Film ab in Bella Italia
Taormina. Wo auch Hollywood-Star Nicole Kidman von den Italienern schwärmt
Es gibt wohl kein Filmfestival der Welt mit einer schöneren Kulisse. Auf Felsklippen, hoch über dem Ionischen Meer, liegt das „Teatro Antico“, das Amphitheater, das einst die Griechen bauten – und genau dort fanden in den vergangenen sieben Tagen die großen Premieren statt, während am Horizont der Ätna Asche spuckte.
Filme wie Danny Boyles neuestes Werk „Yesterday“, die wundervolle Musikdoku „Amazing Grace“mit den verschollen geglaubten Konzertmitschnitten von Aretha Franklin ( ✝ 2018), die Erstaufführung des neuen „Spiderman“und die Neuversion von Oliver Stones „Born on the Fourth of July“, die der Regisseur, der auch als Präsident der Jury fungierte, selbst präsentierte. An Starpower mangelte es dank der Kontakte, die Festivaldirektorin Silvia Bizio, Hollywoodkorrespondentin der größten italienischen Tageszeitung La Repubblica hat, nicht. Nicole Kidman flog zwar nur für sechs Stunden ein – sie kam direkt von Zoë Kravitz’ Hochzeit aus Paris – freute sich zuerst mal über die Temperatur: „Hier ist es viel kühler als in Paris, wir schwitzten dort bei 40 Grad!“Sie genoss einen leichten Cocktail auf der Dachterrasse des Ho
tel Metropole und schwärmte zur Freude der Organisatoren von Italien im Allgemeinen und von Taormina im Besonderen: „Ich war noch nie hier, und es ist wirklich magisch. Ich habe was Kino betrifft auch einen seltsamen Geschmack für eine Australierin. Ich bin mit Fellini-Filmen aufgewachsen, die ich als Kind gar nicht verstanden habe. Mit 17 flog ich von Sydney nach Rom, spazierte durch die Straßen und träumte davon, einen sexy Italiener zu heiraten. Das ist nicht passiert, obwohl ich einmal nahe dran war!“Wer der italienische Fast-Ehemann war, bleibt aber ein Geheimnis.
Für Spannung sorgte „Sea of Shadows“, der Film des österreichischen Regisseurs Richard Ladkani. Produktionsleiterin ist seine Ehefrau Anita und Producer kein Geringerer als Leonardo DiCaprio. Im Film geht es um die mexikanischen Kartelle, die gemeinsam mit der chinesischen Mafia den kleinsten Wal der Welt (Vaquita) ausrotten. Die Dreharbeiten in Tijuana waren nicht ungefährlich, wie Ladkani beschrieb: „Wir sind in politische Ausschreitungen geraten. Rund um uns f logen die Kugeln. Aber Hauptsache die Kameradrohne hat alles mitgefilmt!“Am vorletzten Abend wurde noch die zweifache Oscarpreisträgerin Octavia Spencer mit dem „Taormina Arte Award“geehrt. Sie scherzte, dass sie die großartige Aussicht über die Bucht nur aus reichlicher Distanz genießen konnte: „Ich bin nicht schwindelfrei. Ich hielt mich an der Hinterwand des Balkons fest. Was erwartet Ihr, ich bin aus Alabama, dort ist es f lach wie ein Brett!“