Kurier

Ein tödliches Eigentor und andere Attentate auf den Sport

Rückblick. Vor 25 Jahren verschulde­te der Kolumbiane­r Andrés Escobar das WM-Out und wurde erschossen.

- VON FLORIAN PLAVEC

Als „Katastroph­e“mag so manches Eigentor empfunden werden. Jenes von Andrés Escobar vor 25 Jahren bei der WM gegen Gastgeber USA hatte tatsächlic­h dramatisch­e Folgen. Sein hoch eingeschät­ztes Team rund um die goldene Generation um Wuschelsch­opf Carlos Valderrama verlor 1:2 und scheiterte in der Vorrunde.

Zehn Tage später, am 2. Juli 1994, bezahlte er sein Eigentor mit dem Leben. Kurz vor seiner bevorstehe­nden Hochzeit, kurz vor seinem geplanten Wechsel von Atlético Nacional aus Medellin zum AC Mailand, lag er blutüberst­römt in seinem Auto auf dem Parkplatz einer Diskothek in Medellin. Getroffen von sechs Kugeln aus einem Revolver. „Eigentor Andrés! Eigentor“, sollen die Attentäter gerufen haben.

Der „caballero de futbol“, der Fußball-Gentleman, starb im Spital. Im Alter von nur 27 Jahren.

Als Haupttäter wurde Humberto Muñoz Castro verurteilt. Ob er als enttäuscht­er Fan gehandelt hat, oder im Auftrag der kolumbiani­schen Wettmafia konnte nie geklärt werden. Verurteilt wurde er zu 43 Jahren Haft, 2005 kam er frei. Hinter dem Attentat standen aber die Brüder Gallon, Meister des Drogenhand­els und der Geldwäsche. Sie kamen mit Hausarrest und einer geringen Geldstrafe davon. Ein Staatsanwa­lt gestand 2014: „Die Gallons haben Geld, Macht und Freunde im Staat.“

Viel Geld wurde damals gewaschen und gewettet auf einen Sieg von Kolumbien. Viel Geld wurde verloren. Escobar verlor sein Leben. Das tragische Attentat auf den Fußballer war nicht das einzige auf Sportler.

München, 1972 Am 5. September 1972 verlor der Sport seine Unschuld. Eine palästinen­sische Terrororga­nisation nahm elf israelisch­e Sportler im olympische­n Dorf als Geiseln. Bei der versuchten Befreiung auf einem Flughafen starben alle Geiseln, ein Polizist und fünf von acht Geiselnehm­ern. Nach einer kurzen Pause wurden die Spiele fortgesetz­t. Der Chef des Nationalen Olympische­n Komitees für Deutschlan­d, Willi Daume, sagte: „Es ist schon so viel gemordet worden – wir wollten den Terroriste­n nicht erlauben, auch noch die Spiele zu ermorden.“

Monica Seles, 1993 Die aus Jugoslawie­n stammende Seles gehörte zu den besten Tennisspie­lerinnen der Welt. 1993 wurde sie während einer Partie beim Turnier in Hamburg vom psychisch gestörten Günter Parche in den Rücken gestochen, einem damals 38-jährigen Fan von Seles’ größter Kontrahent­in Steffi Graf. Seles bestritt zwei Jahre lang kein Match, 1995 gelang das Comeback.

Harding/Kerrigan, 1994

Der Mann von US-Eiskunstlä­uferin Tonya Harding beauftragt­e einen Attentäter, der Kontrahent­in Nancy Kerrigan mit einer Eisenstang­e am Knie verletzte. Seitdem wird Harding als „Eishexe“bezeichnet.

Boston-Marathon, 2013

Auf der Zielgerade­n explodiert­en zwei Bomben, gezündet von zwei russischen Brüdern. Drei Menschen wurden getötet, 264 verletzt. Tamerlan Zarnajew wurde auf der Flucht erschossen, Dschochar Zarnajew zum Tode verurteilt. Als Grund für den Anschlag wird radikaler Islamismus vermutet.

Dortmunder Bus, 2017

Vor dem CL-Spiel gegen Monaco wurden drei Sprengsätz­e gezündet. Im Mannschaft­sbus von Borussia Dortmund verletzte sich Spieler Marc Bartra schwer. Das Spiel wurde verschoben. Grund für den Anschlag: Der Täter wollte einen Kurssturz der BVB-Aktie herbeiführ­en und so viel Geld gewinnen.

 ??  ?? Tragödie bei der WM 1994: Andrés Escobar rutschte in einen Querpass, der Ball ging ins eigene Tor. Das Missgeschi­ck war sein Todesurtei­l
Tragödie bei der WM 1994: Andrés Escobar rutschte in einen Querpass, der Ball ging ins eigene Tor. Das Missgeschi­ck war sein Todesurtei­l
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Eishexe: Harding (Bild) wusste vom Attentat auf Kerrigan

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