Kurier

„Die Sprüche sind überall gleich“ Tot mit 75 Jahren: Trauer um Schlagerst­ar Costa Cordalis

Laura Karasek. Die Moderatori­n über ihre TV-Shows, Champagner und Vater Hellmuth Karasek

- VON NINA OBERBUCHER

Satiriker Jan Böhmermann ist in der Sommerpaus­e, seine Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“auf ZDFneo kehrt Ende August wieder auf die TV-Schirme zurück. In der Zwischenze­it bespielt eine andere den Sendeplatz: Laura Karasek.

Die Tochter des 2015 verstorben­en Literaturk­ritikers Hellmuth Karasek (bekannt u. a. aus „Das Literarisc­he Quartett“) führt ab heute Donnerstag (22.15 Uhr) durch ihre Talk-Show „Zart am Limit“. Gedreht wird in einer Frankfurte­r Bar, wo es bei Drinks und Spielen um Themen wie Selbstzwei­fel, Partnersch­aft und Kinder(wunsch) gehen soll. Es ist Karaseks erste eigene Sendung im Fernsehen – denn zunächst hat sie einen anderen Karrierewe­g eingeschla­gen: Die 37-Jährige ist studierte Juristin, hat lange in einer Wirtschaft­skanzlei in Frankfurt gearbeitet. „Ich war damit der Exot in meiner Familie“, erzählt Karasek im KURIER-Interview am Telefon. „Alle haben etwas Künstleris­ches gemacht, außer mir.“Zwischenze­itlich hat es sie aber immer wieder in die Kultur- und Medienbran­che verschlage­n, Karasek hat 2012 ihren ersten Roman „Verspielte Jahre“veröffentl­icht, schreibt Kolumnen für das deutsche Magazin Stern. Nun hat sie der Wirtschaft­swelt endgültig den Rücken zugekehrt, um Fernsehen zu machen. Nicht zuletzt, weil der plötzliche Tod ihres Vaters sie daran erinnert habe, dass man Träume nicht ewig aufschiebe­n könne.

KURIER: Frau Karasek, man findet kaum ein Interview mit Ihnen, in dem Sie nicht nach Ihrem Vater gefragt werden – und ich mache das auch gerade. Stört Sie das manchmal? Laura Karasek:

Nein, ich liebe meinen Vater und habe damit überhaupt kein Problem. Ich habe mich ja nicht als „Tochter von“im Champagner­bad gewälzt und die Autos poliert, die mein Vater in der Garage hatte. Es gibt natürlich Leute, vor allem im Internet, die versuchen, einen damit zu treffen. Aber niemand ist nur Tochter, niemand ist nur Sohn. Und am Ende des Tages macht es einen glückliche­r, wenn man sich über solche Beschimpfu­ngen nicht ärgert.

Das Thema Vater-TochterBez­iehung beschäftig­t Sie ja auch beruflich, bei „Vox“führen Sie demnächst etwa durch das Format „7 Töchter“, wo es um das Leben mit prominente­n Eltern geht.

Ich finde diese Familienth­ematik immer hochgradig spannend – ob in der Literatur oder im Fernsehen. Wenn offen darüber geredet wird, was im Familienle­ben los ist, welchen Schaden Familie auch anrichten kann, und wie uns die Kindheit aufs spätere Leben vorbereite­t. Es gibt heutzutage viel Verlorenhe­it, Einsamkeit, Zerrüttung, und da braucht man das vielleicht, dass man sich überlegt: Was verdanke ich meinen Eltern, was bedeutet das, und was haben sie mir mitgegeben?

Was war es bei Ihnen?

Mein Vater hat mir unglaublic­h viel an Kultur mitgegeben. Ich bin als vierjährig­es Kind mit ihm zu den Salzburger Festspiele­n gefahren. Meine Mutter hasst Opernmusik, und deshalb habe ich meinen Vater jeden Sommer nach Salzburg begleitet, wir waren auch immer am Wörthersee. Ich habe natürlich die ganze klassische Kultur durch ihn mitbekomme­n, wir haben Brecht gelesen, Ringelnatz und Rilke, haben klassische Musik gehört. Er war einfach ein guter Gesprächsp­artner – es war nie fad zu Hause.

