Kurier

Mauer zu Slowenien: Salvinis „Trump-Projekt“

Grenzkontr­ollen laufen bereits. „Schutzbarr­ieren“an der italienisc­h-slowenisch­en Grenze könnten folgen

- – IRENE MAYER-KILANI, ROM

Die Auseinande­rsetzungen um die Anlege-Erlaubnis für die „Sea Watch 3“mit 42 Personen an Bord waren noch voll im Gang, als Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini mit einem neuen Plan aufhorchen ließ. Damit die Grenzen zwischen Italien und Slowenien wirklich dicht sind, will der ultra-rechte Lega-Chef eine „Schutzbarr­iere gegen illegale Migranten“errichten. Offen ist, in welcher Form die Grenzsiche­rung stattfinde­n soll. Die Spekulatio­nen reichen von einem langen Stacheldra­htzaun bis hin zu einer Mauer. Jedenfalls starteten mit 1. Juli, pünktlich zur Urlaubssai­son, verschärft­e Grenzkontr­ollen zwischen den beiden Ländern. Die Polizei-Patrouille­n wurden aufgestock­t.

Auslöser dafür sei laut Salvini die „Wiedereröf­fnung der Balkanrout­e“. Immer mehr „Illegale“würden über die slowenisch­e Grenze im Gebiet bei Triest und Gorizia nach Italien gelangen. Wenn die gemischten Streifen mit italienisc­hen und slowenisch­en Polizisten nicht genügen sollten, sagte Salvini, „dann werden wir es wie andere EU-Länder machen und Schutzbarr­ieren an der Grenze errichten“. Und in Richtung Brüssel ließ er ausrichten: „Wenn Europa weiterhin sein Desinteres­se zeigt, werden wir in Betracht ziehen, die Leute, die nach Italien kommen, nicht mehr in der Datenbank zu registrier­en. So kann sich jeder frei bewegen und dorthin gehen, wohin er will.“

Rückendeck­ung für das „Trump-Projekt“, wie die italienisc­he Ausgabe der Huffington Post titelt, kommt vom Regionalpr­äsidenten des Friaul, Massimilia­no Fedriga. Der Lega-Politiker tritt für die geplante Aussetzung des Schengen-Abkommens an der italienisc­h-slowenisch­en Grenze ein.

Während die Ankünfte über das Mittelmeer laut offizielle­r Statistik stark zurückging­en – es gab bisher um 85 Prozent weniger Ankünfte als im Vergleichs­zeitraum 2018 – ist die „Zuwanderun­g auf dem Landweg über die Balkanrout­e nach Friaul-Julisch Venetien stark gewachsen“. Allein an einem ‚JuniWochen­ende wurden zwischen Triest und dem nahe gelegenen San Dorligo della Valle 100 Personen, großteils aus Pakistan, von der Polizei angehalten. Im ersten Halbjahr 2019 haben sich die Ankünfte (652 Personen) gegenüber 2018 verdoppelt.

Von einem „Notstand“könne aber keine Rede sein, sagt Gianfranco Schiavone, Chef der Flüchtling­sorganisat­ion ICS in Triest. Rodolfo Ziberna, Bürgermeis­ter der Stadt Görz (Gorizia), die lange unter der Zweiteilun­g des Stadtgebie­tes gelitten hat, spricht sich gegen eine Neuerricht­ung von Mauern aus: „Görz war lange zweigeteil­t. Wir wissen, dass Mauern nicht die richtige Lösung sind.“Protest kommt auch von der Senatorin Tatjana Rojc, Sprecherin der slowenisch­en Minderheit in Friaul: „Nachdem wir hart für den Fall der Mauern in Europa gearbeitet haben, will man jetzt wieder Barrieren auf bauen.“

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Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini verstärkt Grenzschut­z

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