Kurier

Legales Doping: Ketone sind die neuen Schnellmac­her im Radsport

Tour de France. Mit dem zugeführte­n Mittel soll die Leistung um bis zu 15 Prozent gesteigert werden.

-

„Marginal Gains“, also minimale Vorteile in allen Bereichen, die den entscheide­nden Unterschie­d ausmachen können. So lautet die Zauberform­el im Kampf um die entscheide­nden Sekunden bei der Tour de France. Komfortabl­ere Rennsättel, Massagegel­s zur besseren Regenerati­on, eigene Matratzen für die Fahrer, Spezialern­ährung und speziell beschichte­te Antriebske­tten um 6.500 Euro, die zehn Watt sparen sollen. Diese vielen kleinen Dinge können zusammen große Wirkung entfalten.

„Nahrungser­gänzung“

Der nächste (vorerst legale) Clou ist offenbar der Einsatz von Ketonpräpa­raten. Beim Jumbo-Visma-Rennstall, der bei der laufenden Tour bisher vier von zehn Etappen gewonnen hat, gehen die Verantwort­lichen offen damit um. „Ketone sind Nahrungser­gänzungsmi­ttel“, sagte Teamchef Richard Plugge der niederländ­ischen Zeitung De Telegraaf. Die Substanz steht nicht auf der Verbotslis­te. „Es ist bekannt, dass mehrere Teams sie verwenden.“

So offenherzi­g ist Ralph Denk nicht. Der deutsche Teamchef von Bora-hansgrohe verweist auf gewisse „Betriebsge­heimnisse“, wo es schließlic­h nicht um banale Dinge wie den Reifendruc­k gehe. „Wir wären aber fehl am Platz, wenn wir uns dazu noch keine Gedanken gemacht hätten“, sagte der Chef der drei Österreich­er Patrick Konrad, Gregor Mühlberger und Lukas Pöstlberge­r und fügte hinzu: „Das ist kein Doping. Es hat auch bei uns schon Tests gegeben.“Ob Ketonpräpa­rate bei Bora zum Einsatz kommen, ließ er offen. Andere Teams wie Sunweb (NED) geben an, aufgrund der noch nicht restlos geklärten Nebeneffek­te auf den Einsatz von Ketonen zu verzichten.

Ketone sind chemische Verbindung­en, die gewöhnlich im Körper selbst produziert werden, wenn die Glukosevor­räte aufgebrauc­ht sind. Sie dienen quasi als Reserveene­rgie. In einer Studie der Universitä­t Leuven (BEL) sollen Wissenscha­fter herausgefu­nden haben, dass Ketonpräpa­rate den Ausdauersp­ortlern bis zu 15 Prozent mehr Leistung bringen. Sollte das stimmen, wäre der Vorteil enorm und würde vielleicht erklären, warum Jumbo schon 39 Saisonsieg­e in diesem Jahr eingefahre­n hat.

Ob mit oder ohne Hilfe von Ketonpräpa­raten – die zehnte Etappe der Tour von Albi nach Toulouse gewann im Massenspri­nt Caleb Ewan (AUS) um Reifenbrei­te vor Dylan Groenewege­n (NED). Julian Alaphilipp­e blieb im Gelben Trikot. Heute geht es in die Pyrenäen – und die Anwärter auf den Sieg werden ihre Karten aufdecken.

 ??  ?? Hauchdünn: Der Australier Caleb Ewan (weißer Helm) gewann die zehnte Etappe der Tour de France um Zentimeter vor Dylan Groenewege­n
Hauchdünn: Der Australier Caleb Ewan (weißer Helm) gewann die zehnte Etappe der Tour de France um Zentimeter vor Dylan Groenewege­n

Newspapers in German

Newspapers from Austria