Überwindung von Höhenmetern und einer Alterskluft zwischen den Generationen
Drama. Ins Altersheim? Jetzt schon? Für Edie ist mit 83 Jahren noch lange nicht Schluss!
Wir lernen sie kurz vor dem Tod ihres Mannes kennen. Ein halbes Leben lang hat sie ihn gepflegt – plötzlich ist sie Witwe. Endlich frei. Aber ihre resolute Tochter Nancy will sie in einer Anstalt für Senioren versorgt wissen. Edie will nicht nur mit alten Menschen zusammenleben. Nach dem Motto: Alt bin ich selber, erinnert sie sich an das wilde Mädchen, dass sie vor ihrer Hochzeit war. Und dieses Mädchen in ihr will hoch hinaus: Auf die Spitze des Suilven, der zu den markantesten Bergen der schottischen Highlands gehört und beinahe senkrecht aus einer wilden Moorlandschaft herausragt.
Für den geplanten Gipfelsturm engagiert Edie den jungen Fitness-Trainer Jonny. Die Bergwanderung führt nicht nur zur Überwindung der Gebirgs-Höhenmeter, sondern auch zur Überbrückung der tiefen Alterskluft.
Spagat
Der Spagat zwischen den Generationen zeigt auf ebenso ernste wie humorvolle Weise, dass Alter und Jugend keine objektivierbaren Zustände sind. Immer wieder vermutet Edie hinter Jonnys höflichen Floskeln abschätzige Bemerkungen wegen ihres Alters. Die einsilbigen Verständigungen sind pointiert und eindringlich. Aber wie der dreißigjährige Trainer und die 83-jährige Bergsteigerin einander näher kommen, fängt der Film weniger mit Dialogen als mit Großaufnahmen der Gesichter ein.
Die Antwort auf die Frage, ob daraus eine dauerhafte Freundschaft entsteht, überlässt der Film den Zuschauern. Gedreht wurde übrigens am Originalschauplatz. Und die 86-jährige Hauptdarstellerin Sheila Hancock hat den Berg tatsächlich bestiegen.
Ein Film, der den Mut zum Alter fördert. Leider ist er ein wenig betulich und durchschaubar erzählt. Edie – Für Träume ist es nie zu spät. GB 2017. 102 Min. Von Simon Hunter. Mit Sheila Hancock. KURIER-Wertung: