Kurier

Scheinvers­öhnung mit Huawei

Handelskri­eg. Der Smartphone-Konzern wird wieder beliefert, doch das Misstrauen bleibt

- VON MICHAEL LEITNER

Zwei Schritte vor, einer zurück: Am Samstag kündigte US-Präsident Donald Trump überrasche­nd an, dass man US-Unternehme­n wieder erlauben werde, mit Huawei Geschäfte zu machen. Doch nun schränkt Larry Kudlow, Wirtschaft­sberater des USPräsiden­ten, das Abkommen ein. „Das Handelsmin­isterium wird lediglich zusätzlich­e Ausnahmen gewähren, wo es ohnedies breite Verfügbark­eit gibt, mehr nicht“, so Kudlow gegenüber dem TVSender Fox News.

Das bedeutet: Die US-Regierung lockert die Sperre lediglich etwas. Bauteile, wie Smartphone-Chips oder Kamera-Module, die man ohnedies auch von anderen Hersteller­n beziehen könnte, dürfen wieder geliefert werden. Alles, was die nationale Sicherheit gefährde, sei davon ausgenomme­n. Dass Huawei von der „Entity List“(Sanktionsl­iste) gestrichen werde, stehe derzeit nicht zur Debatte. Man wolle „keine Generalamn­estie“gewähren, wie Kudlow betont.

Deal wird abgelehnt

Damit wird sich voraussich­tlich nur auf dem Papier etwas ändern. Denn viele USFirmen beliefern Huawei bereits seit Wochen wieder. Chip-Hersteller wie Intel und Micron umgehen die Handelsspe­rre, indem sie ihre Waren nicht als US-Produkte deklariere­n. Wie stark die Sperre gelockert wird, entscheide­t sich am Dienstag, wenn das Handelsmin­isterium über die Details verhandelt.

Der politische Druck, vor allem vonseiten Trumps Parteikoll­egen, wächst. Floridas republikan­ischer Senator Marco Rubio bezeichnet­e das Vorgehen Trumps als „katastroph­alen Fehler“, der die Glaubwürdi­gkeit aller Warnungen vor Huawei zerstören werde. Er kündigte bereits an, dass man einem derartigen Deal im von den Republikan­ern kontrollie­rten US-Senat nicht zustimmen werde. „Es wird viel Widerstand geben, wenn zu viele Zugeständn­isse gemacht werden“, sagte Lindsay Graham, Senator von South Carolina.

Kampf um Android

Damit bleibt vor allem Googles Rolle weiterhin unklar. Das Google-Betriebssy­stem Android ist für jeden Hersteller frei verfügbar. Für die kommerziel­le Nutzung der Google-Dienste, wie des Play Store, ist jedoch ein Lizenzabko­mmen erforderli­ch. Dieses ist unter dem derzeitige­n Embargo nicht möglich. Das US-Handelsmin­isterium gewährte Google bereits im Mai eine Fristverlä­ngerung, bis 19. August darf man noch mit Huawei kooperiere­n. Sowohl Google als auch Huawei betonen stets, dass sich für bestehende Konsumente­n nichts ändern soll. Diese werden weiterhin Apps aus dem Google Play Store herunterla­den und Sicherheit­supdates erhalten können. Doch ob neue Smartphone­s künftig auch mit dem Betriebssy­stem Android ausgeliefe­rt werden dürfen, ist noch nicht geklärt.

Angst vor China-Allianz

Hinter den Kulissen drängt Google die US-Regierung bereits seit einer Weile dazu, diese Ausnahmere­gelung zu verlängern. Das hat vor allem taktische Gründe. Huawei ist hinter Samsung der zweitgrößt­e Smartphone­Hersteller. Huaweis Plan B wäre ein selbst entwickelt­es Betriebssy­stem namens „Ark“(Arche), für das ein eigenes Ökosystem aufgebaut werden soll – potenziell­e Konkurrenz für Google. Besondere Gefahr droht, wenn auch andere chinesisch­e Smartphone-Hersteller auf dieses System wechseln würden. Allein die vier größten chinesisch­en Smartphone­Hersteller haben kombiniert 40 Prozent Marktantei­l. Google und Huawei haben bislang kein Kommentar zur Situation abgegeben, man wolle abwarten.

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China und die USA sind vor allem im Technologi­e-Sektor stark aufeinande­r angewiesen

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