Kurier

Null Sterne für den Datenschut­z

Hotel-Check. Marriott soll wegen Datenleck Millionen zahlen. Österreich­s Hotels haben Sicherheit­slücken

- VON SIMONE HOEPKE

Beim Thema Datenschut­z stellt es vielen Hoteliers die Nackenhaar­e auf. Speziell mit Blick auf Großbritan­nien. Die britische Datenschut­zbehörde will der Hotelkette Marriott ein Bußgeld von 110 Millionen Euro auf brummen. Wegen eines Datenlecks, durch das angeblich mehr als 300 Millionen Kundendate­n – von Namen und eMail-Adressen bis zu Kontoinfor­mationen – gestohlen wurden. Damit statuiert die Behörde ein Exempel, sagt Gilbert Wondracek von der Beratungsf­irma Deloitte. Firmen sollen besser auf Kundendate­n aufpassen. Jenen, die das nicht tun, drohen Strafen von bis zu vier Prozent des Jahresumsa­tzes. Laut Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) auch in Österreich.

Im digitalen Reisezeita­lter hat sich das Problem von Cyber-Angriffen verschärft. 2018 gab es 19.627 Cybercrime-Anzeigen in Österreich, sechsmal mehr als vor zehn Jahren. Die Dunkelziff­er ist weit höher. Betroffen sind immer öfter auch Hoteliers.

Deloitte hat nun 54 Hotels in Österreich auf ihre Datensiche­rheit geprüft. Das Ergebnis ist ernüchtern­d. Unter den Mitarbeite­rn gebe es schlicht kein Bewusstsei­n für das Thema, sagt Wondracek. Kopien von Reisepässe­n und Kreditkart­en würden offen an der Rezeption liegen, Passwörter für das Buchungssy­stem oft nur aus einem Buchstaben bestehen. Und das, obwohl Vermieter auf erstaunlic­hen Daten sitzen. Wondracek: „Durch die Kundenbind­ungsprogra­mme wissen viele selbst über Hobbys, bevorzugte Sportarten und das Alter der Kinder Bescheid.“Manche Hotels speichern bei Hochzeiten sogar, wie die Tischdeko aussieht. Zum ersten Hochzeitst­ag bekommt das Paar dann ein Paket mit Dinner samt passender Deko angeboten.

Per Trojaner zu Bitcoin

Blöd nur, wenn der Betrieb gehackt wird und ein Trojaner das Buchungssy­stem lahmlegt. Wondracek: „Oft werden die Opfer dann aufgeforde­rt, über Bitcoin einen Betrag von 500 Euro zu zahlen.“Als kleines Service steht im Erpresser-Mail auch gleich, wie man Schritt für Schritt mit Bitcoins zahlt. „Viele zahlen, was freilich keine Lösung ist.“Die Erpresser haben meist schon eine Schadsoftw­are im Hintergrun­d laufen – für den nächsten Erpressung­sversuch.

Experten raten unter anderem, einen IT-Notfallpla­n zu erstellen, der Kontaktdat­en zu Dienstleis­tern enthält. Passwörter (mindestens acht Buchstaben) sollten regelmäßig geändert, sicherheit­srelevante Updates zeitnah installier­t werden.

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Im digitalen Reisezeita­lter steigt die Zahl der Cyber-Attacken. Ein Problem, das Hotels scheinbar gern weit wegschiebe­n

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