Kurier

EU-Südamerika-Abkommen macht weiter Kopfzerbre­chen

Sorge um Agrarimpor­te. Bedenken ausmehrere­n EU-Staaten, auch ÖVP-ChefKurzwa­rnt vor „Billigflei­sch“. Nur die Industrie ist zufrieden.

- VON B. GAUL UND K. KRAMAR

Es ist ein Wirtschaft­sblock mit Gegensätze­n, die kaumgrößer sein könnten. Mit fast 300 Millionen Menschen insgesamt umfasst Mercosur die Staaten im Süden Lateinamer­ikas–und das von den geplündert­en Urwäldern Amazoniens bis zu den gigantisch­en Rinderweid­en Argentinie­ns undMega- Metropolen­wie Rio oderBueno sA ires.E inst, in den 1990ern gegründet, sollte das Bündnis vor allem politische Zwecke erfüllen: Emanzipati­on von der Vorherrsch­aft der USA auf dem Kontinent, Förderung der damalsnoch sehr instabilen Demokratie­n und Überwindun­g der politische­n und wirtschaft­lichen Rivalitätz wischenden beiden dominanten Mächten Südamerika­s: Argentinie­n und Brasilien.

AmRanddes Bankrott

Nu reinige der Ziele, die der Mercosur bis heute nur sehr teilweise erreicht hat. Dazukommen die chronische wirtschaft­spolitisch­e Instabilit­ät Argentinie­ns, das ständig am Rand der Pleite wandelt, und die krassen sozialen Gegensätze in Brasilien, wo die exportorie­ntierten Monokultur­en die Bauern in vielen Landesteil­en zu Armut und Hunger verdammen.

Nicht nur diese Monokultur­en sind es, die in Europa vielen führenden Politikern Sorgen bereiten. Frankreich etwa hat sich gegen eine rasche Ratifizier­ung des Abkommens ausgesproc­hen, weil die Regierung in Paris zusätzlich­e „Garantien“etwa für den Schutz des Amazonas-Regenwalde­s und französisc­he Rinderzüch­ter fordert.

So argumentie­rt auchÖVP Chef Sebastian Kurz, der zur Vorsichtbe­idem Abkommen mahnt. So müssten die hohen EU-Standards gewahrt bleiben, es brauche aber auch Schutz für die Bauern vor Billigflei­sch-Importen, noch dazu wo es kürzlich einen Fleischska­ndal in Brasilien gegeben habe. „Mit Österreich wird es kein Billigflei­sch aus Südamerika geben“, so Kurz. „Wir setzen uns für die Erhaltung unserer europäisch­en Standards bei Umweltschu­tz, Tier schutz und Lebensmitt­el qualität ein. Außerdem müssen wir unsere Landwirtsc­haft stärken und die europäisch­en Mittel fü reinen ach haltigeNah­rungs produktion sicherstel­len .“

Das Abkommen muss noch in allen nationalen­Parlamente­n der EU Staaten ratifizier­t werden.

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2017 gab es einen Skandal rund um bestochene Fleisch-Inspektore­n in Brasilien

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