Frühe Christen schätzten Fischsoße als „Maggi der damaligen Zeit“
Savoir-vivre. Nicht alle Christen waren einst so weltabgewandt wie häufig gedacht, daszeigteinPapyrusausdem Ägypten des frühen 3. Jahrhunderts. „Die ersten Christen nahmen durchaus am politischen Leben teil, sie reisten und sie besaßen Ländereien“, schließt Sabine Huebner, Professorinfür Alte Geschichte an der Uni Basel, aus einem Schriftstück, das als ältester bekannter christlicher Privatbrief identifiziertwurde.
Auch kulinarischen FreudenwarendieChristenoffenbar nicht abgeneigt: In dem Brief bittet der Absender namens Arrianus seinen reisenden Bruder, „die beste Fischsoße“, die er finden kann, mitzubringen. „Fischsoße wardasMaggiderdamaligen Zeit“, sagt die Professorin. Die Deutsche hat soeben ein Buch über den Alltag der ersten Christen veröffentlicht – mitEinblicken, diesieausder Basler Papyrus-Sammlung mit rund 65 Schriftstücken gewonnenhat.
Dokumentiert
Alltagsbeschreibungen aus derZeitzufinden, seiäußerst schwierig, sagtSebastianRistow vom Archäologischen Institut Köln. Der Experte zeigt sich wenig überrascht, dass die ersten Christen am politischen Diskurs: „Das dürfte nicht anders gewesen seinalsheute.“MancheLeute hätten sich tief religiös abgekapselt, andere nicht. „Es ist natürlich spannend, wenn man das jetzt dokumentiert findet.“
Der Brief gehört zueinem Archivmitetwa1.000Papyri, das vor mehr als 100 Jahren in Fayum in Ägypten gefunden wurde. Daraus seien erst rund 400 Papyri aufgearbeitet. Es fehlten Experten, die Altgriechisch lesen, die Schrift entziffern, die Texte transkribieren, übersetzen und in den richtigen Zusammenhang einordnen könnten. Weltweit warteten noch Hunderttausende von Papyri aus der ägyptischen Wüste auf ihreEntschlüsselung.