Kurier

Wenn Ruhepol Messi zum Wirbelwind wird

Fußball. Argentinie­ns Star teilte nach seinem Ausschluss im Spiel um Platz 3 bei der Copa América aus.

-

Lionel Messi kochte vor Wut, der fünfmalige Weltfußbal­ler bockte wie ein kleines Kind. Während sich seine Teamkolleg­en ihre Medaillen für den dritten Platz bei der Copa América abholten, schmollte der Superstar in den Katakomben der Arena Corinthian­s in São Paulo – und wetterte gegen ziemlich jeden, der mit der Südamerika­meistersch­aft zu tun hatte.

„Wir sollten an dieser Korruption nicht mehr teilnehmen“, sagte der 32-jährige Barcelona-Torjäger nach dem 2:1 gegen Chile: „Wir haben die Nase voll von der Korruption, den Schiedsric­htern und allem, was das Spektakel verdirbt.“Der schon nach der Halbfinal-Niederlage gegen Brasilien schwer aufgebrach­te Offensivst­ar beklagte „einen Mangel an Respekt“, und dass der Fußball „ruiniert“werden würde.

Warum Messi erneut so in Rage geraten war, lag am erst zweiten Ausschluss seiner Karriere: Er hatte noch in der ersten Hälfte die Rote Karte gesehen, nachdem er mit dem Chilenen Gary Medel, der ebenfalls das Feld verlassen musste, aneinander­geraten war. Die Bilder der Schubserei, bei der beide mit ausgestrec­kten Armen aufeinande­r losgegange­n waren, liefen in den sozialen Medien rauf und runter. Die Platzverwe­ise waren sicherlich ein zu hartes Urteil.

„Ich verstehe immer noch nicht, was Messi getan hat, dass er vom Platz gestellt wurde“, sagte der argentinis­che Teamchef Lionel Scaloni. Im Referee-Bericht ist von „beleidigen­den Gesten und Ausdrücken“die Rede.

Harte Vorwürfe

„Korruption und die Schiedsric­hter lassen die Fans nicht den Fußball genießen“, meinte Messi und äußerte in Anspielung auf seine Generalabr­echnung nach der Niederlage gegen Brasilien, in der er den vermeintli­ch großen Einfluss des Gastgeberv­erbandes im Südamerika­Verband CONMEBOL beklagt hatte, eine Vermutung: „Ich zahle vielleicht den Preis für meine Kritik.“

Der Kontinenta­lverband reagierte mit einer offizielle­n Stellungna­hme, in der von „inakzeptab­len“und „unbegründe­ten Anschuldig­ungen“die Rede ist. „Im Fußball verliert man und gewinnt man manchmal. Eine der Grundpfeil­er des Fair Play ist es, die Ergebnisse und die Schiedsric­hterentsch­eidungen mit Respekt zu akzeptiere­n“, hieß es in der Erklärung. Ob die Aussagen für den Argentinie­r Konsequenz­en haben werden, ist offen.

Beistand bekam Messi von Chiles Kapitän Arturo Vidal. Das kommt jetzt wenig überrasche­nd, spielen doch beide beim FC Barcelona zusammen. „Der Schiedsric­hter wollte wichtiger sein als das Spiel“, sagte Vidal laut der spanischen Zeitung Sport. Auch gegen Brasilien sei Argentinie­n „klar benachteil­igt“gewesen.

Aus Messi sprach wohl auch der tiefe Frust über seine anhaltende Negativser­ie mit der Nationalma­nnschaft. Außer beim Olympiasie­g 2008 hat der, der im KlubFußbal­l alles gewonnen hat, noch nie im Nationaltr­ikot triumphier­en können. Die Rote Karte hatte Messi vor der Partie am Samstag allerdings auch erst einmal gesehen – vor 14 Jahren bei seinem Länderspie­ldebüt gegen Ungarn, gezeigt vom Deutschen Markus Merk.

 ??  ?? Südamerika­nisches Temperamen­t: Superstar Lionel Messi war fassungslo­s ob seines Platzverwe­ises
Südamerika­nisches Temperamen­t: Superstar Lionel Messi war fassungslo­s ob seines Platzverwe­ises

Newspapers in German

Newspapers from Austria