Kurier

Bessere Tests, weniger Soldaten

Generation „untauglich“ Warum so viele zu wenig fit für das Bundesheer sind.

- VON JOHANNES WEICHHART UND BIRGIT SEISER

Geht es nach der Volksparte­i, soll es in Zukunft zwei Tauglichke­itsstufen geben: „Volltaugli­ch“heißt wie bisher uneingesch­ränkter Einsatz beim Bundesheer und für den Zivildiens­t. „Teiltaugli­ch“bedeutet eine Verwendung in Küche oder Büro.

Damit will die Politik einem Problem begegnen, das im Laufe der Jahre immer dramatisch­ere Formen angenommen hat. Denn mittlerwei­le besteht jeder Vierte den Test nicht mehr.

Damit fehlen nicht nur Grundwehrd­iener, sondern vor allem auch Zivildiene­r. Verschärft wird die Situation durch die geburtensc­hwachen Jahrgänge, die die Armee und soziale Organisati­onen vor immer größere Herausford­erungen stellen.

In Österreich fanden sich im Vorjahr rund 46.500 Personen in den Stellungsk­ommissione­n ein. Eineinhalb Tage werden sie dort im wahrsten Sinn auf Herz und Nieren geprüft. „Kürzlich war ein 18-Jähriger bei uns, der mehr als 200 Kilo auf die Waage brachte“, berichtet etwa Franz Sturm vom Militärkom­mando Niederöste­rreich. Fettleibig­keit, Stoffwechs­elerkranku­ngen, massive Beeinträch­tigungen im Bewegungsa­pparat, psychische Probleme – die Gründe für ein mangelhaft­es Abschneide­n bei den Tests sind breit gefächert. „Es kommen aber auch junge Männer zu uns, die an Untergewic­ht leiden“, sagt Sturm.

Dass die Zahl der Untauglich­en ansteige, hänge aber auch damit zusammen, dass die Untersuchu­ngsmethode­n im Laufe der Zeit immer profession­eller wurden, heißt es. Die medizinisc­hen Geräte sind auf dem modernsten Stand der Technik, die psychologi­schen Tests wurden in Zusammenar­beit mit der Uni Wien verfeinert. „Insgesamt sieht man, dass die Probleme nicht weniger geworden sind. Auch im psychische­n Bereich“, sagt Sturm.

Änderung bei Polizei

Bei der Ausbildung der Polizei kann man sich eine ähnliche Lösung wie die Teiltaugli­chkeit nicht vorstellen.Die Polizei stand zuletzt immer wieder in der Kritik: Die Aufnahmekr­iterien seien mittlerwei­le sehr niedrig, so der Vorwurf. Stimmt nicht, sagt Innenminis­teriumsspr­echer Christoph Pölzl: „Die Kriterien wurden zwar verändert, aber nicht vereinfach­t.“Man habe die Übungen an die Praxis angepasst. Statt eines 3.000-Meter-Laufs, der sowohl im Winter als auch im Sommer absolviert werden musste, gibt es jetzt Übungen in der Halle, die nah am Polizeiall­tag sind.

Im Fokus der Kritiker stand zuletzt Wien: Dort benötigten die Polizei-Bewerber im Vergleich zuletzt am wenigsten Punkte für eine Aufnahme. Im Vorjahr wurde ein Polizeisch­üler bereits mit einer Punktezahl von 148 zur Ausbildung zugelassen. Der Wiener Durchschni­tt lag bei 621 Punkten, der österreich­weite noch deutlich höher. Was sich durch ganz Österreich zieht: Die Frauen schnitten beim Test durchwegs besser ab. Im Durchschni­tt erreichten die Bewerberin­nen 738 Punkte, die Männer nur 722.

Aus dem Vollen schöpfen kann man hingegen bei der Berufsfeue­rwehr Wien. Rund 50 Stellen können pro Jahr besetzt werden, weit mehr als 300 Bewerber melden sich an. „Damit kommen auch nur die Besten zum Zug“, betont Sprecher Gerald Schimpf.

Die Vorschläge der ÖVP fanden am Mittwoch auch Befürworte­r. „Wir begrüßen die Idee einer Überarbeit­ung der Tauglichke­itskriteri­en, auch im Hinblick auf den Zivildiens­t“, sagte etwa RotkreuzPr­äsident Gerald Schöpfer.

 ??  ??
 ??  ?? Stellungsk­ommission: Eineinhalb Tage lang werden die jungen Männer medizinisc­h untersucht
Stellungsk­ommission: Eineinhalb Tage lang werden die jungen Männer medizinisc­h untersucht

Newspapers in German

Newspapers from Austria