Rapid-Kessel im Fokus der Justiz
Wien. Ein leitender Polizist spricht vor dem Gericht von beispielloser Aggression der Fans.
Prozess. Ein leitender Polizist spricht vor Gericht von beispielloser Aggression der Fans. Es sei nie der Plan gewesen, eine so große Anzahl von Menschen anzuhalten.
„Sie wollten ihre Herrschaft über die Straße und ihre Macht über die Polizei demonstrieren“– mit diesen Worten beschrieb am Dienstag der Einsatzleiter und Hauptberichterstatter der Polizei, Gerald Lischka, die Situation am 16. Dezember 2018.
Lischka schildert im Landesverwaltungsgericht Wien die Szenen, die sich aus Polizeisicht rund um das Wiener Derby abgespielt hatten – und die schlussendlich als „Rapid-Kessel“bekannt wurden.
Im Polizei-Bericht stand damals über die Situation mit den Rapid-Fans: „Die Straße gehört ihnen, die Polizei kann nichts tun.“Wie berichtet, waren nach Ausschreitungen vor dem Wiener Derby 1.338 Rapid-Fans eingekesselt worden. Sie hatten am Fanmarsch teilgenommen. 28 Fans hatten später Beschwerde gegen die Polizei eingebracht.
Massive Konfrontation
Lischka war für den Polizeieinsatz außerhalb des Stadions zuständig. Der stellvertretende Leiter der Bereitschaftseinheit sagt, selten zuvor so eine Aggressivität ab dem ersten Moment erlebt zu haben – und das trotz seiner 21 Jahre im Dienst.
Ab dem Moment des Eintreffens der Polizei hätte es sofort Beschimpfungen gegeben. Die Beamten wurden demnach mit Schneebällen beworfen. „Die Fans waren auf eine massive Konfrontation aus. Ich habe fast minütlich Funkmeldungen bekommen, dass Kollegen gefährdet sind“, schildert Lischka. Auch Passanten seien bedrängt und mit Schneebällen beworfen worden. Der Einsatz von Pyrotechnik sei außerdem „definitiv massiver“gewesen, als bei anderen Fanzügen.
Der Richter kennt nur die Videos. Er hätte den Eindruck eines Bandenkrieges oder Bandenterrors gehabt.
Laut Lischka war es nicht möglich, deeskalierend auf die Fans einzuwirken. „Ein Dialog mit Rapidfans wie den Ultras ist nicht möglich gewesen.“Und: „Ich habe laufend mit der Einsatzleitung Rücksprache gehalten, aber wir wurden immer nur auf Deeskalation verwiesen“, sagt Lischka.Doch im Vorfeld sei es nicht möglich gewesen, Störenfriede herauszufischen. „Da wäre es zu einem massiven Waffengebrauch gekommen.“Er meint damit den Taser. „Da hätte es auch Menschen erwischt, die sich nichts zu Schulden kommen haben lassen. Ich gehe davon aus, dass es dann Verletzte gegeben hätte.“
Als schließlich Gegenstände auf die Wiener Tangente geworfen wurden, habe man sich kurzfristig entschlossen, die Fans einzukesseln und Identitätsfeststellungen vorzunehmen. Einige mussten sechs Stunden lang in der Kälte ausharren. Schneller, so Lischka, sei ein „Abarbeiten“nicht möglich gewesen. Familien mit Kindern, Personen „mit dringendem Stuhlgang“und Frauen hätten den Bereich bevorzugt verlassen können. Am Mittwoch wird weiterverhandelt.