Kein weiteres Alkohol-Verbot
Sicherheit. Praterstern bleibt aber alkoholfreie Zone. Maßnahmenbündel für drei weitere städtische Hotspots
Sicherheit. Der Alkoholkonsum am Floridsdorfer Bahnhof ist weiter erlaubt, das Verbot am Praterstern bleibt aufrecht.
Es ist kein allzu freundliches Bild, das der Floridsdorfer Bahnhof an diesem Dienstagvormittag bietet: Auf den Bänken neben dem Haupteingang lungern bereits etliche Personen rauchend und Bier trinkend herum. Sehr zum Leidwesen von Menschen, die hier regelmäßig zu tun haben.
Wie etwa Christa Czaska, die am Franz-Jonas-Platz Erdbeeren verkauft: „Von sieben Uhr in der Früh bis sieben am Abend hab ich dieses Horrorszenario“, sagt sie und deutet in Richtung der Parkbänke. „Sie raufen ständig untereinander. Fünf bis sechs Mal am Tag ist die Rettung da. Das ist gestört.“
Ähnlich sieht das Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ), der seit Monaten am FranzJonas-Platz ein Alkoholverbot – analog zum Praterstern – fordert. Doch sein Parteifreund, Bürgermeister Michael Ludwig, wird ihm diesen Gefallen nicht machen: Am Floridsdorfer Bahnhof
Georg Papai Bezirksvorsteher Floridsdorf (SPÖ)
darf zumindest vorerst weiter Alkohol getrunken werden. Das ist das Ergebnis einer Evaluierung der Stadt. Stattdessen soll es ein Maßnahmenbündel geben, damit sich die Menschen künftig hier wohler fühlen: Mehr Polizei und Sozialarbeiter, eine neue Gestaltung des Platzes sowie mehr Sauberkeit sind die wichtigsten Vorhaben.
„Am Floridsdorfer Bahnhof gibt es zwar auch alkoholkranke Personen, sie sind aber nicht so aggressiv wie jene am Praterstern. Außerdem sind unter ihnen keine Obdachlosen“, erklärt Ludwig die Entscheidung der Stadt.
Manche Passanten sehen das ähnlich. Wie etwa Silvia Hauser aus der Brigittenau, die alle ein bis zwei Wochen nach Floridsdorf zum Orthopäden kommt: „Ich fühle mich sehr sicher. Die Alkoholisierten stänkern nicht und belästigen die Leute nicht. Ein Alkoholverbot ist zurzeit überflüssig.“
Bezirkschef Papai bleibt hingegen skeptisch: „Das heißt aber nicht, dass für mich das Thema Alkoholverbot damit vom Tisch ist: Es gibt einen aufrechten Beschluss, in dem sich die Bezirksvertretung Floridsdorf mehrheitlich für ein Alkoholverbot am Franz-Jonas-Platz und in angrenzenden Straßenzügen ausspricht. Und wir werden alle alternativen Maßnahmen sehr genau an ihrem wahrnehmbaren Ergebnis messen. In drei Monaten muss es dazu eine Evaluierung geben.“
U6-Problemzonen
Auf weniger Kritik dürften hingegen die Maßnahmen stoßen, die bei zwei weiteren U6-Hotspots geplant sind. Bei der Gumpendorfer Straße soll mit erhöhter Polizeipräsenz und Kameraüberwachung gegen Drogenhandel vorgegangen werden. Bei der Station wurde bereits ein Polizeicontainer aufgestellt, die Wiener Linien erhöhen auch die Anzahl der Sicherheitsmitarbeiter.
Auch bei der Josefstädter Straße sollen Maßnahmen (siehe Grafik) zu einer Verbesserung führen.
Nichts ändern wird sich hingegen beim Praterstern. Das seit April 2018 geltende, umstrittene Alkoholverbot bleibt aufrecht, entscheidet die Stadt nach der Evaluation der dortigen Lage. Demnach sind 80 Prozent von 2.600 befragten Passanten mit der dortigen Sicherheitslage (sehr) zufrieden. Drei von vier Frauen fühlen sich durch das Alkoholverbot sicherer. „Die Zahl der kriminellen Delikte hat sich halbiert, jene der Körperverletzungen ist um ein Drittel zurückgegangen“, sagt die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Auch eine Verdrängung der Obdachlosen und Alkoholiker hat offenbar nicht stattgefunden: „Wir haben sie nicht aus der Betreuung verloren“, sagt Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
„Das heißt aber nicht, dass für mich das Thema Alkoholverbot am Franz-Jonas-Platz damit vom Tisch ist.“