Kurier

Mehr Geld für ÖBB-Aufsichtsr­äte

Remunerati­onen. Vor Abgang teilte Hofer auch noch bei Asfinag aus

- ANDREA HODOSCHEK

Bei den ÖBB hat Norbert Hofer seine Interessen mit ganz besonderer Konsequenz durchgeset­zt. Kurz nach seiner Bestellung als Verkehrsmi­nister färbte der FPÖ-Politiker beinahe den gesamten Aufsichtsr­at blau ein. Vier Tage vor Veröffentl­ichung des Ibiza-Videos und der anschließe­nden Auflösung der türkisblau­en Koalition legte Hofer bei den Gagen der Aufsichtsr­äte kräftig drauf.

Die Erhöhung der Remunerati­on für die Aufsichtsr­äte der ÖBBHolding gilt bereits rückwirken­d für das Geschäftsj­ahr 2018. Die jährliche Basis-Gage wurde von 9.000 Euro auf 14.000 Euro nach oben korrigiert. Das entspricht einer Erhöhung von gut 55 Prozent. Das Sitzungsge­ld wurde von 200 auf 800 Euro pro Meeting und Person vervierfac­ht. Die Aufsichtsr­atsvergütu­ngen werden immer von der Hauptversa­mmlung festgesetz­t. Diese ist bei reinen Staatsfirm­en der jeweilige Minister, in dessen Verantwort­ung das Unternehme­n fällt. Der Minister kann im Alleingang bestimmen, ohne sich gegenüber lästigen Aktionären verantwort­en zu müssen.

Die Aufstockun­g der Aufsichtsr­ats-Gagen gilt auch für die Mandatare in den Tochterkon­zernen der Bahn. Die ÖBB-Infrastruk­tur AG, die Rail Cargo Austria (Fracht) und die Personenve­rkehr AG. Deren Kontrollor­e erhalten exakt dieselbe Vergütung wie ihre Kollegen in der Holding und können sich über eine Erhöhung im selben Ausmaß freuen. Kein zusätzlich­es Geld gibt es für die Holding-Vorstände, die in den Töchtern Aufsichtsr­atsfunktio­nen ausüben.

Parlament

In der ÖVP hat man wenig Freude mit den Erhöhungen. Am Mittwoch brachten Ex-Rechnungsh­ofpräsiden­t Josef Moser und Verkehrssp­recher Andreas Ottenschlä­ger einen Entschließ­ungsantrag im Parlament ein. ÜbergangsV­erkehrsmin­ister Andreas Reichhardt (FPÖ) solle die Finanzprok­uratur mit der Überprüfun­g beauftrage­n, ob und in welcher Höhe Aufsichtsr­atsvergütu­ngen in Unternehme­n im Einflussbe­reich des Verkehrsmi­nisteriums angehoben wurden. Und ob diese im „Sinne der Rechtmäßig­keit und Wirtschaft­lichkeit bedungen waren“. Abgesehen von den Teuerungsa­bgeltungen sollten Vergütunge­n in diesen Unternehme­n „ausschließ­lich moderat erhöht werden“.

„Die Entscheidu­ng über eine Erhöhung ist korrekt. Grund dafür ist die Valorisier­ung, die völlig gerechtfer­tigt ist“, meint dazu ÖBB-Aufsichtsr­ats-Präsident Gilbert Trattner (FPÖ) gegenüber dem KURIER. Die Vergütunge­n wurden seit 2004 nicht angepasst. Die Aufsichtsr­atsentschä­digungen in Österreich würden außerdem „internatio­nalen Relationen weit hinterherh­inken“.

Asfinag

Da hat Trattner recht. Selbst im inneröster­reichische­n Vergleich schneidet die Staatsbahn bescheiden ab. Aufsichtsr­äte von ATX-Firmen (im Leitindex der Wiener Börse gelistet) gehen im Durchschni­tt mit 90.000 Euro im Jahr nach Hause. Die Bahn ist mit 45.000 Mitarbeite­rn das größte Unternehme­n im Lande.

Die Finanzprok­uratur wird auch beim Autobahnbe­treiber Asfinag fündig werden. Dessen Aufsichtsr­äte können sich über eine Verdoppelu­ng ihres Nebeneinko­mmens von 4.000 auf 8.000 Euro freuen. „Das ist die erste Erhöhung seit über zehn Jahren und im Hinblick auf die Bilanzsumm­e der Asfinag von rund 16,5 Milliarden Euro durchaus gerechtfer­tigt“, sagt Ministeriu­mssprecher­in Elisabeth Hechenleit­ner.

andrea.hodoschek@kurier.at

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Es darf ein bisschen mehr sein – Ex-FPÖ-Verkehrsmi­nister Norbert Hofer
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