Hommage zum 80er: Brigitte Fassbaender, die Vielseitige der Opernwelt
Porträt.
Ihr herausfordernder und dennoch reifer junger Herr aus großem Haus „mit seine siebzehn Jahr“, mit herb timbrierter und zugleich geschmeidig samtener Stimme ist vielen Opernfreunden unvergessen. Dieser Lausbub, der sich zugleich in ein Wiener Mädl par excellence verwandeln kann und als Kavalier weiß, wie man eine silberne Rose zu überreichen hat, war eine der berühmtesten Partien von Brigitte Fassbaender. Ein wunderbar androgynes Wesen, jedoch keine Kunstfigur, sondern jung, wahrhaftig und gefühlvoll.
Letzteres war auch ihr temperamentvoll, frecher Hänsel in Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretl“, und welch Gegensatz dazu ihr dekadent gelangweilter Prinz Orlofsky in der „Fledermaus“.
Geboren wurde Brigitte Fassbaender als Tochter der Schauspielerin Sabine Peters und des Baritons Willy Domgraf-Fassbaender am 3. Juli 1939 in Berlin. Sie war verheiratet, ließ sich scheiden und machte nie ein Geheimnis daraus, mit einer Frau zusammenzuleben.
Glanzrollen
Zu ihren Glanzrollen gehörten die großen Partien von Verdi wie die Prinzessin Eboli und die Amneris ebenso wie die Dorabella in Mozarts „Cosi fan tutte“, aber auch die Gräfin Geschwitz in Alban Bergs Oper „Lulu“. Als ihre Traumrolle bezeichnet sie die Charlotte in Massenets „Werther“. War es auf der Bühne die schauspielerische Herausforderung, die sie besonders reizte, so war ihr beim Liedgesang die Wahrhaftigkeit des Ausdrucks wichtiger als Schöngesang. Als erste Frau nahm sie mit dem Komponisten und Pianisten Aribert Reimann sämtliche Liedzyklen von Franz Schubert für CD auf.
1995 beendete sie ihre Karriere als Sängerin, wurde zwei Jahre Intendantin in Braunschweig und dreizehn (!) des Tiroler Landestheaters. Sie schuf ein Ensemble aus jungen Sängerinnen und Sängern, deren Karrieren sie behutsam auf baute. In ihrem Spielplan gab es nicht nur populäre Werke, sondern auch Raritäten von Berlioz oder Poulenc und Zeitgenössisches von Komponisten wie Trojahn, Reimann oder Adés; aber auch Musicals wie „Lulu“und „Shylock“. Vor allem gelang es ihr, das Landestheater international bekannt zu machen.
Auf Augenhöhe
Als vielbeschäftigte Regisseurin hält sie heute, wie etwa bei Henzes Oper „Der junge Lord“im Münchener Gärtnerplatztheater, nichts von starren Konzepten. Wichtig ist ihr gemeinsames Arbeiten auf Augenhöhe.
Für das Zelebrieren des Achtzigers hat sie keine Zeit. Immerhin arbeitet sie auch als Gesangspädagogin, als Jurymitglied internationaler Wettbewerbe, als Illustratorin für Kinderbücher und als Autorin ihrer demnächst erscheinenden Memoiren. 2021 wird sie Wagners „Ring des Nibelungen“bei den Festspielen in Erl inszenieren.
Die Zeit ist für Brigitte Fassbaender kein „sonderbar Ding“. Diese mutige und unsentimentale Künstlerin empfindet sie als Herausforderung, der sie sich mutig stellt.