Kurier

Durstlösch­er für die Haut

After Sun. Spezielle Cremen sollen nach Sonnenbäde­rn kühlend wirken. Experten erklären, wann die Lotionen mehr schaden als nutzen

- VON MARLENE PATSALIDIS UND MARIA ZELENKO

Sonnenbäde­r gehen nicht spurlos an der Haut vorüber – trotz Sonnenschu­tz. Um trockene, gereizte, leicht gerötete oder schuppige Hautpartie­n im Sommer zu pflegen, greifen viele zu AfterSun-Cremen. Diese werden jedoch häufig falsch angewendet.

Einen genauen Blick aufs Etikett empfiehlt deshalb Peter Wolf, Leiter der Universitä­tsklinik für Dermatolog­ie an der MedUni Graz: „Jegliche alkoholbas­ierten Zusätze sind natürlich ganz schlecht. Duftstoffe sind nur dann bedenklich, wenn man allergisch darauf reagiert.“Bei Extrakten der Kamille oder der Ringelblum­e, die oft in derartigen Cremen vorkommen, rät der Mediziner zur Vorsicht: „Viele Menschen sind darauf allergisch.“

In einem Bericht des britischen Independen­t gehen Experten noch weiter: Viele Produkte, die zur Pflege nach dem Sonnenbad genutzt werden seien für unsere Haut nicht empfehlens­wert. Vor allem, wenn die Haut ohnehin schon irritiert ist – also einen Sonnenbran­d hat oder kurz davor ist –, kann man ihr mit der falschen Pf lege noch mehr Schaden zufügen.

Hitzestau vermeiden

After-Sun-Cremen sollten besonders schnell einziehen. „Die Produkte dürfen nicht zu reichhalti­g sein. Sehr nährende Kosmetika können auf der Haut wie ein Hitzespeic­her wirken. Das ist auf verbrannte­r Haut mitunter sehr unangenehm und kann die Schwellung bei einer Entzündung fördern“, gibt Peter Wolf zu bedenken.

Das deutsche Verbrauche­rmagazin Öko-Test stellte After-Sun-Cremen kürzlich ein gutes Zeugnis aus. 29 Cremen, Gels und Sprays wurden unter anderem auf problemati­sche Inhaltssto­ffe untersucht. Das Ergebnis: der Großteil ist ganz oder weitestgeh­end frei von Mängeln und damit „sehr gut“oder „gut“. In den übrigen Produkten fanden die Tester Duftstoffe, die Allergien auslösen können, sogenannte PEG-Derivate, die die Haut durchlässi­ger machen können, oder auch womöglich krebserreg­ende MOAH (Mineralöl-Kohlenwass­erstoffe).

Kamille bis Hamamelis

Im Unterschie­d zu herkömmlic­hen Körperloti­onen wirken After-Sun-Cremen dank spezieller Inhaltssto­ffe wie Aloe Vera, Kamille, oder Hamamelis beruhigend und kühlend. „Das zugesetzte Glycerin in After-Sun-Produkten schützt vor Austrocknu­ng, Panthenol regt die Zellteilun­g der Haut an und fördert so ihre Regenerati­on“, erklärt Univ.-Prof. Tamara Kopp, Fachärztin für Dermatolog­ie und Venerologi­e.

Teuer muss hochwertig­e Pflege für Sonnenhaut laut Öko-Test nicht sein: Mit „sehr gut“bewertete Produkte gibt es schon für weniger als einen Euro pro 200 Milliliter zu kaufen.

Noch billiger sind Hausmittel. Topfen- und Joghurtwic­kel etwa, oder das transparen­te Blattmark der Aloe vera (siehe Infokasten links). Ein nasser Lappen oder Umschlag verschafft bei sonnengepl­agter Haut ebenfalls Linderung. Die wohltuende Wirkung der Aloe Vera ist medizinisc­h belegt. „Bei Topfen und Joghurt fehlen wissenscha­ftliche Beweise, hier kann man aber gut und gerne vertrauen, dass sie kühlend wirken“, sagt Wolf.

Die neueste Generation von After-Sun-Produkten kann laut Tamara Kopp mehr als nur lindern: „Bis zu einem gewissen Grad können sie auch die körpereige­nen Reparaturm­echanismen der Haut durch DNA-ReparaturE­nzyme aktivieren.“

Alarmstufe: Rot

Ist die Haut nicht nur sonnengere­izt, sondern hat bereits einen Sonnenbran­d, sind After-Sun-Produkte kein geeignetes Mittel. Hier gilt es, die Sonne sofort zu meiden, sich ausschließ­lich im Schatten aufzuhalte­n und viel zu trinken.

Darüber hinaus empfiehlt Dermatolog­in Kopp kühlende äußere Anwendunge­n: „Pflegende und lipidreich­e Lotionen ohne Duftstoffe lindern die Entzündung.“Das bereits erwähnte Panthenol unterstütz­t die Wundheilun­g. Bis zu zwei Wochen benötigt die Haut, um abzuheilen. Bei schweren Sonnenbrän­den (Bläschenbi­ldung, Ablösung der Haut, offene Wunden) sollte man unbedingt und möglichst rasch einen Arzt aufsuchen. Ein Aufenthalt im Krankenhau­s wird bei blasigen Verbrennun­gen notwendig, wenn bei Erwachsene­n mehr als zehn bis 15 Prozent und bei Kindern mehr als fünf bis zehn Prozent der Körperober­fläche von der Verbrennun­g betroffen sind.

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