Kurier

Die Parlaments­direktion zieht an den Stubenring

Neue Mieter. Wiens Wirtschaft­skammer vermietet ihre Ex-Zentrale. Den Ärger um den neuen Standort versteht man nicht

- VON CHRISTOPH SCHWARZ

112 Jahre lang hatte die Wiener Wirtschaft­skammer ihren Hauptsitz am Stubenring – bevor sie diesen (und neun weitere) Standorte im Frühjahr verließ, um alle im neuen Haus der Wiener Wirtschaft am Praterster­n zusammenzu­ziehen. Jetzt hat die Kammer einen Mieter für das historisch­e Gebäude am Stubenring gefunden: Seit Anfang des Monats logiert die Parlaments­direktion dort mit rund 250 Mitarbeite­rn, während ihre Büros in der Reichratss­traße saniert werden.

Die Übersiedlu­ng der mehr als 700 Kammer-Angestellt­en ins Haus der Wiener Wirtschaft in der Leopoldsta­dt selbst sorgte (und sorgt) für Aufregung: Nicht alle Mitarbeite­r waren begeistert. Mittlerwei­le sei die Zufriedenh­eit aber hoch, heißt es. Auch finanziell sei der Umzug ein Erfolg, sagt Wirtschaft­skammer-Chef Walter Ruck. Die Kammer spare jährlich mindestens 12 Millionen Euro. Früher habe man auf 37.000 Quadratmet­ern gearbeitet – jetzt sind es 22.000. Alleine bei die Heizkosten, heißt es, bringe das Einsparung­en von 800.000 Euro im Jahr. Dazu komme auch noch eine Strukturre­form.

Rund um den Immobilien­Deal gab es jedoch Verstimmun­g: Die Kammer gab in einem Paket zwei ihrer Gebäude – das Gewerbehau­s am Rudolf Sallinger Platz und das Palais Festetics – an das Immobilien­unternehme­n Signa ab und erwarb von der Signa das neue Haus in einem Paket.

Verkauft hat die Kammer das Gewerbehau­s um rund 17 Millionen Euro, das Palais Festetics um 18 Millionen Euro. Wenig später wurde das Festetics ohne Aufschlag an Investor Klemens Hallmann weiterverk­auft, das Gewerbehau­s aber mit einem Aufschlag von vier bis fünf Millionen Euro, berichten vertraute Kreise. Das Gewerbehau­s wurde noch am selben Tag von Hallmann an einen anderen Immobilien­entwickler weitergege­ben, der das Gebäude noch einmal an sich selbst verkaufte. Am Ende stand plötzlich ein „Einkaufspr­eis“von 7.000 Euro pro Quadratmet­er für das sanierungs­bedürftige Gebäude.

Der Vorwurf an die Kammer: Sie habe zu billig verkauft. „Stimmt nicht“, sagt Ruck. „Wir haben alle drei Gebäude auf Basis von mehreren Gutachten zum Verkehrswe­rt ver- und gekauft. Das wir in Summe eine optimale Vorgangswe­ise.“

Übrigens: Das Nebengebäu­de des Hauses der Wiener Wirtschaft wurde kürzlich auch verkauft. Der Quadratmet­er-Preis lag um 800 Euro über jenem, den die Kammer bezahlt hat. Das verleitet dort zu einem Rechenbeis­piel: Die Kammer hätte für ihre neue Zentrale zu diesen Konditione­n 20 Millionen Euro mehr auf den Tisch legen hätte müssen, rechnet man vor. Ziehe man die fünf Millionen Euro ab, die Signa dem Vernehmen nach am Gewerbehau­s verdient hat, bliebe am Ende ein Gewinn von 15 Millionen für die Kammer.

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Ruck vor der Kammer-Zentrale: Ein gutes Geschäft oder nicht?
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