„Ein Teil von mir bleibt lieber unerkannt“
Body Part Model. Niemand weiß, wie ihr Gesicht aussieht. Trotzdem ist Adele Uddo weltbekannt. Ein Einblick in den Beruf eines Handmodels
Sie gehört zu den erfolgreichsten Models der Welt, dennoch wird sie von niemandem auf der Straße erkannt. Im Gegensatz zu berühmten Kolleginnen wie Gigi Hadid oder Karlie Kloss präsentiert Adele Uddo keine Mode auf dem Laufsteg, den Großteil ihres Körpers hält sie nicht einmal vor die Kamera. Nichtsdestotrotz bezahlen Firmen große Summen, wenn sie Uddo als „Body Part Model“buchen.
Meist sind es ihre Hände, die angefragt werden. Uddo hat lange, schlanke Finger, kombiniert mit einer schönen Nagelform und einem gleichmäßigen Hautton. Dass sie ihr zum Durchbruch in der Branche verhelfen würden, hätte sie zu Beginn ihrer Karriere niemals gedacht. „Ich habe als klassisches Model angefangen, war aber nicht groß genug“, sagt die Kalifornierin im Gespräch mit dem KURIER. „Meine Oma hat mir ständig Komplimente für meine Hände gemacht. Irgendwann bin ich zum Casting einer der weltweit größten Nagellack-Marken gegangen – und habe den Job bekommen. Ab diesem Zeitpunkt hat mir mein Agent immer häufiger HandmodelAufträge vermittelt.“Seitdem hat sie nicht nur für alle namhaften Beauty-Firmen, darunter Essie und Dior, gearbeitet, auch für zahlreiche Edel-Juweliere hielt sie ihre Finger samt deren Diamantschmuck in die Kamera.
Anonymität von Vorteil
In der Regel steht Uddo, ebenso wie klassische Models, viele Stunden vor der Kamera – manchmal aber auch nur wenige Sekunden. „Bei letzteren Jobs fungiere ich als Hand-Doppelgängerin“, erklärt die Kalifornierin, die weder über ihr Alter noch ihre Gagen spricht. „Unter anderem habe ich schon für Heidi Klum gedoubelt.“
Wer ihre schlanken Finger als die eigenen ausgibt, weiß sie jedoch nicht immer. „Ich habe einmal die Freundin von George Clooney in einer Nespresso-Werbung gespielt. Davon wusste ich nichts, bis ich meine Hände einige Zeit später überall im Fernsehen sah.“Die Anonymität, die mit dem Job als Body Part Model einhergeht, genießt Uddo: „Ein Teil von mir liebt es, gesehen zu werden. Der andere bleibt lieber unerkannt. Ich bin auf riesigen Plakatwänden zu bewundern – trotzdem weiß niemand, wer ich bin. Das ist recht praktisch.“
Kein Geschirrwaschen
Während andere Models ihre Körper mehrmals pro Woche im Fitnesscenter trimmen, dreht sich bei Adele Uddo alles um die Handpflege. „Für die Makro-Aufnahmenmüssen sie makellos aussehen“, sagt das Model. Ein abgebrochener Nagel kann bedeuten, dass sie den Auftrag verliert. „Geschirr abwaschen muss deshalb mein Mann“, gibt sie schmunzelnd zu. „Ansonsten versuche ich mich aber nicht zu sehr einschränken zu lassen.“
Sie habe sich angewöhnt, keine schnellen Bewegungen zu machen, damit die Nägel nicht einreißen oder die Haut Kratzer abbekommt. Das Auto wird in der Heimat Los Angeles ausschließlich mit fingerlosen Handschuhen gefahren: „Sie schützen mich vor Pigmentflecken.“
Das mehrmals tägliche Einschmieren ist schon lange verinnerlicht. Uddo: „Zu Beginn meiner Karriere war ich geradezu obsessiv im Umgang mit Handcremes. Ich habe sehr viele Produkte ausprobiert, war aber mit nichts wirklich zufrieden.“Sie begann, in ihrer Küche selbst Pflegeprodukte mit ätherischen Ölen anzurühren. Das positive Feedback ihrer Freunde motivierte sie schließlich dazu, vergangenes Jahr ihre eigene Pflegemarke „Essentiel by Adele“zu lancieren. Das Konzept: Statt vieler Produkte nur eines, das sowohl im Gesicht als auch auf den Händen und am Körper aufgetragen wird.
Jenen, die mit dem Aussehen ihrer Hände und Nägel unzufrieden sind, empfiehlt das Model: „Benutzt eure Fingernägel nicht als Werkzeug. So werden sie nie gesund und lang.“Die richtige Ernährung spiele ebenfalls eine Rolle. „Ich esse äußerst gesund. Schönheit kommt nun mal auch von innen“, sagt Adele Uddo, hält kurz inne und fügt hinzu: „Ironischerweise sind einige meiner besten Kunden ausgerechnet Fast-Food-Giganten.“