Schweinereien mit Parmaschinken
Ein Drittel der Jahresproduktion betroffen
Bei der Produktion von Parmaschinken geht es in Italien ähnlich zu wie beim Olivenöl-Panschen. 3,5 Millionen Schinken müssen vermutlich vom Markt genommen werden.
Qualitätsinspektoren von „Parma Qualita“urteilten, dass die Schweine, aus den der Schinken produziert wurde, nicht den Qualitätskriterien für Parmaschinken entsprechen. So wurden dänische Eber in die Produktion eingekreuzt. Deutlich schwerere Schweine als für die Marke Parmaschinken erlaubt, waren die Folge. 30 Firmen sind betroffen. Dazu kam es bei den Haltungsbedingungen der Tiere zu groben Verstößen und Missständen, die den Qualitätskriterien widersprechen.
3,5 Millionen Schinken, ein Drittel der Jahresproduktion, müssen vermutlich vom Markt genommen werden. Sie wurden beschlagnahmt, „da sie von Schweinen stammen, die mehr Gewicht haben, als den Normen des strengen ParmaschinkenKonsortiums entsprechend erlaubt ist“, wird einer der vier Schinkeninspektoren von „Parma Qualita“zitiert. Die Inspektoren sind aus Protest Anfang Juni zurückgetreten. Sie beklagten „Managementprobleme und nicht geteilte Entscheidungen“.
Bei der Produktion von Parmaschinken geht es offenbar ähnlich zu wie beim Olivenöl-Panschen. Italienische Staatsanwaltschaften ermitteln, zwei in Turin, zwei in Pordenone. Mehr als 70 Personen aus 30 Firmen sollen angeklagt werden. Denn ihr Parmaschinken mit dem berühmten Kronen-Stempel ist eigentlich ein No-Name-Produkt und keine Delikatesse. Dabei geht es um einen Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Euro. 50.000 Jobs stehen auf dem Spiel.
Begonnen hat der Skandal vor zwei Jahren: Damals kam heraus, dass für die streng reglementierte Schinkenproduktion schon der Stammbaum der Schweine nicht stimmte.
Schnelles Wachstum
Es waren nämlich keine langsam wachsenden Parmaschweine. Die Muttertiere waren durch die Samen dänischer Eber befruchtet worden, ihre Ferkel wuchsen schneller, wurden schwerer und setzten weniger Fett an.
Die Tiere wurden unter grauenhaften Bedingungen gehalten. Die italienische Tierschutzorganisation Lega Anti Vivisezione (LAV) filmte in sechs Schweinefarmen undercover. Die Schweine wurden dicht aneinandergedrängt in völlig dunklen und verdreckten Ställen gehalten. Die meisten hatten routinemäßig abgeschnittene Schwänze.
„Die derzeitigen Kontrollen sind eine Heuchelei“, gibt einer der zurückgetretenen Inspektoren zu. „Als wir bei der Schlachtung dabei waren, waren 20 Prozent der Schweine für das Siegel für die geschützte Herkunftsbezeichnung ungeeignet, aber nicht einmal vier Prozent wurden aussortiert.“
Parmaschweine dürfen zwischen 144 und 176 Kilo wiegen, die Schweine mit dänischen Wurzeln brachten viel mehr auf die Waage.