Kurier

Im Jammertal

Fußball. Nach dem deutschen Aus bei der Frauen-WM ist die Enttäuschu­ng riesig

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Eigentlich hatten die deutschen Medien ihre Nationalma­nnschaft bei der Frauen-WM schon im Semifinale gesehen. Was sollte gegen die Schwedinne­n auch schon passieren, gegen die man bei großen Turnieren seit 24 Jahren nicht mehr verloren hatte?

Viel. Diese Erkenntnis musste die Fußball-Großmacht am Samstag in Rennes machen. Trotz 1:0-Führung ging die Partie mit 1:2 verloren. Wie schon bei der EM 2017 in den Niederland­en sind die deutschen Damen schon im Viertelfin­ale ausgeschie­den.

Keine Titelverte­idigung

Die Sommerspie­le 2020 in Tokio finden deshalb ohne die Olympiasie­gerinnen von 2016 statt, denn nur die drei besten europäisch­en Teams dürfen nach Japan f liegen. Und das sind neben dem Team aus Schweden jenes aus England und jenes aus den Niederland­en; zwei weitere WM-Semifinali­sten.

Die deutsche Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g analysiert­e das unerwartet­e Ausscheide­n nüchtern: „Die Niederlage tut weh. Der Gegner hat ein Tor mehr geschossen als wir, das müssen wir respektier­en. Uns hat vielleicht das Spielglück gefehlt. Wir sind in einem Prozess und werden uns nun neue Ziele setzen.“

Überrascht war auch Torhüterin Almuth Schult: „Ich habe eigentlich nicht mit Urlaub gerechnet, und jetzt stehe ich hier und muss irgendwie meine Zeit nutzen. Entweder zum Abschalten oder auch für irgendwas anderes.“Für Kapitänin Alexandra Popp ist das Verpassen der Olympia-Teilnahme besonders enttäusche­nd: „Es ist einfach ärgerlich, weil viel mehr drin war. Ich fand Schweden nicht so stark. Aber es ist bitter, dass wir Olympia verpasst und nächstes Jahr kein großes Turnier haben. Echt traurig.“

Eine Entscheidu­ng ist schon kurz nach dem Ausscheide­n gefallen: Voss-Tecklenbur­g darf weitermach­en. „Wo keine Probleme sind, muss ich mir auch keine machen. Die Frage erübrigt sich, weil wir uns wirklich extrem bemüht haben, Martina Voss-Tecklenbur­g als Trainerin zu gewinnen. Das war ein hartes Stück Arbeit“, stellte DFB-Interimspr­äsident Rainer Koch in der Bild am Sonntag unmissvers­tändlich klar.

Ähnlich äußerte sich DFB-Direktor Oliver Bierhoff: „Martina Voss-Tecklenbur­g hat in der kurzen Zeit sehr viel bewegt, wir haben viele tolle Ansätze gesehen, die Erneuerung schreitet voran. Dafür können wir uns bei ihr und ihrem Trainertea­m nur bedanken und sie ermuntern, diesen Weg konsequent fortzusetz­en.“

Auf der Flucht

Die deutschen Frauen hatten es eilig, Frankreich möglichst schnell zu verlassen. Schon am Sonntag um 9.30 Uhr reiste das Team aus dem noblen Golf-Hotel Domaine de Cicé-Blossac in Bruz ab.

Die Stimmung war entspreche­nd gedrückt. „Es war eine kurze und eine lange Nacht, weil man nicht gut einschläft. Und dann geht die Nacht nicht rum“, sagte Martina Voss-Tecklenbur­g. „Die Enttäuschu­ng wird noch ein paar Tage anhalten, und jede muss das jetzt erst einmal verarbeite­n.“

Spielmache­rin Dzsenifer Marozsán hatte schon die passende Devise parat: „Wir müssen wieder aufstehen.“

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Spaniens Torschütze­n: Fabian Ruiz und Dani Olmo

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