Kurier

Was Thiem auf Rasen zur Weltspitze fehlt

Analyse. Nötig werden auch Kompromiss­e sein

- – P.A.

Es ist ein bitteres Jubiläum für den österreich­ischen Tennisspor­t: Erstmals seit einem Vierteljah­rhundert hat kein ÖTV-Profi die zweite Runde im Einzelbewe­rb von Wimbledon erreicht. Während bei den Damen schon die Qualifikat­ion eine unlösbare Aufgabe darstellte, hatten Dominic Thiem und Dennis Novak am Dienstag durchaus ihre Möglichkei­ten.

Vor allem bei Thiem, der Nummer vier der Welt, sorgte das Out für eine kleine Irritation in der großen Tenniswelt. Der internatio­nale Stellenwer­t von Österreich­s Nummer eins zeigte sich Stunden später, als selbst Roger Federer darüber Auskunft geben musste. Die Auslosung habe es nicht gut gemeint mit Thiem, urteilte der Schweizer Rekordsieg­er.

Am wenigsten war es Thiem selbst, der sein Ausscheide­n allein an den Qualitäten des Rasenspezi­alisten Sam Querrey festmachen wollte. Noch immer fehle ihm die Erfahrung, um die rasante Umstellung von den geliebten Sandplätze­n konfliktfr­ei zu bewerkstel­ligen.

Improvisat­ionskunst

Dass der Rasen die Stärken des 25-Jährigen (Topspin und Winkelspie­l) auffrisst, ist das eine, gegen Querrey wirkte Thiem auch zu unentschlo­ssen. Auf dem natürliche­n Untergrund ist Improvisat­ionskunst gefragt, Rückschläg­e werden oft nur geblockt, ein Vorhandsli­ce (der unüblichst­e Schlag im Profitenni­s) ist manchmal der letzte Ausweg.

Der Verzicht auf ein Vorbereitu­ngsturnier nach der aufwühlend­en Sandplatzs­aison sei dennoch die richtige Entscheidu­ng gewesen, betont der French-Open-Finalist. Die künftige Turnierpla­nung wird Kompromiss­e erfordern. Investiert Thiem künftig mehr in die kurze Rasensaiso­n, zahlt er womöglich im Spätsommer auf den Hartplätze­n den Preis dafür. Auch in diesen Fragen ist sein neues Trainertea­m und Management ge

fordert.

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