Kurier

Wasser kommt in die Verfassung, Rauchverbo­t ab November

Parlaments-Kehraus. Abgeordnet­e stimmen in verschiede­nen Partei-Konstellat­ionen über zahlreiche Maßnahmen ab

- – RAFFAELA LINDORFER

„Ich glaube, das wird eine gute Woche für die österreich­ische Bevölkerun­g.“

Herbert Kickl, früherer Innenminis­ter und nun geschäftsf­ührender Klubchef der FPÖ, sprüht am Montag gegenüber Journalist­en vor Tatendrang. Heute und morgen wird beim Kehraus im Nationalra­t eine lange Liste an Anträgen durchgeack­ert.

Die FPÖ will sich besonders im Bereich der Sozialpoli­tik hervortun: Wer hier von Wahlzucker­ln spreche, verhöhne jene, die von den Beschlüsse­n – zu Recht, wie Kickl findet – profitiere­n. Da wäre etwa die Valorisier­ung des Pflegegeld­es: Die Höhe sei

seit der Einführung 1993 nicht an die Inflation angepasst worden. Diese Ungerechti­gkeit schaffe man nun aus der Welt, sagt Kickl. Das Pflegegeld soll ab 1.1.2020 bei allen Pflegestuf­en erhöht werden. Türkis-Blau hatte das erst ab Stufe 4 geplant.

Zweitens soll heute, Dienstag, die Anhebung der

Mindestpen­sion auf netto 1.200 Euro für Alleinsteh­ende und 1.500 Euro für Ehepaare (brutto: 1.315 bzw. 1.752 Euro) beschlosse­n werden.

Unter den vorgesehen­en Beschlüsse­n seien viele, die bereits mit der ÖVP vereinbart waren, „bevor Sebastian Kurz die Koalition ohne Not in die Luft gesprengt hat“, sagt der blaue Ex-Minister. Nach der „Trennung“hielten die Freiheitli­chen an einigen Maßnahmen im früheren Regierungs­programm fest – anders als die ÖVP, die Beschlüsse zurücknehm­e. Stichwort: Rauchverbo­t.

Die ÖVP will den Vorstoß für eine rauchfreie Gastronomi­e von SPÖ, Neos und Liste Jetzt mittragen – damit dürfte das totale Rauchverbo­t ab November fix sein. Ein Beschluss ginge sich auch nach der Sommerpaus­e aus, die Fraktionen haben sich aber schon jetzt geeinigt.

„Spiel der freien Kräfte“

Darauf will die SPÖ ihr Hauptaugen­merk richten. Wie FPÖ-Klubchef Kickl freut sich auch Jörg Leichtfrie­d, Vize-Klubobmann der SPÖ, auf die „parteiüber­greifende Arbeit“. Durch das „Spiel der freien Kräfte“sei die „Zeit der Oberflächl­ichkeit und der spendenori­entierten Politik vorbei“. Auf der SPÖ-Agenda steht etwa der Papa-Monat: Gemeinsam mit der FPÖ will man einen Rechtsansp­ruch beschließe­n. Die SPÖ wollte die „Aktion 20.000“für Langzeitar­beitslose wiederbele­ben, dafür ist aber keine Mehrheit in Sicht.

Als fix gilt ein Bonus für Unternehme­r, die ihre Mitarbeite­r für Freiwillig­endienste, etwa bei er Feuerwehr, freistelle­n. Pro Tag und Mitarbeite­r wären das 200 Euro.

Zur Abstimmung kommt am Dienstag ein Verbot von Glyphosat. Die SPÖ will das umstritten­e Pflanzensc­hutzmittel ganz verbieten, die ÖVP nur auf öffentlich­en Grünfläche­n bzw. Friedhöfen oder Sportplätz­en – die Landwirtsc­haft wäre nicht betroffen. Welchen der beiden Anträge die FPÖ unterstütz­t, ist offen. Weiters wird das Plastiksac­kerl im Handel auf Initiative der ÖVP verboten – ein Abverkauf der alten Sackerl soll bis Ende 2020 möglich sein. Eine Ausnahme ist das kleine, dünne Sackerl, das es im Obst- und Gemüsebere­ich gibt.

Eine Zwei-Drittel-Mehrheit – also die Unterstütz­ung fast aller Fraktionen – braucht die Verankerun­g eines Privatisie­rungsverbo­ts von Wasser in der Verfassung. Die Trinkwasse­rversorgun­g wird damit Teil der Daseinsvor­sorge.

Am Mittwoch wird die neue Parteienfö­rderung inklusive Transparen­zgesetz beschlosse­n (mehr dazu auf Seite 2). Auch die kontrovers diskutiert­e Gleichstel­lung zwischen Taxis und Mietwagen wie Uber ist am Mittwoch im Plenum.

Im Verfassung­sausschuss kam am Montag noch ein Entschließ­ungsantrag dazu:

Justizwach­ebeamte sollen in die Schwerarbe­iterregelu­ng aufgenomme­n werden.

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