Kurier

EU-Machtzirke­l

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Mitgliedss­taaten nicht genügend Kommissari­nnen schicken, werde ich nicht zögern, nach neuen Namen zu fragen.“Als Präsidenti­n der Kommission hat die deutsche ExMinister­in freie Hand, einen Kandidaten abzulehnen. Ihr Vorgänger Jean-Claude Juncker soll dies 2014 in mehreren Fällen getan haben.

Zwölf EU-Staaten haben ihre Entscheidu­ng schon getroffen, die deutsche Kommission­schefin kommt hinzu. Damit finden sich unter 13 Namen für EU-Kommissare nur fünf von Frauen. Den Frauenante­il unter den Kommissare­n wird Ursula von der Leyen daher wohl nur mithilfe jener Staaten heben können, die noch keinen Kandidaten nominiert haben.

Ziel verfehlt

Und das wird schwierig genug: Eine moderne, weiblicher­e Kommission mit mindestens 40 Prozent Frauenante­il hatte schon Juncker versproche­n. Doch er hatte die Rechnung ohne die nationalen Regierunge­n gemacht.

„Wir repräsenti­eren die Hälfte der Bevölkerun­g, wir wollen unseren fairen Anteil.“

Ursula von der Leyen EU-Kommission­schefin

Selbst Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel dachte nicht daran, sich an Junckers Vorgaben zu halten – und entsandte ihren Parteifreu­nd Günther Oettinger. Letztlich wurden es neun Kommissari­nnen – also ein Drittel des Kollegiums.

Herzhaft wenig weiblich ist es gar um jene Machtzentr­en bestellt, die die nationalen Kommissare auswählen und entsenden: die europäisch­en Regierunge­n. Derzeit gibt es in den 28 EU-Mitgliedss­taaten nur fünf Regierungs­chefinnen. In einer Woche sind es sogar nur noch vier – wenn die britische Premiermin­isterin Theresa May voraussich­tlich von Boris Johnson abgelöst wird. Der Abgang von Österreich­s Übergangsk­anzlerin Bierlein, voraussich­tlich gegen Ende des Jahres, wird die Zahl der Frauen an der europäisch­en Politspitz­e wohl weiter senken.

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