Kurier

„Pragmatism­us statt Nationalis­mus“

Lotterien. Sazka-Chef Robert Chvatal kritisiert den starken Einfluss der heimischen Politik

- VON ANDREA HODOSCHEK

Die Hoffnung der neuen Vorstandsc­hefin Bettina Glatz

Kremsner (ÖVP), dass unter den zerstritte­nen Eigentümer­n endlich Ruhe einkehren werde, ist ein frommer Wunsch. Der größte Aktionär des teilstaatl­ichen Glücksspie­lkonzerns Casinos Austria AG (Casag), die tschechisc­he Sazka-Gruppe, ist mit dem Status Quo alles andere als zufrieden.

Als einer der größten europäisch­en Lotterien-Betreiber ist Sazka weniger an den 12 inländisch­en Casinos interessie­rt, sondern an der Lotto-Tochter der Casag. „In Griechenla­nd halten wir 25 Prozent an der Lotteriege­sellschaft OPAP. In Österreich sind wir 38-Prozent-Aktionär, können aber viel weniger bewegen“, fühlt sich SazkaChef Robert Chvatal durch „die Politik und endlose Diskussion­en“gebremst.

Die Tschechen kauften sich mit hohen Einsätzen ein, nachdem die Wettbewerb­sbehörde den Novomatic-Konzern des Industriel­len Johann F. Graf ausgebrems­t hatte.

Man sehe sich als strategisc­her, industriel­ler Aktionär. „Wir wollen nicht nur einmal im Quartal zur Aufsichtsr­atssitzung kommen, Sitzungsge­lder kassieren und basta. Wir wollen unsere internatio­nale Erfahrung einbringen und managen. Wie in Tschechien oder in Griechenla­nd“, sagt Chvatal.

In Österreich sei das allerdings nicht möglich, man werde immer überstimmt, „entweder vom Staat und Novomatic oder vom Staat und den Betriebsrä­ten – Austria first“, moniert Chvatal. Er hofft auf die neue Regierung: „Weniger Nationalis­mus, sondern mehr Pragmatism­us zum Wohl des Unternehme­ns. Mehr den Fokus auf Business und weniger auf die Politik.“

Gemeint ist damit auch die Bestellung des FPÖ-Managers Peter Sidlo in den Vorstand. Sazka war stark verärgert und enthielt sich bei der Abstimmung der Stimme.

Der Löwenantei­l des Casag-Gewinns wird mit Lotto eingespiel­t. „Der Markt ist gesättigt. Wachstum kommt nicht automatisc­h. Daran muss man hart arbeiten – den Unterhaltu­ngsbereich intensivie­ren, neue Ideen, die Lotteriepr­odukte anders präsentier­en“, argumentie­rt

Chvatal.

Vor ziemlich genau einem Jahr eskalierte die Neubesetzu­ng des Casag-Aufsichtsr­ates. Die Tschechen wollten alle 12 Kapitalver­treter stellen, nicht gerade sehr freundlich. Erstmals in der 50-jährigen Geschichte des Unternehme­ns kam es zur Kampfabsti­mmung, Sazka bekam nur fünf Vertreter.

Sazka wolle die Casag beherrsche­n und konsolidie­ren, um für die Expansion leichter an den Kapitalmar­kt heran zu kommen, argwöhnten türkis-blaue Kreise. Eine Konsolidie­rung „wäre für einen Börsegang klüger, stimmt“räumt Chvatal ein, betont aber: „Es ist ein Mythos, dass wir die ganze Firma übernehmen und kontrollie­ren wollen. Wir wollen ein Co-Management mit einem klaren Partner.“Für einen möglichen IPO warte man ohnehin den Brexit ab.

Internatio­nal gibt Sazka Gas. Die Gruppe hat sich für eine zweite Lotto-Lizenz in Italien, für die nationale Lotterie in England und eine Management-Partnersch­aft mit der staatliche­n türkischen Lotterie beworben.

Der Sazka-Boss ist in der heimischen Wirtschaft­sszene gut bekannt, er war bis 2012 Chef von T-Mobile Austria. Was ihm wichtig ist: „Ich will in Österreich keinesfall­s als tschechisc­her Raunzer dastehen. Wir sind gekommen, um zu bleiben und stehen das schon durch.“

„Mehr den Fokus auf Business und weniger auf die Politik. Wachstum kommt nicht automatisc­h.“Robert Chvatal

CEO der Sazka-Group

„Ich will in Österreich keinesfall­s als tschechisc­her Raunzer dastehen. Wir stehen das schon durch.“Robert Chvatal

Vize-Aufsichtsr­atschef der Casag

andrea.hodoschek@kurier.at

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