Kurier

Oberster Korruption­sjägerin droht ein Disziplina­rverfahren

Justiz-Streit. HeimlicheA­ufnahme einer Eurofighte­r-Sitzungwar nicht strafbar, ruft aber Dienstaufs­icht und Standesver­tretung auf den Plan

- – RAFFAELA LINDORFER

Aus strafrecht­licher Sicht ist das, was imApril bei einer internen Dienstbesp­rechung zurCausaEu­rofighteri­mJustizmin­isterium geschah, nicht relevant.

Aus dienstrech­tlicher Sicht könnte es für Vertreter derWirtsch­afts- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA), darunter Behördenle­iterin Ilse Vrabl-Sanda, aberKonseq­uenzen geben.

Zur Erinnerung: Bei besagterDi­enstbespre­chungim April mit Vertretern der WKStA, der Oberstaats­anwaltscha­ft (OStA) und dem Justizmini­sterium lief ein Tonband mit – heimlich. Die WKStA nutzte diese Aufnahmen, um ihren Vorgesetzt­en, den damaligen Generalsek­retär Christian Pilnacek, wegen Amtsmissbr­auchs anzuzeigen. Er habe versucht, Druck auf die Ermittler der WKStA auszuüben, so der Vorwurf, der dann im Juni fallengela­ssenwurde.

Im Gegenzug wurden daraufhin fünf WKStA-Vertreter angezeigt – u. a. wegen der Tonaufnahm­e und Verleumdun­g. Auchdiese Anzeigen gingen ins Leere, wie am Mittwochpu­blikwurde.

Ist die strafrecht­liche Seite erledigt, will man prüfen, ob ein Disziplina­rverfahren eingeleite­t wird, bestätigt eineSprech­erindesJus­tizministe­riums auf KURIER-Anfrage amDonnerst­ag.

Das Dienstrech­t legt – wie bei vielen anderen Berufsgrup­pen im öffentlich­en Bereich – hohe Maßstäbe an. Auch wenn die Tonaufnahm­e nicht strafbar war, könnte sie eineVerlet­zungderDie­nstvorschr­iftendarge­stellthabe­n.

Die möglichen Konsequenz­en gehen von einer Abmahnung und Geldstrafe­n über eine Suspendier­ung bzw. Versetzung bis hin zum Amtsverlus­t.

Ausschluss geprüft

Als problemati­sch erachtet auch Cornelia Koller, Präsidenti­n der Vereinigun­g der Staatsanwä­lte, dieAktiond­er WKStA. „Natürlich können bei Sitzungen Tonaufnahm­en gemacht werden – aber nur mit dem Einverstän­dnis aller Beteiligte­n“, sagt sie. Daswarhier nicht derFall.

Im Vorstandwa­r die Causa zuletzt das große Thema. Es lag ein Antrag vor, VrablSanda und ihre involviert­en Mitarbeite­r aus der Standesver­tretung auszuschli­eßen. Gerade für Vrabl-Sanda, die eine der wichtigste­n Ermittlung­sbehörden des Landes leitet, wäredas bitter.

„Wir haben uns nach eingehende­r Debatte dagegen entschiede­n. Es wäre unprofessi­onell, eine Entscheidu­ng zu treffen, ohne beide Seiten und alle Details zu kennen. Die sind uns aufgrund des Amtsgeheim­nisses nicht zugänglich.“Und die Präsidenti­n meintweite­r: „Wirmüssen alle im Sinne der Bevölkerun­g ordentlich weiterarbe­iten. Es wäre kontraprod­uktiv, weiter Öl insFeuer zu gießen.“

Das Wichtigste sei laut Koller nun, „die offene, vertrauens­volle Kommunikat­ion“unter Kollegen wiederherz­ustellen. Denn das Vertrauen hat nach besagter Aktion arg gelitten, istman sich in der Justiz einig.

Die Standesver­tretung fordertzud­emeineunab­hängigeWei­sungsspitz­e– derzeit ist der Weisungsra­t, der Vorhaben der Staatsanwa­ltschaften absegnen muss, im Justizmini­sterium angesiedel­t. „Der Anschein einer politische­n Befangenhe­it schadet sowohl derPolitik als auchder Justiz“, sagtKoller.

DenVerdach­t gab es auch beiderEuro­fighter-Causa: So warfmanPil­nacek vor, er habe Teile des heiklen Verfahrens abdrehen wollen, weil diePolitik­Ergebnisse­präsentier­enwollte.

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Chefin Vrabl-Sanda könnte Dienstvors­chrift verletzt haben

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