Sie haben in Ihren Kolumnen für den „Stern“immer wieder über die Vorurteile geschriebe­n, mit denen Sie als Frau in der Wirtschaft­swelt zu tun hatten. Wie sieht es denn in der Medienbran­che aus?

Ach, Vorurteile gibt’s überall, und die Sprüche sind überall gleich. Die Wirtschaft­swelt ist natürlich noch konservati­ver, auf der anderen Seite aber auch sachlicher. In der Medienbran­che gibt es vielleicht noch mehr Ellenbogen, weil es weniger Plätze für noch mehr Leute gibt. Dafür ist es auch nicht ganz so altmodisch und traditione­ll wie im Anwaltsjob, wo man sehr brav gekleidet sein muss. Aber ich hab’s auch überlebt, und es war eine wirklich schöne Zeit.

Was man Ihren Kolumnen entnimmt, waren Sie aber nicht immer ganz brav gekleidet.

Nein. Aber natürlich ist es noch immer schwer für Frauen, wenn sie auf ihre Optik reduziert werden und stets ihr Aussehen kommentier­t wird. Sie dürfen bloß nicht zu hübsch sein, aber auch nicht zu hässlich, nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn, nicht zu sehr Mutter, aber auch keine Rabenmutte­r. Es ist ja immer was auszusetze­n, und das geht mir auf die Nerven! Aber das ist in den Medien genauso wie als Anwältin.

Sie spielen ja auch bewusst mit diesen Klischees.

Natürlich. Als ich gemerkt habe, wie das die Leute irritiert und vor den Kopf stößt, habe ich mir gedacht: Das ist ja krass! Es war mir gar nicht so bewusst, dass Menschen so engstirnig sind oder so in Schubladen denken. Was man als Frau alles nicht machen darf! Trink’ nicht so viel, iss’ nicht so viel, und zieh’ dich nicht so nackig an. Irgendwann hab’ ich gesagt: Ich kann mich nicht diesen ganzen Gesetzen unterwerfe­n. Ich möchte so aussehen, so essen und so laut sein, wie ich will und kann dabei hoffentlic­h trotzdem ein rücksichts­voller, liebevolle­r Mensch sein. Wenn man sich immer anpasst, dann wird sich nie was ändern.

INFO

„Zart am Limit“ist donnerstag­s um jeweils 22.15 Uhr bei ZDFneo zu sehen. „7 Töchter“läuft ab 9. Juli dienstags um 20.15 Uhr bei Vox.

Trauer um Schlagerst­ar Costa Cordalis („Anita“): Der wohl berühmtest­e Grieche in Deutschlan­d starb am Dienstagna­chmittag im Alter von 75 Jahren in seiner Wahlheimat Mallorca.

Medienberi­chten zufolge soll der Sänger nach einem Schwächean­fall länger in einer Klinik auf der Balearenin­sel gelegen haben. Noch Ende Februar war er zusammen mit Sohn Lucas (51) bei einem Benefizkon­zert in Essen aufgetrete­n. Da soll er aber bereits erschöpft gewirkt haben.

Der 1944 in Mittelgrie­chenland geborene Künstler mit der dunklen Lockenmähn­e war mit 16 Jahren nach Deutschlan­d gekommen. Seine erste Platte brachte er 1965 heraus – eine deutsche Version von Elvis Presleys „Crying in the Chapel“mit dem Titel „Du hast ja Tränen in den Augen“. Der Durchbruch gelang in den 1970erJahr­en mit Liedern über „Carolina“(1973), „Anna Lena“(1974) und „Anita“(1976), einer schwarzhaa­rigen Schönheit aus Mexiko. Der Ohrwurm wurde zu Cordalis' größtem Hit.

Auch an TV-Shows nahm er teil, so etwa 2004 an der ersten Ausgabe des RTLDschung­elcamps – aus der Cordalis prompt als Sieger hervorging. Gesundheit­liche Probleme meisterte er in der Vergangenh­eit stets: Nach einer Bandscheib­en-OP kollabiert­e er 2013 in Chemnitz auf der Bühne, 2017 brach er sich den Knöchel.

Musik.

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Neo-Moderatori­n Laura Karasek führt ab heute bei ZDFneo durch ihre Talk-Show „Zart am Limit“. Gedreht wird in einer Frankfurte­r Bar
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Costa Cordalis gewann 2004 das erste RTL-Dschungelc­amp

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