Die heileWelt im Austro-Biedermeier
Die Österreicher sind zufrieden wie selten zuvor. Beim Zusammenhalt gibt’s noch Luft nach oben.
Wer das Klischee strapazieren möchte, wonach dasRaunzen, MeckernundMatschkernganz typisch wienerische oder gar österreichischeWesenszüge seien, der gerätnunerheblichinErklärungsnot. Denn laut der von der UniversitätWien veröffentlichtenWertestudie EVS sagenzwei von dreiÖsterreichern, sieseien„sehrzufrieden“mitihremLeben.
Zwei Drittel Nichtraunzer-Quote? Das ist ein fabelhafterWert– undnochdazueinRekord: Niezuvor wardie gemessene Zufriedenheit bei derEVShöher. Also alles paletti in der Alpenrepublik? Mitnichten. DennsozufriedendieÖsterreicherin ihrer eigenen kleinenLebenswelt auchsind: beimsozialen Zusammenhalt gibt’s, ganz unwissenschaftlichgesprochen, nochLuftnachoben.
Seit Jahrzehnten sei hierzulande eine Art „NeoBiedermeier“zubeobachten, dieÖsterreicherschauenmehrauf sich, weniger auf die anderen, manzieht sichzurück, soheißtesaneinerStellederStudie. Und an einer anderenwarnen dieAutoren gar davor, dass die Aggressivität derWahlkämpfe dazu beiträgt, den sozialenZusammenhaltzu gefährden.
Eswarniegeplant, dass dieWertestudie mittenin einem Nationalratswahlkampf präsentiert wird. Aber vielleicht istdas eine wunderbareFügung.
Vielleicht sollten die Wähler ihre Entscheidung diesmal auch danach treffen, ob undwas Programm undWahlkampf einer Partei dazu beitragen, das Gemeinsame zu fördern. Mehr Zusammenhalt könnte auf langeSicht auchmehr Zufriedenheit bedeuten.
Schon klar, zwei Drittel ist ein stattlich hoher Wert. Aberwer sagt, dassdanichtsmehrgeht?