Was tun bei der tierischen Hitze?
Schlamm, Schläuche oder große Stofftücher: Wie sich die Zootiere in Schönbrunn dieser Tage abkühlen
Wien. Auch den Tieren in Schönbrunn setzen die Temperaturen zu. Doch die Tierpfleger haben allerlei Tricks, ihnen zu helfen.
Otto müsste man sein. Montagmittag brennt die Sonne vom Himmel, es hat 35 Grad. Doch Otto darf in Ruhe im Schatten liegen. Dann erhält er zur Abkühlung eine Dusche mit dem Gartenschlauch: Genüsslich hält er den Kopf in den kühlen Strahl, schließt die Augen, trinkt zwischendurch ein paar Schluck Wasser.
Otto ist ein Wasserbüffel im Wiener Tiergarten Schönbrunn. „Derzeit suchen die Tiere so oft wie möglich Abkühlung“, erzählt Tierpfleger Sascha Kirchmayer. Sie suhlen sich im Schlammbad, ruhen im Wasserbecken – oder freuen sich, wenn Kirchmayer den Gartenschlauch zückt. „Wobei das nicht jeder Wasserbüffel mag“, präzisiert er. „Unser Ochse Otto und die beiden jungen Stiere Joschi und Viktor lieben diese Duschen. Andere irritiert der Wasserstrahl.“
Ob Dusche oder (Schlamm-)Bad – die Büffel halten sich derzeit jedenfalls am liebsten den ganzen Tag im Wasser auf. „Oft kommen sie nur zum Fressen raus“, sagt Tierpfleger Kirchmayer und lacht. Wie Menschen haben Tiere bei Hitze übrigens auch weniger Appetit – die Wasserbüffel verzehren derzeit deutlich weniger Heu und Stroh.
Ruhen im Schatten
Die Hitze belastet freilich nicht nur die genügsamen Arbeitstiere. Dieser Tage heißt es für alle Tiere im Zoo: haushalten mit den Kräften. Ob Elefant, Löwe oder Gazelle, es geht an diesem heißen Julitag gemächlich zu. Sie ruhen im Schatten und lassen seelenruhig die Handy-fotografierenden Touristen vorbeiziehen.
Ein paar Gehege weiter wohnt Orang-Utan-Dame Sol. Wiewohl das spanische Wort „Sol“übersetzt „Sonne“heißt, bevorzugt das Affenweibchen Schatten und Abkühlung. Und dabei hilft ihr ein neues Spielzeug: Seit vergangener Woche gibt es in ihrem Gehege einen Schlauch, aus dessen seitlichen Löchern Wasser sprüht. Kaum aufgedreht, macht sich Sol schon am Schlauch zu schaffen, duscht sich und trinkt das Wasser.
„Die Art Orang-Utans, die wir hier in Schönbrunn haben, leben normalerweise im Regenwald in Borneo“, erklärt Tierpf legerin Sandra Keiblinger. Dort haben sie in der Regel keine direkte Sonneneinstrahlung. „Daher meiden sie auch hier die pralle Sonne. Wenn sie im Gehege unterwegs sind, wickeln sie sich gerne in Decken“, erzählt Keiblinger. Und prompt verliert die Orang-Utan-Dame das Interesse am löchrigen Schlauch, schnappt sich ein grünes Stofftuch und wickelt sich zum Gaudium der Zuseher darin ein, bevor sie auf dem großen Klettergerüst im Gehege herumturnt.
Flusspferd-Dame Arca wiederum genießt ihr Wasserbecken: „Seit einem Jahr haben die Flusspferde eine neue Wasserlandschaft. Derzeit sind sie fast den ganzen Tag drinnen“, sagt Tiergarten-Sprecherin Johanna Bukovsky.
Bei diesen Temperaturen fragt man sich bei einem Zoobesuch, wie es denn den Eisbären ergeht. Auf der Aussichtsplattform bei der Eisbärenwelt drücken sich mehrere Kinder ans Geländer. „Wo ist der Eisbär?“, fragen sie und blicken suchend ins Gehege, das auf den ersten Blick leer wirkt. Kurz darauf reckt ein Eisbär den Kopf aus einer der Höhlen, blickt nach links und rechts – und verschwindet sogleich wieder in seiner kühleren Bleibe. „Dem ist es zu heiß“, sagt einer der Buben enttäuscht.
„Orang-Utans meiden die pralle Sonne. Im Gehege wickeln sie sich daher gerne in Decken.“Sandra Keiblinger Tierpflegerin