Kurier

Das schlummern­de Risiko

Finanzmark­t. Die Banken sind in Summe stabiler geworden. Risiken schlummern im Immobilien­bereich.

- VON H. SILEITSCH-PARZER

OeNB-Chef Nowotny hat die Immokredit­e der Banken im Auge.

Die österreich­ische Aufsicht wirft ein wachsames Auge auf den Immobilien­sektor: An die Branche wurden 47 Prozent aller Kredite in Österreich vergeben. Das ist weit überdimens­ioniert, der Zweig trägt nämlich nur ungefähr 16 Prozent zur Wirtschaft­sleistung bei (Grafik).

Wie würde das die Banken treffen, falls die Immobilien­preise einbrechen? „Wir führen entspreche­nde Stresstest­s durch“, sagte Andreas Ittner, Vize-Gouverneur der Nationalba­nk (OeNB). Es gebe risikodämp­fende Faktoren, etwa weil Österreich­s Haushalte eher gering verschulde­t sind. Noch sehe man „kein systemisch­es Problem“. Falls doch, könnte die Aufsicht den Banken striktere Vorschrift­en für die Kreditverg­abe machen.

Generell hat sich die Stabilität von Österreich­s Banken seit der Finanzkris­e sehr verbessert. Zu dem Schluss kommt der Finanzmark­tstabilitä­tsbericht, der am Mittwoch in der Nationalba­nk (OeNB) vorgelegt wurde.

– Mehr Kapital Die heimischen Institute verfügen nun über doppelt so viel Kernkapita­l, das in Notfällen als Risikopuff­er dient. Österreich­s Banken haben aufgeholt: Die Lücke, die es im EU-Vergleich traditione­ll gegeben hatte, ist praktisch geschlosse­n.

– Gewinne Diese sind im Vorjahr auf 6,9 Mrd. Euro gestiegen. Dank Osteuropa sei die Profitabil­ität gut, die Risikokost­en sind gesunken, weil sich die Wirtschaft gut entwickelt­e und es wegen der Niedrigzin­sen kaum Kreditausf­älle gibt. Allerdings habe der Ehrgeiz bei der Risikovors­orge nachgelass­en, erklärte der für Banken zuständige OeNB-Direktor Philip Reading. Weil 2018 ein doppelt so hoher Gewinnante­il als Dividende an die Aktionäre ausgeschüt­tet und mehr Risiko in der Kreditverg­abe genommen wurde, ist die Kapitalquo­te trotz des guten Jahres gesunken. – Fremdwähru­ng Dass Kredite in fremden Währungen wie Franken, Yen oder (in Osteuropa) Euro in großem Stil vergeben wurden, war ein Sündenfall der Finanzbran­che. Das Risiko ist aber beträchtli­ch geringer geworden. In Österreich hat sich das Volumen seit 2008 um73Prozen­t auf rund 18 Mrd. Euro verringert, in Osteuropa um 67 Prozent auf 30 Mrd. Euro.

– Kosten Nicht zufrieden ist die OeNB mit den Kosten bei den Banken, diese seien immer noch zu hoch. „Das Verhältnis zu den Erträgen zeigt keinen klaren Abwärtstre­nd“, mahnte Reading. Es hätten zwar „einige große gute Fortschrit­te“gemacht, in Summe müssten die Banken aber noch mehr einsparen.

– Streitfall Firmenante­ile Zuletzt hatte die EU-Bankenaufs­icht EBA auf horchen lassen: Europas Banken würden satte 135 Milliarden Euro Kapital fehlen, umdie neuen Eigenkapit­alregeln („Basel IV“) zu erfüllen. Österreich­s Anteil sei überschaub­ar, er betrage rund 1,5 Milliarden Euro, schätzt OeNB-Chef Ewald Nowotny. Endgültig seien die Regeln aber noch nicht.

Problemati­sch wäre es aus seiner Sicht, falls sich Banken nicht mehr an Unternehme­n beteiligen dürften. „Banken erfüllen in Österreich eine wichtige Rolle, um strategisc­hes Eigentum abzusicher­n.“Wegen der Kapitalmar­ktschwäche würde ein „notgedrung­ener Anteilsver­kauf “von Industrieb­eteiligung­en drohen.

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 ??  ?? OeNB-Chef Nowotny warnt vor Notverkäuf­en, falls Banken keine Unternehme­nsanteile halten dürften Eder übergibt.
OeNB-Chef Nowotny warnt vor Notverkäuf­en, falls Banken keine Unternehme­nsanteile halten dürften Eder übergibt.

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