Damit es läuft wie geschmiert
Hyaluron. Gelenkprobleme können jeden treffen und sind nicht immer eine A tersfrage. Injektionen mit Hyaluron oder Stammzellen sollen dabei helfen, Sy ptome zu lindern. Die Studienlage ist aber noch gering.
Agnes hat seit Langem Schmerzen im Knie, vor allem nach dem Laufen. Den Marathon im April hat sie noch ohne Probleme gemeistert, aber jetzt werden die Beschwerden schlimmer. Ihr Orthopäde diagnostiziert eine leichte Arthrose. Ein Schock für die sportliche 35-Jährige, die mit allem gerechnet hat, aber nicht mit einer „Alterserscheinung“.
Doch eine Gelenkentzündung oder -abnützung hat nicht unweigerlich et as mit dem Alter zu tun, sondern kann verschiedene Ursachen haben. Neben Fehlstellungen, Verletzungen und Übergewicht kann auch eine dauerhafte Überlastung dazu führen – wie es et a bei ehrgeizigen Freizeitsportlern wie Agnes der Fall ist. Der Orthopäde und Unfallchirurg Bernhard Zillner kennt das Beschwerdebild aus seiner Praxis: „Durch ein Übertrainieren können chronische Entzündungen im Gelenk oder rund um die Gelenke entstehen.“Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Gelenkerkrankung, die entsteht, wenn der Gelenkknorpel irreparabel geschädigt wird. Besonders betroffen sind Knie, Hüfte, Schulter und Handgelenke.
Bewährte Frischekur
Auch wenn die Diagnose erst einmal ein Schock ist, so gibt es doch eine breite Palette an Behandlungsmöglichkeiten und Therapien bis hin zu Operationen. Zu den konservativen Methoden gehören auch Gelenkinjektionen, et a mit Hyaluronsäure, die in den Gelenken wie ein Schmiermittel wirken und damit Beschwerden, et a wenn es einen Gelenkabrieb gibt, lindern oder gar verschwinden lassen können.
Hyaluronsäure ist eine gelartige durchsichtige Substanz, die grundsätzlich vom Körper selbst produziert wird ( mehr dazu siehe reche Seite). Vor allem die Knorpelzellen und die Gelenkschleimhaut bilden sie. Allerdings bei Entzündungen, nach Verletzungen oder auch mit dem Alter sinkt die Verfügbarkeit dieses natürlichen Gleitmittels im Gelenk. Durch die Spritze soll dieser Mangel ausgegliche und die damit verbundene Folgen verbessert oder ga eliminiert werden.
„Durch die injiziert Hyaluronsäure wird im Ge lenk ein schützendes Milie
geschaffen, das dem Knorpel dabei hilft, wichtige Proteine und Quellstoffe herzustellen“, erklärt der Orthopäde: „So können vorbeugend Knorpelschaden abgewendet und regenerative Prozesse angeregt werden.“
Zum Einsatz kommen die intraartikulären Injektionen – so der medizinische Fachbegriff – am häufigsten bei älteren Patienten und Patientinnen ab 55 Jahren, wo es nicht mehr vordergründig um den Knorpelauf bau geht, sondern darum, „einen abschwellenden und schützenden Effekt zu haben.“Generell betont Zillner aber, dass keine Methode an ein Alter gebunden ist, sondern an das Beschwerdebild: „Nur eine Spritze reicht nicht aus, es ist immer die richtige Kombination verschiedener Maßnahmen, die einen Behandlungserfolg ausmachen.“
Keine Kassenleistung
Hyaluronspritzen gehören nicht zum Behandlungsstandardpaket, das die Krankenkassen übernimmt, da die Studienlage zu dürftig ist. Zumindest sind die Ergebnisse der Vergleiche mit anderen konservativen Therapiemöglichkeiten nicht eindeutig. „In der Praxis sehen wir aber jeden Tag, wie es wirkt und dass es wirkt, sofern sie im richtigen Stadium der Arthrose eingesetzt werden“, betont Zillner.
Für eine Spritze muss man mit circa 110 Euro rechnen. Die Standardbehandlung sind fünf Injektionen in fünf Wochen, um ein Hyaluronsäuredepot im Gelenk anzulegen. Die Wirkung hält dann für Monate bis Jahre an. Allheilmittel sind die Injektionen jedoch nicht. Ist die Arthrose zu weit fortgeschritten und gibt es schon große Bewegungseinschränkungen, sind sie nicht mehr sinnvoll.
„Nur eine Spritze reicht nicht aus, es ist die Kombination verschiedener Maßnahmen, die den Erfolg ausmachen.“Dr. Bernhard Zillner Orthopäde, Schwerpunkt Neurochirurgie, www.spineclinic.at
Stammzellen-Cocktail
Eine zweite Substanz, die für Gelenkinjektionen bei Arthrose eingesetzt wird, ist das sogenannte PRP (PlateletRich-Plasma). Dabei handelt es sich um aus dem Eigenblut des Patienten hergestelltes Plasma, das eine hohe Konzentration Blutplättchen enthält. „Die aus dem Blutplasma gewonnen Thrombozyten wirken unter anderem entzündungshemmend und haben einen regenerierenden Effekt“, erklärt der Orthopäde. Bei milden Knorpeldefekten kann diese Me
thode zur Regeneration des Knorpels beitragen. Damit wäre die PRP für Sportlerin Agnes interessant. Denn bei jüngeren Menschen wird bei der Arthrose-Behandlung besonders auf reparative Wirkung gesetzt. So haben neue Studien gezeigt, dass PRP bei Kniearthrosen zu einem Knorpelwachstum geführt haben. Sofort irkung haben die Injektionen nicht, die Besserung tritt erst nach und nach ein: „Der Körper wird angehalten, seine eigenen Reparaturmechanismen anzuwerfen und das braucht et as Zeit.“Pro Behandlung muss man circa 160 Euro bezahlen.
Eigenfett-Injektionen
An einer Methode zur Behandlung der Daumen-Sattelarthrose forschen Ärzte und Ärztinnen der Klinischen Abteilung für Plastische Chirurgie am Landeskrankenhaus Graz rund um Professor Lars-Peter Kamolz. „Wir vergleichen unterschiedliche Füllsubstanzen, darunter Eigenfett. Es geht dabei in erster Linie um Füllvolumen und Gelenkentlastung“, sagt der Studienleiter. Dafür wird das Füllmaterial aus dem Bauchfett entnommen und im selben Eingriff in das betroffene Gelenk eingebracht. Über die genauen Studienergebnisse kann und darf Kamolz zur Zeit noch nicht Auskunft geben, allerdings ist er sich sicher, dass „der Fetttransfer in der Behandlung der Arthrose einen gewissen Stellenwert als zusätzliche Therapieoption bekommen wird“.