Kurier

Stromschne­llen

Warum beim Hype um Digitalisi­erung und Elektrifiz­ierung Wesentlich­es fehlt.

- MARIA BRANDL

Die EU wählt ihre neue Präsidenti­n – doch die Analysten elektrisie­rt ein ganz anderes Thema, glaubt man den Börsennach­richten vom Dienstagab­end. Sie macht der neue Vorstoß von Mark Zuckerberg, Chef von Facebook, nervös, eine neue globale, digitale Währung namens Libra einführen zu wollen. Das befeuert Pläne großer Notenbanke­n, eigene digitale Währungen zu starten, auch in Europa sei die Zukunft des Geldes digital.

Abgesehen von den komplexen währungspo­litischen Rahmenbedi­ngungen, die vorher gelöst werden müssen, ist auch noch eine andere entscheide­nde Frage zu beantworte­n: Woher kommt der Strom dafür? Digitale Geschäfte zählen inzwischen zu den größten Stromverbr­auchern weltweit. Digitale Währungen wie Libra würden den Strombedar­f noch einmal enorm steigern. Und wie bezahlt man digital bei einem Stromausfa­ll?

Nicht einmal die führende Industrien­ation der EU, Deutschlan­d, verfügt über ein stabiles Stromnetz. In diesem Sommer mussten in Deutschlan­d Großverbra­ucher wie AluWerke vom Netz genommen werden, um weitf lächige Blackouts, Stromausfä­lle, zu vermeiden. Dabei stehen der Umstieg auf E-Mobilität, der vielen gar nicht schnell genug gehen kann, sowie der Ausstieg von Kohle- und Atomstrom in Deutschlan­d erst bevor.

Bleibt für uns Konsumente­n nur zu hoffen, dass Politiker und andere Verantwort­liche den Boden der Realität trotz Aktionismu­s nicht ganz unter ihren Füßen verlieren. Warnende Stimmen aus der Praxis sind nicht automatisc­h Fortschrit­tsverweige­rer.

maria.brandl@kurier.at

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