Kurier

Machtkampf um Casinos Austria: Tschechen klagen Novomatic

Hintergrun­d. Die Sazka, größter Aktionär der Casinos Austria, will die Republik Österreich ausbremsen.

- VON ANDREA HODOSCHEK

Die Ruhe war trügerisch. Dafür ist das Match um die Beherrschu­ng der teilstaatl­ichen Glücksspie­lgruppe Casinos Austria AG (Casag) jetzt umso härter. Kontrahent­en sind die tschechisc­he Sazka Group, die mit 38 Prozent der größte Aktionär ist, und die Staatshold­ing ÖBAG mit 33 Prozent. Vorerst aber klagt Saska die Novomatic, die 17 Prozent hält. Gewinnt Sazka die Klage gegen Novomatic, die sich auf die Seite der Republik geschlagen hat, dann hat der Staat bei Casinos und Lotto de facto nichts mehr zu reden. Sazka und Novomatic schlossen 2016 einen Stimmbindu­ngsvertrag. Da herrschte noch Friede. Die beiden Aktionäre halten gemeinsam die Mehrheit an der Casag und vereinbart­en, bei wichtigen Entscheidu­ngen gemeinsam vorzugehen.

Niederlage­n

Bei der letzten Hauptversa­mmlung reklamiert­e Sazka plötzlich alle zwölf Kapitalver­treter für sich. Auf der Sazka-Liste standen keine Vertreter der heimischen Staatshold­ing. Novomatic, der Gaming-Konzern des Industriel­len Johann F. Graf, stimmte allerdings nicht mit den Tschechen, sondern mit der Republik. Sazka bekam nur fünf Aufsichtsr­äte und nicht die Kontrolle. Diese würden die Tschechen aber brauchen, um die Casag für einen Börsegang der Sazka konsolidie­ren zu können. Sazka-Chef Robert Chvatal stellte damals eine Klage gegen Novomatic in den Raum.

Diese kommt erst jetzt, ein Jahr später. Inzwischen nämlich verlor Sazka auch noch das Rennen um den neuen Casag-Vorstand. ExFinanzmi­nister Hartwig Löger (ÖVP) ging nicht auf die Pläne des Großaktion­ärs ein.

Die letzte Niederlage spielte sich um die Medial Beteiligun­gsgesellsc­haft ab. Die Casag-Beteiligun­g der Sazka läuft über diese Zwischenho­lding, die Casinos halten daran immer noch 0,3 Prozent. In der Medial müssen jedoch alle Entscheidu­ngen einstimmig sein. Mit diesem winzigen Anteil kann die Casag sehr lästig sein und ihren größten Aktionär blockieren. Der Versuch, die Casag hinaus zu bekommen, scheiterte. Chvatal kritisiert­e zuletzt im KURIER heftig den politische­n Einf luss.

Jetzt spielt Sazka den letzten Trumpf aus und reichte beim Schiedsger­icht der ICC (Internatio­nale Handelskam­mer) eine Klage gegen Novomatic ein. Auf einen Schadeners­atz in dreistelli­ger Millionenh­öhe und die Mehrheit im Aufsichtsr­at. Mit der Begründung, Novomatic habe sich nicht an das Shareholde­r-Agreement gehalten. Gewinnen die Tschechen, müsste Novomatic zahlen und – das wäre freilich von wesentlich größerer Tragweite – die Republik würde die Kontrolle über ihre Beteiligun­g verlieren. Als Aktionär entmachtet, würde der nächste Finanzmini­ster vermutlich eines tun: Die Glücksspie­lsteuer kräftig nach oben schrauben.

Novomatic-Vorstand Harald Neumann bestätigte die Klage, die derzeit von der ICC geprüft wird. Auf Details wollte Neumann auf Anfrage des KURIER nicht eingehen.

andrea.hodoschek@kurier.at

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Gewinnt Sazka vor dem Schiedsger­icht in Paris, ist die Republik Österreich beim teilstaatl­ichen Casag-Konzern nicht mehr im Spiel
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Laudas Privat-Airline Laudamotio­n Exekutive wurde übernommen
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