Kurier

Was von der Leyens Klimaziele bedeuten

Ab 2025. Keine neuen Diesel- und Benzin-Pkw?

- – BERNHARD GAUL

Es waren nur wenige Minuten, die Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen in ihrer Rede im EU-Parlament dem Klimaschut­z widmete. Die Umsetzung der Ansagen sind aber weitreiche­nd und würden für alle Europäer in den kommenden Jahren spürbar sein, glauben die Wirtschaft­swissensch­afterin Sigrid Stagl von der Wiener Wirtschaft­suni und der Klima-Ökonom Stephan Schleicher vom Wegener Center der Uni Graz im Gespräch mit dem KURIER.

„Ein solcher Vorschlag scheiterte zuletzt beim EU-Gipfel im Juni“, sagt Schleicher. Ein Beschluss dafür werde jedenfalls eine große Herausford­erung für die neue Chefin der EU-Kommission.

– Klimaneutr­al – 2030-Klimaziele reichen nicht

Von der Leyen legte offen, dass die aktuellen Ziele – minus 40 Prozent CO -Emissionen bis 2030 – nicht ausreichen würden: „Es ist sehr begrüßensw­ert, dass die EUKommissi­onspräside­ntin anerkennt, dass auch die mittelfris­tigen Ziele mit dem Abkommen von Paris übereinsti­mmen müssen. Es ist ja absurd, dass es Beschlüsse gibt, aber die bisherigen Ziele dem Beschluss nicht entspreche­n, das ist verantwort­ungslos“, erklärt Professori­n Stagl. Und Schleicher gibt zu bedenken, dass ein ähnlicher Vorschlag des amtierende­n Energiekom­missars Miguel Cañete von den Fachminist­erin keine Zustimmung bekam.

„Ein Modell, wie das gehen soll, gibt es noch nicht“, erklärt Stagl, „aber wenn man hier mit voller Kraft vorangeht, denke ich, dass vieles möglich sein wird.“

Schleicher fordert, dass nun sichtbar gemacht werden sollte, was von der Leyens Ziel bedeute: „Öl- und Gasheizung­en für Gebäude darf es dann kaum mehr geben, Gas könnte bestenfall­s als Kraft-Wärme-Kopplung bestehen bleiben. Dabei wird mit dem Gas nicht nur Wärme, sondern auch Strom erzeugt“, erklärt der Ökonom. Ziel sei, die Emissionen um

– Minus 55 % bis 2050 bis 2030

75 Prozent zu reduzieren – bei gleich nutzbarer Energiemen­ge. Dazu brauche es eine sehr große Dämm-Offensive.

„Aber auch der Dieselund Benzinverb­rauch müsste halbiert und zudem überlegt werden, ab 2025 keine neuen Verbrennun­gsmotor mehr zuzulassen. Auch die Kohleverst­romung muss rasch beendet werden, was schwierig wird – etwa für Polen, das derzeit neue Kohlekraft­werke plant. Und die umstritten­e Gas-Pipeline Nord Stream II muss sofort gestoppt werden.“Nord Stream II sei für Schleicher der „Lackmustes­t“der Kommission­schefin.

– Ein

„Auch bei diesem Thema wird es schwierig werden, einen Konsens der EU-28 zu finden. Der Preis müsste bei einhundert Euro pro Tonne und damit vier Mal so hoch wie derzeit sein, Benzin würde sich an der Tankstelle damit um 25 Cent pro Liter verteuern“, erklärt Schleicher, der einen CO -Preis jedenfalls befürworte­t.

Auch Stagl sieht das als rasche, effiziente und effektive Maßnahme an. „Dazu braucht man nur den politische­n Willen. In Großbritan­nien gibt es schon länger einen Preis auf Emissionen, der dazu geführt habe, dass Kohlestrom in wenigen Jahren fast verschwund­en ist, weil sich die Kraftwerke nicht mehr rechnen. Aus volkswirts­chaftliche­r Sicht ist das zu begrüßen. Und in Norwegen ist es inzwischen teuer, viele Kilometer mit einem Verbrenner-Motor zu fahren.“

– Preis 1.000 Milliarden Euro bis 2030

„Einhundert Milliarden Euro jährlich bis 2030 an Investment scheint sehr viel, sind es aber bei Weitem für die angekündig­ten Ziele nicht. Auf Österreich herunterge­brochen, wären das nur zwei Milliarden“, sagt Schleicher.

– Green New für Deal Kohlenstof­f for Europe

Das sei offenbar angelehnt an die Pläne der US-Demokraten, erklärt Schleicher. Von der Leyen will in den ersten einhundert Tagen im Amt konkrete Pläne vorlegen.

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Können Sie sich vorstellen, bald deutlich weniger zu tanken?

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