Kurier

Platz für „Feinspitz-Programm“

Peter Schöber. Der ORFIII-Senderchef im Gespräch über den Kultursomm­er, die Info-Schiene und Begehrlich­keiten

- VON CHRISTOPH SILBER

Bei ORFIII stehen die nächsten Höhepunkte des Kultursomm­ers an (siehe Kasten rechts). Und ginge es nach manchem Festival, könnte es noch mehr sein. „Bei dem großen Angebot in Österreich ist klar: Wir können nicht alles machen, aber wir machen redaktione­ll doch recht viel“, meint ORFIII-Senderchef Peter Schöber dazu.

Was gezeigt wird, das wählen eine Fachredakt­ion und Barbara Rett aus. „Wenn sie sagt, das sollten wir machen, dann machen wir das in aller Regel.“Wobei es Schöber generell um die Mischung geht. „Würden wir jeden Sonntag nur die Gassenhaue­r aus Operette und Oper zeigen, dann wird das auch nicht unserem Auftrag gerecht. Da muss auch ein – nennen wir es – ,Feinspitz-Programm‘ Platz finden.“

Die Kritik, ORFIII hafte angesichts des verfolgten traditione­llen Kulturbegr­iffes manchmal die Patina eines Hofratswit­wen-Senders an, kontert Schöber so: „Das sind sicher sehr treue Seherinnen. Dazu sind aber noch viele andere gekommen, wie uns die internen Zahlen zeigen. Und es ist doch schön, in einem Land zu leben, in dem im Schnitt jeden Sonntag 80.000 bis 100.000 sich im Rahmen von ,Erlebnis Bühne‘ ein Konzert oder eine Oper anschauen.“

Über Sendungsqu­oten verliert man bei ORFIII darüber hinaus aus Prinzip nicht viele Worte. Nur „das beste Programm nützt nichts, wenn man keine Zuseher hat.“Und: „Das, was ORFIII an Publikum erreicht, würde manch Privater gern haben.“Im Schnitt schauen täglich zehn Prozent der österreich­ischen TV-Haushalte bei steigender Verweildau­er. „Aber natürlich ist für einen Sender wie ORFIII irgendwann der Plafond erreicht.“

Goldgriff

Wie es der Sender im Namen trägt, ist ORFIII Kultur und Informatio­n. Letztere wird seit 2017 von Ingrid Thurnher als Chefredakt­eurin geleitet – „ein Goldgriff “, sagt der gebürtige Oberösterr­eicher. Denn getan habe sich viel. „Der frühere Vorwurf, dass ORFIII nicht aktuell reagiere, gehört wirklich der Vergangenh­eit an. ORFIII kann heute schnell und unkomplizi­ert auf aktuelle Ereignisse reagieren. Die Mannschaft ist sofort auf Betriebste­mperatur – das gilt sowohl journalist­isch wie auch inzwischen technisch.“Das hängt zum Teil an der Produktion­sweise. „Wir sind von Generaldir­ektor und kaufmännis­chem Direktor ermuntert worden, völlig neue Wege zu gehen. Das heißt, wir nutzen neue Technologi­en, die von absoluten Profis angewendet werden. Das ist quick, aber nicht dirty.“Und wird inzwischen auch von ORFIII für andere ORF-Sender eingesetzt.

Von außen betrachtet irritiert nur manchmal, dass sich ORF-Sender mit InfoSendun­gen konkurrenz­ieren. Schöber meint aber: „Die Abstimmung innerhalb des Konzerns ist mit der Bestellung der Channel-Manager und Sender-Chefredakt­eure besser geworden und funktionie­rt sehr gut.“Die NewsPhilos­ophie des Spartensen­ders lautet dabei: „Wir begleiten Ereignisse, liefern das Fernsehsig­nal, sind live drauf.“Das zeigten die Übertragun­gen aus dem Parlament, aber auch die vielen Sondersend­ungen bei Ereignisse­n wie der Regierungs­krise mit teilweise stundenlan­gen Einstiegen. „Die Menschen suchen das inzwischen bei uns.“

Für die Gründung von ORFIII hat ORF-Chef Alexander Wrabetz eine ROMY bekommen. Es gilt als sein liebstes Spielzeug, mit dem auch mal Begehrlich­keiten bedient werden. „Das sehe ich nicht. Für uns gelten die gleichen Vorgaben wie für alle anderen“, widerspric­ht Schöber. „Was aber ein großer Vorteil für uns ist, dass wir im ORF mit Alexander Wrabetz einen bekannterm­aßen sehr kultur- und klassikaff­inen Generaldir­ektor mit großem Zeitgeschi­chtebewuss­tsein haben. Das macht vieles einfacher.“ORFIII hat heute einen Eigen-, Auftrags- und Co-Produktion­santeil in der erweiterte­n Primetime ( 19 bis 24 Uhr) von über 85 Prozent. Das Programmbu­dget liegt bei jährlich nur 13 Millionen. „Das geht ganz gut, mehr wäre natürlich immer besser, aber vereinzelt kann Mangel auch Kreativitä­t fördern.“

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Peter Schöber, Chef des Kulturund Infosender­s ORFIII

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