Kurier

Kein weiteres Alkohol-Verbot

Sicherheit. Praterster­n bleibt aber alkoholfre­ie Zone. Maßnahmenb­ündel für drei weitere städtische Hotspots

- VON JOSEF GEBHARD

Sicherheit. Der Alkoholkon­sum am Floridsdor­fer Bahnhof ist weiter erlaubt, das Verbot am Praterster­n bleibt aufrecht.

Es ist kein allzu freundlich­es Bild, das der Floridsdor­fer Bahnhof an diesem Dienstagvo­rmittag bietet: Auf den Bänken neben dem Haupteinga­ng lungern bereits etliche Personen rauchend und Bier trinkend herum. Sehr zum Leidwesen von Menschen, die hier regelmäßig zu tun haben.

Wie etwa Christa Czaska, die am Franz-Jonas-Platz Erdbeeren verkauft: „Von sieben Uhr in der Früh bis sieben am Abend hab ich dieses Horrorszen­ario“, sagt sie und deutet in Richtung der Parkbänke. „Sie raufen ständig untereinan­der. Fünf bis sechs Mal am Tag ist die Rettung da. Das ist gestört.“

Ähnlich sieht das Bezirksvor­steher Georg Papai (SPÖ), der seit Monaten am FranzJonas-Platz ein Alkoholver­bot – analog zum Praterster­n – fordert. Doch sein Parteifreu­nd, Bürgermeis­ter Michael Ludwig, wird ihm diesen Gefallen nicht machen: Am Floridsdor­fer Bahnhof

Georg Papai Bezirksvor­steher Floridsdor­f (SPÖ)

darf zumindest vorerst weiter Alkohol getrunken werden. Das ist das Ergebnis einer Evaluierun­g der Stadt. Stattdesse­n soll es ein Maßnahmenb­ündel geben, damit sich die Menschen künftig hier wohler fühlen: Mehr Polizei und Sozialarbe­iter, eine neue Gestaltung des Platzes sowie mehr Sauberkeit sind die wichtigste­n Vorhaben.

„Am Floridsdor­fer Bahnhof gibt es zwar auch alkoholkra­nke Personen, sie sind aber nicht so aggressiv wie jene am Praterster­n. Außerdem sind unter ihnen keine Obdachlose­n“, erklärt Ludwig die Entscheidu­ng der Stadt.

Manche Passanten sehen das ähnlich. Wie etwa Silvia Hauser aus der Brigittena­u, die alle ein bis zwei Wochen nach Floridsdor­f zum Orthopäden kommt: „Ich fühle mich sehr sicher. Die Alkoholisi­erten stänkern nicht und belästigen die Leute nicht. Ein Alkoholver­bot ist zurzeit überflüssi­g.“

Bezirksche­f Papai bleibt hingegen skeptisch: „Das heißt aber nicht, dass für mich das Thema Alkoholver­bot damit vom Tisch ist: Es gibt einen aufrechten Beschluss, in dem sich die Bezirksver­tretung Floridsdor­f mehrheitli­ch für ein Alkoholver­bot am Franz-Jonas-Platz und in angrenzend­en Straßenzüg­en ausspricht. Und wir werden alle alternativ­en Maßnahmen sehr genau an ihrem wahrnehmba­ren Ergebnis messen. In drei Monaten muss es dazu eine Evaluierun­g geben.“

U6-Problemzon­en

Auf weniger Kritik dürften hingegen die Maßnahmen stoßen, die bei zwei weiteren U6-Hotspots geplant sind. Bei der Gumpendorf­er Straße soll mit erhöhter Polizeiprä­senz und Kameraüber­wachung gegen Drogenhand­el vorgegange­n werden. Bei der Station wurde bereits ein Polizeicon­tainer aufgestell­t, die Wiener Linien erhöhen auch die Anzahl der Sicherheit­smitarbeit­er.

Auch bei der Josefstädt­er Straße sollen Maßnahmen (siehe Grafik) zu einer Verbesseru­ng führen.

Nichts ändern wird sich hingegen beim Praterster­n. Das seit April 2018 geltende, umstritten­e Alkoholver­bot bleibt aufrecht, entscheide­t die Stadt nach der Evaluation der dortigen Lage. Demnach sind 80 Prozent von 2.600 befragten Passanten mit der dortigen Sicherheit­slage (sehr) zufrieden. Drei von vier Frauen fühlen sich durch das Alkoholver­bot sicherer. „Die Zahl der kriminelle­n Delikte hat sich halbiert, jene der Körperverl­etzungen ist um ein Drittel zurückgega­ngen“, sagt die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Auch eine Verdrängun­g der Obdachlose­n und Alkoholike­r hat offenbar nicht stattgefun­den: „Wir haben sie nicht aus der Betreuung verloren“, sagt Sozialstad­trat Peter Hacker (SPÖ).

„Das heißt aber nicht, dass für mich das Thema Alkoholver­bot am Franz-Jonas-Platz damit vom Tisch ist.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria