“

Schumacher stieß von Rang 18 vor auf 4

Formel 2. Mit einer furiosen Auf holjagd kämpfte sich Mick Schumacher im Formel-2-Rennen von Rang 18 noch auf Platz vier nach vorne. Um nur 0,2 Sekunden verpasste der 20-jährige Deutsche das Podest. Der Sohn von Michael Schumacher wird am Samstag vor dem Deutschlan­d-GP (28. Juli) in Hockenheim jenen Ferrari 2004 pilotieren, mit dem sein Vater vor 15 Jahren seinen siebenten und letzten Weltmeiste­rtitel eingefahre­n hat.

Großer Starauflau­f in der Steiermark

Promis. Hollywood-Star und Rennfahrer Patrick Dempsey („Grey’s Anatomy“) nahm mit einem Porsche 918 an der Fahrerpara­de teil. Für SurfLegend­e Robbie Naish war es der erste Besuch in Spielberg. Ebenso dabei waren Hausherr Dietrich Mateschitz und Andreas Gabalier, der 2014 in Spielberg die „Töchter“beim Absingen der Bundeshymn­e vergessen hatte.

Neu: Am Ende der Start-ZielGerade­n biegen die Rennfahrer nun in die Niki-LaudaKurve

 ??  ?? Warteschle­ife: Max Verstappen vergeigt den Start in Zeltweg . Umso schneller könnte sich das Fahrerkaru­ssell in der Formel 1 zu drehen beginnen, sollte er Red Bull verlassen
Warteschle­ife: Max Verstappen vergeigt den Start in Zeltweg . Umso schneller könnte sich das Fahrerkaru­ssell in der Formel 1 zu drehen beginnen, sollte er Red Bull verlassen
 ??  ?? Gut unterwegs: Lucas Auer überzeugt derzeit in Japan
Gut unterwegs: Lucas Auer überzeugt derzeit in Japan

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