Kurven, Könner und Kritik
Formel 1. Der GP von Österreich zeigte viele Gesichter. Am Ende überwogen die schöneren
Der Grand Prix von Österreich in Spielberg. Das war nicht nur ein rasantes Rundendrehen, sondern ein großes Fest. Mit vielen Gewinnern, aber auch Verlierern.
Laudas Andenken Geschmackvoll und nicht übertrieben, zurückhaltend und doch sichtbar. Mit der Ausstellung zweier Rennautos, einer Fotogalerie und anderen Aktionen wurde des verstorbenen Österreichers ebenso gedacht wie mit einer Choreografie mit roten Kappen. Und am Sonntag bekam Niki Lauda auch „seine“Kurve wieder zurück.
Max Verstappen Was für ein Rennen! Der Niederländer bewies mit einer Meisterleistung, weshalb er als einer der besten Fahrer dieses Jahrzehnts gilt. Nach verpatztem Start pflügte er sensationell durchs Feld und war Hauptakteur in einem spannenden Grand Prix.
Verkehrskonzept Natürlich: Wenn 90.000 Menschen mit 14.400 PKW fast zeitgleich ein Gelände über zwei Autobahnauffahrten verlassen, muss es zu Staus kommen. Großteils haben die Organisatoren die Verkehrssituation aber gut im Griff gehabt.
Oranje! Mehr als 20.000 Fans reisten wegen Max Verstappen an. Sie bevölkerten die Campingplätze rund um die Strecke und färbten die Tribünen orange. Stets (feucht-)fröhlich, fanatisch, aber nie aggressiv. Sie wurden belohnt. Das friedliche Miteinander aller Fans in Spielberg sollte so manch anderer Sportveranstaltung Vorbild sein.
Wanda Eigentlich ist die Wiener Band die Antithese zur glänzenden Formel 1. Räudig, schmuddelig und alles andere als glamourös. Von den meisten unerkannt, konnten Sänger Marco Michael Wanda und Kollegen am Nachmittag im Fahrerlager im Schatten der Trucks hocken und motiviert Bier trinken. Samstagabend aber kämpfte Wanda beim Gratis-Konzert vor einem skeptischen und müden Publikum um jeden Fan – und gewann. Amore!
Regelhüter So ein tolles Rennen – und dann wissen die Fans mehr als drei Stunden lang nicht, wer gewonnen hat, weil Verstappen und Leclerc zu den Stewards zitiert wurden. Sicherheit und Fairness, das ist die eine Seite des Rennsports. Andererseits haben die Regelhüter der Formel 1 zuletzt viel zu oft eingegriffen. Ein Chaos gab es auch am Samstag: Lewis Hamilton fuhr auf Startplatz 2. Zwei Stunden später wurde der Brite bestraft und auf Rang 5 zurückversetzt. Letztlich startete er von Platz 4 – es schien, als würde sich nicht einmal mehr die FIA auskennen.
Hitze Blauer Himmel, gut und schön. Aber das war zu viel des Guten. Bis zu 33 Grad zeigte das Thermometer während des Rennens am Sonntag. Auf den Tribünen saßen die Menschen in der prallen Sonne. Andere suchten etwas Abkühlung und legten sich in den Wald. Für nächstes Jahr wünschen wir uns ein paar Wolken und Regentropfen. Das könnte zudem das Rennen noch spannender machen.
Strecke Der Red-BullRing ist zweifellos attraktiver als die Strecke in Le Castellet und liegt wunderschön eingebettet in der Landschaft. Doch irgendetwas fehlt. So hat der Kurs nur zehn Kurven, so wenig wie kein anderer im Rennkalender. Sebastian Vettel: „Die Strecke könnte etwas länger sein.“Der Vorteil der kurzen Strecke ist aber, dass die Zuschauer die Autos 71 Mal vorbeifahren sehen und nicht nur 44 Mal wie etwa im belgischen Spa.
Robert Kubica Im 1006. Rennen der Formel 1 kamen erst zum 9. Mal alle Autos ins Ziel. Auf den letzten Platz in der Ergebnisliste hat Robert Kubica ein Abonnement. Der Pole hatte drei Runden Rückstand und ist mit seinem lädierten Arm nicht mehr fit genug für die schnellste Rennserie.