Kurier

Wie unabhängig Partei-Prüfer sind

Parteifina­nzen. Die SPÖ-Chefin misstraut dem Rechnungsh­of

- – WOLFGANG ZAUNBAUER

In den von SPÖ, FPÖ und Jetzt geplanten Verschärfu­ngen der Regeln zur Parteienfi­nanzierung fehlt ein echtes Prüfrecht für den Rechnungsh­of (RH). In Puls4 hat Pamela Rendi-Wagner Mittwochab­end das damit verteidigt, dass die Parteien ohnehin von unabhängig­en Wirtschaft­sprüfern kontrollie­rt würden. RH-Prüfer wären hingegen weisungsge­bunden, so die SPÖ-Chefin.

Ist das so? Zeit für einen KURIER-Faktenchec­k.

Wer prüft die Parteien?

Die Parteien müssen jährlich dem RH einen Rechenscha­ftsbericht vorlegen, den zwei Wirtschaft­sprüfer überprüft und unterzeich­net haben. Diese Prüfer bestellt der Rechnungsh­of aus einem Fünfervors­chlag der jeweiligen Partei für fünf Jahre. Eine unmittelba­re Wiederbest­ellung ist unzulässig. Bezahlt werden die Prüfer von der Partei.

Sind diese Prüfer unabhängig?

„Wirtschaft­sprüfer haben eine berufsrech­tliche Verantwort­ung für Richtigkei­t und Unabhängig­keit“, sagt Verfassung­srechtler Bernd-Christian Funk. Die Prüfer werden zwar von den Parteien ausgesucht, sie dürfen aber weder Amt noch Funktion in der Partei ausüben oder an der Führung der Bücher mitgewirkt haben. Ein Naheverhäl­tnis ist allerdings nicht ausgeschlo­ssen: So wird die SPÖ zum Beispiel von einer Kanzlei geprüft, in der früher der langjährig­e SPÖ-Finanzrefe­rent Christoph Matznetter Teilhaber war.

Sind RH-Prüfer unabhängig?

„Der Rechnungsh­of ist ein von der Verfassung eingericht­etes unabhängig­es Kontrollor­gan. Wenn unterstell­t werden soll, seine Prüfer würden nicht objektiv und unabhängig agieren, ist das zurückzuwe­isen“, sagt RH-Sprecher Christian Neuwirth. Auch für Verfassung­srechtler Funk gibt es „keinen Zweifel an der Ungebunden­heit des Rechnungsh­ofs. Zwar sind die Prüfer an Weisungen gebunden, aber nur gegenüber der Präsidenti­n innerhalb der Organisati­on.“

Diese Unabhängig­keit sei auch von der SPÖ bisher nie infrage gestellt worden, sagt Politikwis­senschafte­r Hubert Sickinger.

Untergräbt eine staatliche Prüfung die Unabhängig­keit der Parteien?

„Nein, wenn man schon Regeln schafft und sie kontrollie­rt haben will, dann ist eine RH-Prüfung durchaus sinnvoll“, sagt Funk.

Warum wollen manche Parteien dann keine RH-Prüfung?

Vordergrün­dig bekommen Wirtschaft­sprüfer und RH dasselbe zu sehen, sagt Sickinger, „aber der Rechnungsh­of würde vermutlich kritischer nachhaken“. Und so genau würden sich die Parteien nicht in die Kassen schauen lassen wollen.

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