Schiffskapitänin Carola Rackete ist wieder frei
Italien. Der Haftbefehl für die junge Kapitänin wurde von der Richterin nicht bestätigt.
Die am Samstag festgenommene Kapitänin des Rettungsschiffes „Sea-Watch 3“, Carola Rackete, ist frei. Eine Untersuchungsrichterin der sizilianischen Stadt Agrigent, Alessandra Vella, hat am Dienstag den Haftbefehl für die deutsche Kapitänin nicht bestätigt. Die 31-Jährige befand sich seit Samstag unter Hausarrest. Der RichterSpruch kam überraschend Dienstagabend.
Der italienische Innenminister Matteo Salvini reagierte empört auf die Freilassung der Kapitänin. „Ich hatte mit strengen Strafen gerechnet. Offenkundig sind für die italienische Justiz die Missachtung von Gesetzen und ein Angriff auf ein Polizeischiff kein Grund, um hinter Gittern zu landen. Kein Problem: Für die kriminelle Kapitänin ist eine Maßnahme bereit, um sie in ihr Land zurückzuschicken, weil sie für die nationale Sicherheit gefährlich ist“, kommentierte Salvini.
Die Kapitänin und der „Capitano“, wie Salvinis Anhänger ihr Idol nennen – ein Match ganz unterschiedlicher Charaktere. Salvini, der Auf brausende; Carola Rackete, die Selbstsichere – klar in der Sache, ruhig im Ton.
Genau so war sie laut ihren Anwälten auch vor der Haftrichterin aufgetreten. So wie auch ihr Vater, ein pensionierter Oberstleutnant der Bundeswehr, in einem Interview sagte: „Carola ist nicht impulsiv, sie weiß immer, was sie macht.“Sie sei nicht blauäugig auf einen Abenteuertrip gegangen, als sie das Kommando übernahm.
Klare Argumente
Als Rackete beschloss, Lampedusa anzusteuern, argumentierte sie in einem Interview wie eine Juristin. Das Seerecht sehe vor, dass die Rettung von Schiff brüchigen vollzogen sei, wenn diese an einem sicheren Ort seien; in diesem Punkt kollidiere Salvinis Gesetz mit dem Seerecht. Rackete weiß, wovon sie spricht. Die in Kiel Geborene besuchte die Seefahrtsschule in Elsf leth, wo sie Nautik studierte. In Großbritannien machte sie einen Master in Conservation Management, engagierte sich bei Greenpeace, jobbte auf Expeditions-Kreuzern und arbeitete in der Polarforschung.
Nur fallweise wurde Rackete als Kapitänin der „Sea Watch 3“emotional: Etwa, als sie in einem Interview sagte, Kommentare Salvinis zu ihrer Person nicht zu verfolgen. Sie müsse sich um die in Summe 60 erschöpften Personen an Bord kümmern, sei mit europäischen Regierungen in Kontakt, die nicht bereit seien, Verantwortung zu übernehmen.