Bessere Tests, weniger Soldaten
Generation „untauglich“ Warum so viele zu wenig fit für das Bundesheer sind.
Geht es nach der Volkspartei, soll es in Zukunft zwei Tauglichkeitsstufen geben: „Volltauglich“heißt wie bisher uneingeschränkter Einsatz beim Bundesheer und für den Zivildienst. „Teiltauglich“bedeutet eine Verwendung in Küche oder Büro.
Damit will die Politik einem Problem begegnen, das im Laufe der Jahre immer dramatischere Formen angenommen hat. Denn mittlerweile besteht jeder Vierte den Test nicht mehr.
Damit fehlen nicht nur Grundwehrdiener, sondern vor allem auch Zivildiener. Verschärft wird die Situation durch die geburtenschwachen Jahrgänge, die die Armee und soziale Organisationen vor immer größere Herausforderungen stellen.
In Österreich fanden sich im Vorjahr rund 46.500 Personen in den Stellungskommissionen ein. Eineinhalb Tage werden sie dort im wahrsten Sinn auf Herz und Nieren geprüft. „Kürzlich war ein 18-Jähriger bei uns, der mehr als 200 Kilo auf die Waage brachte“, berichtet etwa Franz Sturm vom Militärkommando Niederösterreich. Fettleibigkeit, Stoffwechselerkrankungen, massive Beeinträchtigungen im Bewegungsapparat, psychische Probleme – die Gründe für ein mangelhaftes Abschneiden bei den Tests sind breit gefächert. „Es kommen aber auch junge Männer zu uns, die an Untergewicht leiden“, sagt Sturm.
Dass die Zahl der Untauglichen ansteige, hänge aber auch damit zusammen, dass die Untersuchungsmethoden im Laufe der Zeit immer professioneller wurden, heißt es. Die medizinischen Geräte sind auf dem modernsten Stand der Technik, die psychologischen Tests wurden in Zusammenarbeit mit der Uni Wien verfeinert. „Insgesamt sieht man, dass die Probleme nicht weniger geworden sind. Auch im psychischen Bereich“, sagt Sturm.
Änderung bei Polizei
Bei der Ausbildung der Polizei kann man sich eine ähnliche Lösung wie die Teiltauglichkeit nicht vorstellen.Die Polizei stand zuletzt immer wieder in der Kritik: Die Aufnahmekriterien seien mittlerweile sehr niedrig, so der Vorwurf. Stimmt nicht, sagt Innenministeriumssprecher Christoph Pölzl: „Die Kriterien wurden zwar verändert, aber nicht vereinfacht.“Man habe die Übungen an die Praxis angepasst. Statt eines 3.000-Meter-Laufs, der sowohl im Winter als auch im Sommer absolviert werden musste, gibt es jetzt Übungen in der Halle, die nah am Polizeialltag sind.
Im Fokus der Kritiker stand zuletzt Wien: Dort benötigten die Polizei-Bewerber im Vergleich zuletzt am wenigsten Punkte für eine Aufnahme. Im Vorjahr wurde ein Polizeischüler bereits mit einer Punktezahl von 148 zur Ausbildung zugelassen. Der Wiener Durchschnitt lag bei 621 Punkten, der österreichweite noch deutlich höher. Was sich durch ganz Österreich zieht: Die Frauen schnitten beim Test durchwegs besser ab. Im Durchschnitt erreichten die Bewerberinnen 738 Punkte, die Männer nur 722.
Aus dem Vollen schöpfen kann man hingegen bei der Berufsfeuerwehr Wien. Rund 50 Stellen können pro Jahr besetzt werden, weit mehr als 300 Bewerber melden sich an. „Damit kommen auch nur die Besten zum Zug“, betont Sprecher Gerald Schimpf.
Die Vorschläge der ÖVP fanden am Mittwoch auch Befürworter. „Wir begrüßen die Idee einer Überarbeitung der Tauglichkeitskriterien, auch im Hinblick auf den Zivildienst“, sagte etwa RotkreuzPräsident Gerald Schöpfer.