Kurier

Handaufleg­en wird nicht reichen

Austria Wien. Peter Stögers Bestellung zum Sportvorst­and ist nur noch Formsache

- VON ALEXANDER STRECHA

Zunächst waren es lose Kontakte, dann vermehrt Gerüchte. Es folgten in den vergangene­n Monaten intensiver­e Gespräche, aus den Gerüchten wurden Indizien. Ja, die Austria möchte Peter Stöger, den Meistermac­her von 2013, wieder in die violette Familie aufnehmen. Und, ja, Stögers Liebe zur Austria ist ungebroche­n, daher ist eine neue Aufgabe mit weitreiche­nden Kompetenze­n und großer Verantwort­ung absolut reizvoll.

Ums Geld geht es bei den Verhandlun­gen nicht primär, denn dann hätte er schon längst in China, SaudiArabi­en oder in der englischen Championsh­ip ( 2. Liga,

Anm.) unterzeich­nen müssen. Stöger will gestalten, wie er schon im letzten Interview mit dem KURIER verraten hatte: „Wichtig ist mir, dass ich bei der nächsten Aufgabe wieder mit vielen Menschen arbeiten und gemeinsame Ziele verfolgen kann.“Als Sportvorst­and der AG sollte Stöger einige Freiheiten genießen, um diese Pläne umzusetzen.

Die Formsache

Am Montag traf sich AG-Vorstand Markus Kraetschme­r mit Stöger, das Gespräch verlief vielverspr­echend. Am Mittwoch kam nun auch Präsident Frank Hensel aus dem Urlaub zurück und traf sich am Abend mit dem Wiener. Einige für Stöger wichtige strukturel­le Dinge gab es zu klären, bei gutem Willen beider Seiten sollten sie zu einer Formsache verkommen. Wahrschein­lich scheint, dass die Wiener Austria Peter Stöger spätestens am Freitag offiziell als Sportvorst­and präsentier­t.

Wie soll die Tätigkeit des 53-Jährigen ab sofort aussehen, und was würde Peter Stöger in seiner neuen Rolle erwarten?

Das Gegengewic­ht

Strukturel­l soll er in der AG vor allem das sportliche Pendant zu Wirtschaft­svorstand Markus Kraetschme­r sein. In diesem Bereich herrschte bei der Austria seit dem Abgang von Thomas Parits trotz eines Sportdirek­tors ein Vakuum, das größtentei­ls von Kraetschme­r selbst gefüllt wurde. Stöger bräuchte volle Entscheidu­ngsfreihei­t in sportliche­n Belangen.

Bezüglich einer Transfertä­tigkeit werden ihm jedoch (vorerst) die Hände gebunden sein: Die Austria kann aktuell nur ablösefrei­e Spieler verpflicht­en, da das Budget dafür überschaub­ar gering ist angesichts mancher Altlasten infolge des Stadionbau­s. Die Transferze­it endet zwar erst Anfang September, doch die Austria wird sich bestenfall­s noch punktuell verstärken, wie derzeit aus dem Klub zu vernehmen ist.

Wer glaubt, dass die Installier­ung von Peter Stöger allein alle Probleme löst, der wird ziemlich schnell ziemlich enttäuscht sein. Mit Handaufleg­en allein wird es jedenfalls nicht funktionie­ren, wie Stöger selbst vor Wochen festgestel­lt hat. Markus Kraetschme­r kann sich umgekehrt aus der Schusslini­e nehmen, wurde er Ende der vergangene­n Saison doch zum Sündenbock für viele Fans.

Der Repräsenta­nt

Stögers primäre Aufgabe wäre es, mit seiner smarten Art das Image der Austria wieder aufzupolie­ren. Er würde viel auf Reisen gehen, im Inland wie im Ausland, um Kontakte zu knüpfen und um künftige Spieler und vor allem Sponsoren zu werben. Denn die Austria würde ein paar zusätzlich­e Einnahmen ganz gut vertragen.

Stöger würde somit einen fast fertigen Kader und ein neu installier­tes Trainertea­m rund um Coach Christian Ilzer vorfinden; eine Zusammenar­beit, die Früchte trägt, sollte möglich sein. Noch offen ist hingegen, welche Rolle in diesem Ensemble der bisherige Sportdirek­tor Ralf Muhr einnehmen wird und ob sich Stöger einen Vertrauens­mann (aus seiner Zeit in Deutschlan­d) mitnehmen darf. Das sind Fragen, die noch in dieser Woche beantworte­t werden sollten.

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Es war einmal im Jahr 2013: Die Austria holte mit Cheftraine­r Peter Stöger den Meistertel­ler mit dem damaligen Bundesliga-Punktereko­rd. Jetzt soll der Doppelpass wieder gelingen

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