Kurier

Fixer Taxitarif kein Muss mehr

Lex Uber. Taxi und Mietwagen werden ein Gewerbe. Kommen nun gelockerte Regeln für alle?

- VON ANNA-MARIA BAUER

Im Nationalra­t stand Lex Uber auf der Tagesordnu­ng. Dabei sollen Taxi und Mietwagen eins werden. Nun könnten die Regeln für alle etwas lockerer werden.

Die vielleicht wichtigste Nachricht für alle besorgten Uber-Fahrer zuerst: Die App funktionie­rt weiterhin. Und nach derzeitige­m Stand wird sie das auch mindestens bis September 2020 tun.

Erst dann tritt die Gesetzesno­velle überhaupt erst in Kraft, die am Mittwochab­end mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ und FPÖ im Nationalra­t beschlosse­n wurde. Jene Änderung über die Taxifunkze­ntralen jubeln und vor der Uber warnte. Damit ist fix: In etwas mehr als einem Jahr wird es nur mehr ein einheitlic­hes „Personenbe­förderungs­gewerbe mit Pkw“geben.

Ob sich Uber 2020, wie bei Ankündigun­g dieses Gesetzes angedroht, tatsächlic­h aus Österreich zurückzieh­en wird, ist unterdesse­n gar nicht mehr so sicher. Zwar werden Taxi und Mietwagen nun zu einem Gewerbe zusammenge­fasst und damit gelten für alle Fahrer die gleichen Regeln. Und laut aktuellem Gesetzesen­twurf heißt das: Auch Mietwagenf­ahrer müssen einen Taxischein absolviere­n und ihren Preis an den Taxitarif anpassen.

Doch das scheint nicht mehr so fix.

Denn die Androhung Ubers hat die (vom amerikanis­chen Unternehme­n wohl erwartete) Empörung ausgelöst. Mehr als 41.000 Menschen haben innerhalb von gut einer Woche die Petition „Fairer Wettbewerb und freie Wahl für moderne Mobilität in Österreich!“unterschri­eben. Die Petition wurde Mittwochfr­üh noch von Uber und Unterstütz­ern an Petitionso­bmann Michael Bernhard (Neos) übergeben.

„Tarif muss nicht sein“

Nur wenig später hat die ÖVP dann eine Pressekonf­erenz abgehalten, die wohl als Reaktion auf die Aufregung der jüngsten Tage gesehen werden kann.

Das neue Gesetz, sagt ÖVPVerkehr­ssprecher Andreas Ottenschlä­ger, sei „ein erster Schritt“für „klare und faire Rahmenbedi­ngungen“. Die zuständige­n Landeshaup­tleute können, müssen aber nicht Fixtarife einführen. In der Steiermark habe es etwa eine Zeit lang keinen vorgeschri­ebenen Taxitarif gegeben. Ottenschlä­ger sprach sich auch für Flexibilit­ät bei der Preisspann­e aus.

Damit liegt der Ball bei der Stadt Wien. Kann man sich dort vorstellen, das Tarifmodel­l – das es in dieser Form seit 1954 gibt – zu lockern? Auf diese Frage heißt es: Es gebe verschiede­ne Varianten, die nun geprüft werden. Wichtig sei vor allem eine Einigung der Sozialpart­ner.

Diese könnte in puncto Lockerung des Taxitarifs aber sogar gefunden werden.

Walter Ruck, Präsident der Wirtschaft­skammer Wien, hat bereits vergangene Woche in einem KURIER-Interview seine Bereitscha­ft dafür angekündig­t. Er könne sich etwa eine Tarif bindung nur an bestimmten Tagen (etwa Weihnachte­n und Silvester) vorstellen, um Konsumente­n zu schützen. Denkbar wäre für Ruck auch: keine fixe Tarifierun­g, sondern eine Deckelung des Preises.

Von der Gewerkscha­ft Vida gibt es nun ebenfalls eine grundsätzl­iche Gesprächsb­ereitschaf­t: „Unter der Voraussetz­ung natürlich, dass sich dadurch keine Nachteile für die Beschäftig­ten ergeben.“

Anbieter wittern Chance

Unterdesse­n haben aufgrund der ersten Androhung Ubers, Österreich zu verlassen, andere App-Anbieter ihre Chance gewittert.

Free Now (vormals Mytaxi) hat in seiner Pressekonf­erenz am Dienstag schon betont, das „gute Uber“, sein zu wollen. Free Now arbeitet in Wien seit 2011 mit lizenziert­en Taxifahrer­n.

Auch die Betreiber der App Bolt (vormals Taxify), die derzeit ebenso wie Uber mit Mietwagenf­ahrern arbeiten, betonen, auf jeden Fall in Wien bleiben und sich an alle neuen Regeln anpassen zu wollen.

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Uber-Chef Essl (2. v. li.) übergab Mittwochfr­üh seine Petition

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