Viel grüner Rauch um nichts
Spider-Man: Far from Home. Witziger Mix aus Teen-Komödie und Superhelden-Action
Spider-Man: Far From Home. . USA 2019. 129 Min. Von Jon Watts. Mit Tom Holland, Zendaya. KURIER-Wertung: Die neue Brille steht ihm gut. Sie ist ein Erbstück von Tony Stark, der als Iron Man ein Opfer der Avengers-Saga „Endgame“wurde. Peter Parker alias Spider-Man kommen die Tränen, wenn er an seinen verstorbenen Mentor denkt. Trotzdem möchte der 16-jährige Peter lieber der freundliche Superheld von nebenan bleiben anstatt das „Iron Man“-Erbe anzutreten. Zudem freut er sich auf einen Europa-Trip mit der Schulklasse, wo er seiner Klassenkollegin MJ auf dem Eiffelturm näherzukommen hofft.
Nach dem düsteren „Avengers: Endgame“-Finale steht Marvels NachfolgeBlockbuster unter Mehrfachbelastung. „Spider-Man: Far from Home“muss die sogenannte dritte Phase der Infinity-Saga würdig beenden und Ausblick auf Marvels Zukunft bieten. Gleichzeitig soll er auch eine eigenständige, schlüssige Fortsetzung zu seinem ersten Solo „Spider-Man: Homecoming“von 2017 darstellen.
All diesen Ansprüchen wird „Spider-Man“weitgehend unterhaltsam gerecht, indem er zu einem jugendfreundlichen Genre-Mix von Highschool-Komödie und Actionspektakel greift. Besonders die geplante Klassenfahrt bietet ein volles Spektrum an komischen Möglichkeiten – vom schrulligen Lehrer bis hin zur missglückten Teenie-Liebesintrige.
Amerikaner in Venedig
„Die Europäer lieben uns Amerikaner“, jubiliert Peters Schulkollege in BachelorVorfreude und sieht sich schon in einer Gondel in Venedig schmusen. Tatsächlich beschränken sich die Sehenswürdigkeiten in Italien nicht auf alte Steinbrücken, sondern erhalten scharfe Konkurrenz durch das plötzliche Auftauchen eines MeerMonsters. Da muss selbst Peter Parker einsehen, dass er nicht länger den einfachen Schulbuben spielen kann: Er greift mit seinen Superhelden-Fähigkeiten ein („Stay sticky!“), taucht aber, um als Spider-Man inkognito zu bleiben, in einem schwarzen Ganzkörperkostüm auf. Das neue Outfit verhilft ihm in der italienschen Presse zu dem Spitznamen „Nachtaffe“.
Als wahrer Held im Kampf gegen das elementare Ungetüm erweist sich allerdings ein Superheld namens Mysterio (hintergründig gespielt von Jake Gyllenhaal): Mysterio erinnert an einen römischen Feldherren, dessen Kopf in einer Glaskugel steckt, mit der er grüne Rauchwolken versprühen kann.
Gekonnt wechselt die Gangart zwischen f lapsiger Coming-of-Age-Comedy und entfesseltem Spezialeffekt-Zauber mit rauschhaften, manchmal fast surreal anmutend inszenierten Actionszenen. Nicht immer ist alles so, wie es zu sein scheint. Als würde Hollywood augenzwinkernd und ironisch seinen Senf zur Illusionsmaschinerie des eigenen Blockbuster-Kinos abgeben.