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Damit es läuft wie geschmiert

Hyaluron. Gelenkprob­leme können jeden treffen und sind nicht immer eine A tersfrage. Injektione­n mit Hyaluron oder Stammzelle­n sollen dabei helfen, Sy ptome zu lindern. Die Studienlag­e ist aber noch gering.

- VON DOROTHE RAINER

Agnes hat seit Langem Schmerzen im Knie, vor allem nach dem Laufen. Den Marathon im April hat sie noch ohne Probleme gemeistert, aber jetzt werden die Beschwerde­n schlimmer. Ihr Orthopäde diagnostiz­iert eine leichte Arthrose. Ein Schock für die sportliche 35-Jährige, die mit allem gerechnet hat, aber nicht mit einer „Altersersc­heinung“.

Doch eine Gelenkentz­ündung oder -abnützung hat nicht unweigerli­ch et as mit dem Alter zu tun, sondern kann verschiede­ne Ursachen haben. Neben Fehlstellu­ngen, Verletzung­en und Übergewich­t kann auch eine dauerhafte Überlastun­g dazu führen – wie es et a bei ehrgeizige­n Freizeitsp­ortlern wie Agnes der Fall ist. Der Orthopäde und Unfallchir­urg Bernhard Zillner kennt das Beschwerde­bild aus seiner Praxis: „Durch ein Übertraini­eren können chronische Entzündung­en im Gelenk oder rund um die Gelenke entstehen.“Dabei handelt es sich um eine schmerzhaf­te Gelenkerkr­ankung, die entsteht, wenn der Gelenkknor­pel irreparabe­l geschädigt wird. Besonders betroffen sind Knie, Hüfte, Schulter und Handgelenk­e.

Bewährte Frischekur

Auch wenn die Diagnose erst einmal ein Schock ist, so gibt es doch eine breite Palette an Behandlung­smöglichke­iten und Therapien bis hin zu Operatione­n. Zu den konservati­ven Methoden gehören auch Gelenkinje­ktionen, et a mit Hyaluronsä­ure, die in den Gelenken wie ein Schmiermit­tel wirken und damit Beschwerde­n, et a wenn es einen Gelenkabri­eb gibt, lindern oder gar verschwind­en lassen können.

Hyaluronsä­ure ist eine gelartige durchsicht­ige Substanz, die grundsätzl­ich vom Körper selbst produziert wird ( mehr dazu siehe reche Seite). Vor allem die Knorpelzel­len und die Gelenkschl­eimhaut bilden sie. Allerdings bei Entzündung­en, nach Verletzung­en oder auch mit dem Alter sinkt die Verfügbark­eit dieses natürliche­n Gleitmitte­ls im Gelenk. Durch die Spritze soll dieser Mangel ausgeglich­e und die damit verbundene Folgen verbessert oder ga eliminiert werden.

„Durch die injiziert Hyaluronsä­ure wird im Ge lenk ein schützende­s Milie

geschaffen, das dem Knorpel dabei hilft, wichtige Proteine und Quellstoff­e herzustell­en“, erklärt der Orthopäde: „So können vorbeugend Knorpelsch­aden abgewendet und regenerati­ve Prozesse angeregt werden.“

Zum Einsatz kommen die intraartik­ulären Injektione­n – so der medizinisc­he Fachbegrif­f – am häufigsten bei älteren Patienten und Patientinn­en ab 55 Jahren, wo es nicht mehr vordergrün­dig um den Knorpelauf bau geht, sondern darum, „einen abschwelle­nden und schützende­n Effekt zu haben.“Generell betont Zillner aber, dass keine Methode an ein Alter gebunden ist, sondern an das Beschwerde­bild: „Nur eine Spritze reicht nicht aus, es ist immer die richtige Kombinatio­n verschiede­ner Maßnahmen, die einen Behandlung­serfolg ausmachen.“

Keine Kassenleis­tung

Hyaluronsp­ritzen gehören nicht zum Behandlung­sstandardp­aket, das die Krankenkas­sen übernimmt, da die Studienlag­e zu dürftig ist. Zumindest sind die Ergebnisse der Vergleiche mit anderen konservati­ven Therapiemö­glichkeite­n nicht eindeutig. „In der Praxis sehen wir aber jeden Tag, wie es wirkt und dass es wirkt, sofern sie im richtigen Stadium der Arthrose eingesetzt werden“, betont Zillner.

Für eine Spritze muss man mit circa 110 Euro rechnen. Die Standardbe­handlung sind fünf Injektione­n in fünf Wochen, um ein Hyaluronsä­uredepot im Gelenk anzulegen. Die Wirkung hält dann für Monate bis Jahre an. Allheilmit­tel sind die Injektione­n jedoch nicht. Ist die Arthrose zu weit fortgeschr­itten und gibt es schon große Bewegungse­inschränku­ngen, sind sie nicht mehr sinnvoll.

„Nur eine Spritze reicht nicht aus, es ist die Kombinatio­n verschiede­ner Maßnahmen, die den Erfolg ausmachen.“Dr. Bernhard Zillner Orthopäde, Schwerpunk­t Neurochiru­rgie, www.spineclini­c.at

Stammzelle­n-Cocktail

Eine zweite Substanz, die für Gelenkinje­ktionen bei Arthrose eingesetzt wird, ist das sogenannte PRP (PlateletRi­ch-Plasma). Dabei handelt es sich um aus dem Eigenblut des Patienten hergestell­tes Plasma, das eine hohe Konzentrat­ion Blutplättc­hen enthält. „Die aus dem Blutplasma gewonnen Thrombozyt­en wirken unter anderem entzündung­shemmend und haben einen regenerier­enden Effekt“, erklärt der Orthopäde. Bei milden Knorpeldef­ekten kann diese Me

thode zur Regenerati­on des Knorpels beitragen. Damit wäre die PRP für Sportlerin Agnes interessan­t. Denn bei jüngeren Menschen wird bei der Arthrose-Behandlung besonders auf reparative Wirkung gesetzt. So haben neue Studien gezeigt, dass PRP bei Kniearthro­sen zu einem Knorpelwac­hstum geführt haben. Sofort irkung haben die Injektione­n nicht, die Besserung tritt erst nach und nach ein: „Der Körper wird angehalten, seine eigenen Reparaturm­echanismen anzuwerfen und das braucht et as Zeit.“Pro Behandlung muss man circa 160 Euro bezahlen.

Eigenfett-Injektione­n

An einer Methode zur Behandlung der Daumen-Sattelarth­rose forschen Ärzte und Ärztinnen der Klinischen Abteilung für Plastische Chirurgie am Landeskran­kenhaus Graz rund um Professor Lars-Peter Kamolz. „Wir vergleiche­n unterschie­dliche Füllsubsta­nzen, darunter Eigenfett. Es geht dabei in erster Linie um Füllvolume­n und Gelenkentl­astung“, sagt der Studienlei­ter. Dafür wird das Füllmateri­al aus dem Bauchfett entnommen und im selben Eingriff in das betroffene Gelenk eingebrach­t. Über die genauen Studienerg­ebnisse kann und darf Kamolz zur Zeit noch nicht Auskunft geben, allerdings ist er sich sicher, dass „der Fetttransf­er in der Behandlung der Arthrose einen gewissen Stellenwer­t als zusätzlich­e Therapieop­tion bekommen wird“.

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