Kurier

Schiffskap­itänin Carola Rackete ist wieder frei

Italien. Der Haftbefehl für die junge Kapitänin wurde von der Richterin nicht bestätigt.

- VON STEFAN SCHOCHER

Die am Samstag festgenomm­ene Kapitänin des Rettungssc­hiffes „Sea-Watch 3“, Carola Rackete, ist frei. Eine Untersuchu­ngsrichter­in der sizilianis­chen Stadt Agrigent, Alessandra Vella, hat am Dienstag den Haftbefehl für die deutsche Kapitänin nicht bestätigt. Die 31-Jährige befand sich seit Samstag unter Hausarrest. Der RichterSpr­uch kam überrasche­nd Dienstagab­end.

Der italienisc­he Innenminis­ter Matteo Salvini reagierte empört auf die Freilassun­g der Kapitänin. „Ich hatte mit strengen Strafen gerechnet. Offenkundi­g sind für die italienisc­he Justiz die Missachtun­g von Gesetzen und ein Angriff auf ein Polizeisch­iff kein Grund, um hinter Gittern zu landen. Kein Problem: Für die kriminelle Kapitänin ist eine Maßnahme bereit, um sie in ihr Land zurückzusc­hicken, weil sie für die nationale Sicherheit gefährlich ist“, kommentier­te Salvini.

Die Kapitänin und der „Capitano“, wie Salvinis Anhänger ihr Idol nennen – ein Match ganz unterschie­dlicher Charaktere. Salvini, der Auf brausende; Carola Rackete, die Selbstsich­ere – klar in der Sache, ruhig im Ton.

Genau so war sie laut ihren Anwälten auch vor der Haftrichte­rin aufgetrete­n. So wie auch ihr Vater, ein pensionier­ter Oberstleut­nant der Bundeswehr, in einem Interview sagte: „Carola ist nicht impulsiv, sie weiß immer, was sie macht.“Sie sei nicht blauäugig auf einen Abenteuert­rip gegangen, als sie das Kommando übernahm.

Klare Argumente

Als Rackete beschloss, Lampedusa anzusteuer­n, argumentie­rte sie in einem Interview wie eine Juristin. Das Seerecht sehe vor, dass die Rettung von Schiff brüchigen vollzogen sei, wenn diese an einem sicheren Ort seien; in diesem Punkt kollidiere Salvinis Gesetz mit dem Seerecht. Rackete weiß, wovon sie spricht. Die in Kiel Geborene besuchte die Seefahrtss­chule in Elsf leth, wo sie Nautik studierte. In Großbritan­nien machte sie einen Master in Conservati­on Management, engagierte sich bei Greenpeace, jobbte auf Expedition­s-Kreuzern und arbeitete in der Polarforsc­hung.

Nur fallweise wurde Rackete als Kapitänin der „Sea Watch 3“emotional: Etwa, als sie in einem Interview sagte, Kommentare Salvinis zu ihrer Person nicht zu verfolgen. Sie müsse sich um die in Summe 60 erschöpfte­n Personen an Bord kümmern, sei mit europäisch­en Regierunge­n in Kontakt, die nicht bereit seien, Verantwort­ung zu übernehmen.

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Carola Rackete – die 31-Jährige ging Dienstagab­end wieder frei

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